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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Regionale fachärztliche Versorgung und demographischer Wandel in Deutschland – Szenarien zur dermatologischen Versorgung für das Jahr 2035

Meeting Abstract

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  • Anne Kis - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg, Deutschland
  • Jobst Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 252

doi: 10.3205/16gmds105, urn:nbn:de:0183-16gmds1059

Published: August 8, 2016

© 2016 Kis et al.
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Hintergrund: Der demographische Wandel führt sowohl auf Patienten- als auch auf Ärzteseite zu regionalen Veränderungen. Insbesondere strukturschwache Regionen müssen aufgrund der Altersstruktur der dort praktizierenden Ärzt/innen sowie gleichzeitig auftretende Wiederbesetzungschwierigkeiten mit Herausforderungen in der medizinischen Versorgung rechnen. Diese Studie zielt darauf ab, den Versorgungsgrad bis 2035 auf Basis aktueller Geo- und Gesundheitsdaten (Bevölkerung, Arztstandorte) am Beispiel der dermatologischen Versorgung zu berechnen.

Methoden: Berechnungsgrundlage ist der korrigierte Versorgungsgrad aus der aktuell gültigen Bedarfsplanungs-Richtlinie (Gemeinsamer Bundesausschuss 2015). Die Berechnung berücksichtigt neben den aktuellen Großstadtregionen des BBSR (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) von 2012, die Altersstruktur der Bevölkerung, den aktuellen Gebietsstand (Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2014), aktuelle Arztstandorte (DDA-Mitglieder 2014) sowie die derzeit gültigen Prognosezahlen des BBSR für das Jahr 2035. Vier Wiederbesetzungs-Szenarien je Planungsbereich wurden den Berechnungen zu Grunde gelegt: Szenario 1: alle Arztsitze können wiederbesetzt werden, Szenario 2: ein Arztsitz kann nicht wiederbesetzt, Szenario 3: zwei Arztsitze können nicht wiederbesetzt werden, Szenario 4: eine 100%ige Wiederbesetzung der Arztsitze ist nur in den zentraleren Regionen möglich (Großstadtregionstyp 1 und 2), in den ländlicheren Regionen können zwei Arztsitze nicht wiederbesetzt werden (Großstadtregionstyp 3,4 und 5). Als zentrales Analyseprogramm wurde ArcMAP 10.3.1 verwendet, welches auch für die kartographische Aufbereitung genutzt wurde.

Ergebnisse: Die vier Wiederbesetzungs-Szenarien zeigen unterschiedliche Ergebnisse für die dermatologische Versorgung bis 2035. Während sich bei 100%iger Wiederbesetzung der dermatologischen Arztsitze (Szenario 1) der Versorgungsgrad aufgrund des Bevölkerungsrückganges in einigen wenigen Teilräumen sogar verbessern würde (4% der hier zu Grunde liegenden Planungsbereichehaben einen Versorgungsgrad von <50% im Vergleich zu 5% in 2014), zeigen die für die strukturschwachen Regionen eher wahrscheinlicheren Szenarien 2 bis 4 deutliche Handlungsbedarfe auf. Szenario 2 führt dazu, dass 7% der Arztsitze nicht wiederbesetzt werden können und 11% der Planungsbereiche in Folge dessen unterversorgt sind. Werden zwei Arztsitze je Planungsbereich nicht wiederbesetzt (Szenario 3 und 4), so kann auf Basis der Berechnungen bei knapp einem Viertel der Planungsbereiche eine Unterversorgung konstatiert werden. Insgesamt würden in den beidenzuletzt genanntenSzenarien bei 10% der Planungsbereiche sogar gänzlich niedergelassene Dermatolog/innen fehlen, während dies 2014 noch für <1% der Planungsbereiche zutrifft.

Zusammenfassung: Die Zukunftsszenarien zur dermatologischen Versorgung zeigen modellhaft, dass der demographische Wandel in Kombination mit einer Veränderung des Niederlassungsverhaltens junger Mediziner/innen die regionale fachärztliche Versorgung vor größere Herausforderungen stellen kann. Insbesondere strukturschwache Regionen sind davon betroffen. Bei knapp 10% der heutigen Planungsbereiche hängt die ambulante dermatologische Versorgung von zwei oder weniger Dermatolog/innen ab. Dies führt dazu, dass betroffene Regionen bei Wiederbesetzungsschwierigkeiten hinsichtlich ihrer Versorgungssicherstellung im Gegensatz zu den zentraleren Planungsbereichen eine hohe Vulnerabilität aufweisen. Umso wichtiger ist es, möglichen Versorgungsengpässen insbesondere in diesen strukturschwachen Regionen mit weiteren Anstrengungen in der Bedarfsplanung aber auch mit kreativen Versorgungsmodellen und interkommunalen Kooperationen zu begegnen.

Datengrundlagen:
Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (2014): aktuell gültige Verwaltungsgebiete.
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2013): Raumordnungsprognose 2035 nach dem Zensus.
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2012): Laufende Stadtbeobachtung - Raumabgrenzungen. Großstadtregionen.
Deutsche Dermatologische Akademie (2014): Standortliste der DDA-Mitglieder.


Literatur

1.
Gemeinsamer Bundesausschuss, Hrsg. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Bedarfsplanung sowie die Maßstäbe zur Feststellung von Überversorgung und Unterversorgung in der vertragsärztlichen Versorgung (Bedarfsplanungs-Richtlinie). 2015.