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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Erste Datenintegration in das Deutsche Register chronische Wunden (DRcW)

Meeting Abstract

  • Katharina Klose - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Kerstin Protz - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Katharina Herberger - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Kristina Heyer - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 353

doi: 10.3205/16gmds118, urn:nbn:de:0183-16gmds1181

Published: August 8, 2016

© 2016 Klose et al.
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Text

Hintergrund: Seit 2012 wird das Patientenregister chronischer Wunden aufgebaut (Deutsches Register chronische Wunden, DRcW). Da die Harmonisierungen der Dokumentationsstandards für chronische Wunden der Bundeskonsensuskonferenz [1] zum Zeitpunkt der ersten Datenintegration noch nicht abgeschlossen waren, sollten zunächst Sekundärdaten aus der Behandlungsroutine in das DRcW intergiert werden [2]. Dabei handelt es sich um klinische und patientenbezogene Daten im Längsschnitt, die durch verschiedene kooperierende Institutionen in Deutschland gesammelt werden. Der erste Integrationsprozess dieser Routinedaten ist nun abgeschlossen. In dieser Arbeit werden die Probleme bei der Integration aufgezeigt, Ursachen benannt und erste deskriptive Ergebnisse dargestellt.

Methoden: Die Daten wurden von spezialisierten Wundnetzen aus ganz Deutschland zur Verfügung gestellt. Sie umfassen Inhalte wie Stammdaten, Wunddaten und Therapien. Der Datenmanagementprozess bei der Integration der Datenquellen wurde mehrstufig dokumentiert. Zunächst wurden die verfügbaren Variablen und deren Ausprägungen anhand einer Variablen-SOLL-Liste verglichen. Dabei wurde geprüft, ob die Variable formal vorhanden und die vorliegende Skalierung auf die SOLL-Skalierung übertragbar ist. Bei stark abweichender Skalierung einer Variable bei den unterschiedlichen Datenhaltern wurden Lösungsmöglichkeiten für eine einheitliche Skalierung der Variable interdisziplinär mit Wundexperten, Ärzten, Study Nurses und Medizinischen Dokumentaren diskutiert. Aus diesem Vergleich resultierten die verfügbaren Variablen für den Gesamtdatensatz.

Ergebnisse: Insgesamt wurden die klinischen Routinedaten von vier spezialisierten Wundnetzen mit insgesamt 22 Wundzentren aus ganz Deutschland in einem Gesamtdatensatz integriert. Bei der Vereinheitlichung der Daten aus einzelnen Quellen mit jeweils eigenen Datenstrukturen, -inhalten und -umfängen konnten 1/5 der Variablen zusammengeführt werden. Darüber hinaus mussten neun Variablen aufgrund uneinheitlicher Skalierung der Variablen entgegen der SOLL-Skalierung dichotomisiert werden. Die Variablenliste des Gesamtdatensatzes umfasst 33 Variablen der SOLL-Liste aus den Bereichen Stammdaten, Begleiterkrankungen, Wundanamnese, Wundstatus und Therapie.

Der Gesamtdatensatz beinhaltet die klinischen Verlaufsdaten von 4.023 Wunden jeglicher Ätiologie und 2.328 Patienten aus den Jahren 2009 bis 2014. Die Patienten stammen überwiegend aus den Bundesländern Bayern (40,0 %), Nordrhein-Westfalen (29,9%) und Baden-Württemberg (16,7%). Mit 46,9% litt die Mehrheit der Patienten unter einem Ulcus cruris. Die nächsthäufigste Wundart war Dekubitus (16,5%) und Diabetischer Fuß (13,9%). Weitere dokumentierte Wundarten waren postoperative, infektiöse, immunologische, traumatische und sonstige Wunden.

Zusammenfassung: Mit der ersten Datenintegration in das DRcW steht nun ein Datenpool von Versorgungsdaten aus der klinischen Routineversorgung von Patienten mit chronischen Wunden zur Verfügung. Größtes methodisches Problem bestand in der erheblichen Dezimierung des SOLL-Variablensatzes. Von 167 Variablen konnten nach der Integration aller Quellen im Gesamtdatensatz 19,8% der Variablen fusioniert werden. Dies verdeutlicht, wie abhängig eine gelungene Integration vom Grad der Homogenität der Sekundärdaten ist. Dies trifft sowohl auf die Struktur als auch auf den Inhalt der einzelnen Datenquellen zu.

Obwohl Wunden jeglicher Genese eingeschlossen wurden, beinhaltet der Datensatz primär chronische Wunden (Ulcus cruris, Dekubitus und Diabetischer Fuß). Daten zur Versorgungsqualität von Patienten mit chronischen Wunden sind in Deutschland rar. Daher bedarf es eines weiteren Ausbaus des Patientenregisters, um die Versorgungssituation besser beschreiben zu können. Hierzu ist eine fortwährende Entwicklung und Verbreitung eines einheitlichen Standards in der Wunddokumentation notwendig. Dies bedeutet, dass auch Versorger ihre Dokumentationssysteme stets an aktuelle Erkenntnisse und Dokumentationsstandards anpassen müssen.


Literatur

1.
Augustin M, Schmitt J, Herberger K, Goepel L, Heyer K, Dissemond J, et al. The German national consensus on wound documentation and outcomes: Rationale, working programme and current status. Wound Medicine. 2014;7:8-13. URL: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2213909515000117. (Zuletzt abgerufen: 10.03.2016) External link
2.
Heyer KA, Storck M, Schmidt M, Imkamp U, Wild T, Augustin M. Das Deutsche Wundregister (DWR) – Konzept und Sachstand. Dtsch med Wochenschr. 2012; 137(S 03):A137.