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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Möglichkeiten der Standardisierung von Rapid Reviews – Projektvorstellung

Meeting Abstract

  • Barbara Buchberger - Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Beate Lux - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Laura Krabbe - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Jessica Tajana Mattivi - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 541

doi: 10.3205/16gmds107, urn:nbn:de:0183-16gmds1075

Published: August 8, 2016

© 2016 Buchberger et al.
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Text

Hintergrund: Auf der Basis eines von uns durchgeführten Vergleichs von Systematischen Reviews und Rapid Reviews zu chirurgischen Eingriffen bewertet mit AMSTAR [1] konnten wir Uneindeutigkeiten bezüglich der Interpretation des Wortes „rapid” sowie den Bedarf für eine Standardisierung identifizieren. Die Dringlichkeit vieler Fragen im Gesundheitswesen macht eine Beschleunigung des „klassischen“ Review-Verfahrens erforderlich, das zwischen einem halben und einem Jahr dauern kann. Verschiedene methodische Einschränkungen sind denkbar wie beispielsweise die Begrenzung der Recherche auf eine Datenbank oder auch der Verzicht auf einen Zweitgutachter bei der Selektion von relevanten Referenzen oder der Datenextraktion.

Die Konsequenzen solcher Limitierungen, wie ein erhöhtes Verzerrungspotential aber auch eine wesentlich schnellere Publikation von Empfehlungen und deren Implementierung, sind bis dato empirisch wenig erforscht. Generell könnte ein Umdenken nach dem Vorbild der kanadischen Agentur für Health Technology Assessment (HTA) eingeleitet werden: seit 10 Jahren besteht dort ein sogenannter „Rapid Response Service“, der unterschiedliche Produkte anbietet. Die Spanne reicht von der Erstellung einer Liste mit relevanten Artikeln, die innerhalb von fünf bis zehn Werktagen erstellt wird, bis zu ausführlicheren Evidenz-Aufbereitungen, die auch eine Interpretation der Ergebnisse und ein Peer-Review-Verfahren beinhalten und nach zwei bis drei Monaten fertiggestellt sein können. Im Gegensatz zu Empfehlungen auf der Basis von „klassischen“ Reviews werden diese Kurz-Berichte mit „evidence-informed“ statt „evidence-based“ bezeichnet.

Ziel des vorliegenden Projektes ist es, eine standardisierte Methodik für Rapid Reviews zu entwickeln.

Methoden: Das Forschungsprojekt ist in drei Phasen unterteilt. Zunächst erfolgen eine umfassende systematische Recherche nach bereits existierenden Standards sowie Handsuchen auf Internetseiten von HTA-Institutionen sowie von staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen. Darüber hinaus werden sämtliche Restriktionsmöglichkeiten für Systematische Reviews nach internationalem Standard ermittelt, mithilfe derer das Verfahren beschleunigt werden kann. Recherchen nach empirischen Studien, in denen einzelne Restriktionsmöglichkeiten bereits untersucht wurden, dienen als Ergänzung. In einem Stufenmodell, das den Arbeitsprozess für das Erstellen eines Systematischen Reviews nach internationalem Standard abbildet, werden die ermittelten Restriktionsmöglichkeiten als weitere Stufen eingefügt. Alle Ergebnisse sowie ein Vorschlag für eine geeignete Forschungsfrage, die mit dem Systematischen und dem Rapid Review untersucht werden soll, werden Experten einer Fokusgruppe zur Diskussion vorgelegt. Diese endet mit dem Beschluss eines zu testenden Standards sowie einer damit zu untersuchenden Fragestellung. Die zweite Phase besteht aus der Durchführung eines Systematischen Reviews und eines Rapid Reviews mit den ausgewählten Restriktionen zu der beschlossenen Fragestellung im Paralleldesign. Die Ergebnisse und die sich jeweils daraus entwickelnden Bewertungen und Empfehlungen werden miteinander verglichen, hinsichtlich ihres Bias-Potentials untersucht und dem Expertenkreis zur Diskussion vorgelegt. Zum Abschluss des Projekts wird ein Standard definiert, der im Vergleich zu einem Systematischen Review zu derselben Fragestellung im Paralleldesign getestet wird. Seine Implementierung wird von Entscheidungsträgern diskutiert.

Diskussion: Der Vergleich der Ergebnisse eines Rapid Reviews gemäß einer neu entwickelten Methodik mit einem Systematischen Review zu einer identischen Fragestellung und im Paralleldesign wird Schlussfolgerungen zu möglichen methodischen Einschränkungen und ihrem Bias-Potential sowie zu eingesparter Zeit und eingesparten Ressourcen durch den beschleunigten Review Prozess erlauben. Eine standardisierte Methodik für Rapid Reviews wird Entscheidungsträgern und Stakeholdern im Gesundheitswesen ermöglichen, Entscheidungen unter Zeitdruck mit größerer Sicherheit zu treffen.


Literatur

1.
Mattivi JT, Buchberger B. Using the AMSTAR checklist for rapid reviews: Is it feasible? Int J Technol Assess Health Care. 2016. Under review