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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Frakturrisiko bei Personen mit Behinderung: Ergebnisse einer Sekundärdatenanalyse mit Daten einer großen Gesundheitskasse

Meeting Abstract

  • Gisela Büchele - Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • Dietrich Rothenbacher - Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • Ramona Auer - AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Deutschland
  • Kilian Rapp - Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 328

doi: 10.3205/16gmds089, urn:nbn:de:0183-16gmds0899

Published: August 8, 2016

© 2016 Büchele et al.
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Hintergrund: Studienergebnisse legen nahe, dass das Frakturrisiko bei Personen mit einer geistigen Behinderung oder Entwicklungsstörung höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Für einen alters- und geschlechtsspezifischen Vergleich von einzelnen Frakturtypen mangelt es aber an aktuellen, ausreichend großen Studien. Ziel dieser Studie war es, für Femurfrakturen und andere häufige Frakturtypen nach Alter und Geschlecht spezifische Raten für Personen mit Behinderungen zu bestimmen und diese mit den Raten der Allgemeinbevölkerung zu vergleichen.

Methoden: Personen mit einer geistigen Behinderung oder Entwicklungsstörung und deren inzidente Frakturen wurden in den Routinedaten einer Krankenversicherung (AOK Baden-Württemberg) identifiziert. Zur allgemeinen Charakterisierung von Art und Ausmaß der Behinderungen wurden in fünf Werkstätten für behinderte Menschen Auszüge aus den Routinedokumentationen herangezogen. Daten zur Frakturhäufigkeit der Allgemeinbevölkerung von Baden-Württemberg wurden vom Statistischen Bundesamt ermittelt. Alters-spezifische und alters-standardisierte Frakturinzidenzen wurden analysiert. Um das Frakturrisiko von behinderten Menschen mit der Allgemeinbevölkerung zu vergleichen, wurden Inzidenz-Ratios berechnet.

Ergebnisse: Zwischen 2008 und 2010 wurden fast 18.000 Personen mit geistiger Behinderung oder Entwicklungsstörung im Alter von 0-69 Jahren beobachtet. Es traten 148 Femurfrakturen und 469 andere Frakturen auf. Die drei häufigsten Frakturtypen, die zu einem Krankenhausaufenthalt geführt hatten, waren die Femurfraktur, die Fraktur des Unterschenkels/Sprunggelenks und die Fraktur im Schulter-Arm-Bereich. Ein besonders hohes Risiko für Femurfrakturen lag für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen vor. Bei Erwachsenen mit Behinderungen nahm das Risiko für Femurfrakturen mit steigendem Alter zu. Selbst wenn die jüngste Altersklasse nicht in den Auswertungen berücksichtigt wurde, war die alters-standardisierte Inzidenz von Femurfrakturen um das 4,8-fache für Frauen und um das 7,1-fache für Männer höher als in der Allgemeinbevölkerung. Für alle Frakturtypen außer Unterarm/Hand-Frakturen und Hüft-Frakturen zeigten sich höhere Frakturinzidenzen für Personen mit Behinderungen als in der Allgemeinbevölkerung.

Zusammenfassung: Die Frakturbelastung für Personen mit geistiger Behinderung oder Entwicklungsstörung ist hoch. Vergleichbare Risiken für beispielsweise Femurfrakturen treten für Frauen mit Behinderungen um 10-15 Jahren früher und für Männer mit Behinderungen sogar 20-40 Jahre früher auf als in der Allgemeinbevölkerung.