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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Diagnostizierte Depression und Inanspruchnahme von Versorgungs- und Vorsorgeleistungen bei Erwachsenen in Deutschland

Meeting Abstract

  • Ulrike Maske - Robert Koch Institute, Berlin, Deutschland
  • Maren Jaedtke - Freie Universität Berlin, Berlin, Deutschland
  • Dieter Kleiber - Freie Universität Berlin, Berlin, Deutschland
  • Markus A. Busch - Robert Koch Institute, Berlin, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 069

doi: 10.3205/16gmds084, urn:nbn:de:0183-16gmds0847

Published: August 8, 2016

© 2016 Maske et al.
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Text

Hintergrund: Depressionen sind mit einer erhöhten Inanspruchnahme von medizinischen Versorgungsleistungen assoziiert. Informationen zum Zusammenhang zwischen einer diagnostizierten Depression und der Inanspruchnahme von Vorsorgeleistungen in der Allgemeinbevölkerung sind hingegen begrenzt. Personen mit Depression zeigen häufiger ein ungünstiges Gesundheitsverhalten und einige Studien haben eine verminderte Inanspruchnahme von Vorsorgeleistungen beschrieben. Andererseits stellt sich die Frage, ob Personen mit einer diagnostizierten Depression, die also bereits in Kontakt mit dem Versorgungssystem stehen, mehr oder weniger Vorsorgeangebote in Anspruch nehmen als Personen ohne eine diagnostizierte Depression. Ziel dieser Studie ist es, in einer bundeweiten Stichprobe der erwachsenen Allgemeinbevölkerung in Deutschland den Zusammenhang zwischen einer diagnostizierten Depression und der Inanspruchnahme von Versorgungs- und Vorsorgeleistungen unter Berücksichtigung von chronischer somatischer Komorbidität und soziodemografischen Faktoren zu untersuchen.

Methoden: Datenbasis waren gepoolte Daten der Erhebungswellen 2009 und 2010 der telefonischen Querschnittstudie „Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA)” (N=43312 mindestens 18-jährige Personen in Privathaushalten). Zusammenhänge zwischen einer selbstberichteten ärztlich oder psychotherapeutisch diagnostizierten Depression in den letzten 12 Monaten und der Inanspruchnahme von Versorgungs- und Vorsorgeleistungen wurden anhand von Anteilswerten und multivariablen Regressionsmodellen geschlechtsspezifisch untersucht. Die Versorgungsleistungen umfassten die Anzahl an ambulanten Arztbesuchen, Krankenhausaufenthalt, die Anzahl an Krankenhausnächten und Rehabilitation, Anschlussheilbehandlung oder Kur in den letzten 12 Monaten sowie das aktuelle Vorhandensein eines Hausarztes. Die Vorsorgeleistungen umfassten Gesundheits-Check-Up in den letzten 2 Jahren, Zahn-Vorsorgeuntersuchung und Krebsfrüherkennungsuntersuchung in den letzten 12 Monaten, die letzte Tetanusimpfung und die letzte Keuchhustenimpfung in den vergangenen 10 Jahren und Grippeschutzimpfung in der vergangenen Saison.

Ergebnisse: Männer und Frauen mit einer selbstberichteten diagnostizierten Depression nahmen häufiger alle medizinischen Versorgungsleistungen in Anspruch und hatten eine höhere mittlere Anzahl an Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten als Personen ohne eine diagnostizierte Depression. Bei beiden Geschlechtern bestand ein Zusammenhang zwischen einer diagnostizierten Depression und einer höheren Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen, der unabhängig von soziodemographischen Merkmalen und somatischer Komorbidität war, mit der Ausnahme des Vorhandenseins eines Hausarztes bei Männern.

Männer und Frauen mit einer diagnostizierten Depression nahmen häufiger Gesundheits-Check-Ups, Krebsfrüherkennungsuntersuchungen und Grippeschutzimpfungen in Anspruch als Personen ohne eine diagnostizierte Depression. Nach Adjustierung für soziodemographische Merkmale und der Anzahl somatischer Erkrankungen war eine diagnostizierte Depression bei Frauen mit erhöhter Inanspruchnahme von Gesundheits-Check-Ups, Krebsfrüherkennungsuntersuchungen und Grippeschutzimpfungen und bei Männern mit häufigerer Inanspruchnahme einer Krebsfrüherkennungsuntersuchung assoziiert.

Zusammenfassung: Männer und Frauen mit einer diagnostizierten Depression nehmen auch unabhängig von somatischer Komorbidität und soziodemografischen Faktoren häufiger medizinische Leistungen in Anspruch. Dies beinhaltet bei Frauen einige Vorsorgeangebote, bei Männern lediglich die Krebsfrüherkennungsmaßnahmen. Für die klinische Praxis könnte es folglich angeraten sein, bei der Versorgung von depressiven Personen besonders auf die Umsetzung von Vorsorgemaßnahmen hinzuwirken. Hingegen findet sich kein Hinweis auf eine Unterversorgung bezüglich Vorsorgemaßnahmen bei im Versorgungssystem behandelten Personen mit Depression.