gms | German Medical Science

Hintergrund: Körperliche Aktivität ist ein protektiver Faktor für chronische Krankheiten und Mortalität. Aktuell werden zur Krankheitsprävention pro Woche 150 Minuten Aktivität mit moderater Intensität, 75 Minuten mit starker Intensität oder eine äquivalente Kombination empfohlen. Ob moderate oder starke Intensität unterschiedliche Effekte auf metabolische Faktoren ausüben, ist in bisherigen Studien allerdings wenig untersucht.

Daher war das Studienziel, den Zusammenhang zwischen Dauer und Intensität körperlicher Aktivität mit Biomarkern des Lipid- und Glucosestoffwechsels und der Entzündung zu untersuchen, wobei die körperliche Aktivität mittels Akzelerometrie erfasst wurde.

Methoden: Bei 50 Teilnehmern der ActivE-Studie wurde die körperliche Aktivität mittels 3-axialem Akzelerometer (ActiGraph GT3X+) gemessen. Das Akzelerometer wurde 24 Stunden/Tag über 2 Wochen an der rechten Hüfte getragen. Aus den Beschleunigungsdaten wurde die Dauer (Minuten/Tag) in den Aktivitätsintensitäten inaktiv, gering, moderat und stark ermittelt und für jede Intensitätsstufe die durchschnittliche Dauer über 13 Untersuchungstage berechnet. Die Gesamtaktivitätsdauer wurde als Summe der geringen, moderaten und starken Intensitätszeiten berechnet, sowie die relativen Anteile in diesen Intensitäten bezogen auf Gesamtaktivitätsdauer. Die Blutkonzentrationen von Biomarkern des Lipid- (Cholesterin, HDL-C, LDL-C, Triglyzeride, Cholesterin-HDL-Quotient) und Glucosestoffwechsels (Glucose, Insulin, HbA_1c, C-Peptid, HOMA-Index) und der Entzündung (CRP) wurden gemessen.

Mittels linearer Regression wurde im Querschnitt der Zusammenhang zwischen Gesamtaktivitätsdauer bzw. der Dauer in den verschiedenen Intensitätsstufen mit der Biomarkerkonzentration analysiert. CRP, Triglyzeride, Insulin und HOMA wurden dazu logarithmiert. Die Aktivitätsparameter wurden separat und kombiniert im Modell betrachtet (Modell 1: Dauer in geringer, moderater und starker Aktivität; Modell 2: Gesamtaktivitätsdauer und relativem Anteil in moderater und starker Aktivität). Die Modelle wurden für Alter und Geschlecht, BMI, Rauchstatus und Alkoholkonsum adjustiert.

Ergebnisse: Die durchschnittliche Gesamtaktivitätsdauer betrug 250 Minuten/Tag (Range: 147-398). Die durchschnittliche Dauer in Aktivität mit geringer, moderater und starker Intensität betrug 130 Minuten/Tag (Range: 71-242), 98 Minuten/Tag (Range: 53-164) bzw. 21 Minuten/Tag (Range: 6-51).

Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, BMI, Alkoholkonsum und Rauchstatus waren die Gesamtaktivitätsdauer und Dauer in moderater Aktivität invers mit Glucose (delta-Glucose = -0,09mmol/L / 30min Gesamtaktivitätsdauer; 95%-Konfidenzintervall (95%CI) [-0,17; -0,01] bzw. delta-Glucose = -0,24mmol/L / 30min moderate Aktivität; 95%CI [-0,43; -0,05]), und die Dauer in starker Aktivität invers mit CRP (delta-logCRP = -0,76mg/L / 30min starke Aktivität; 95%CI [-1,47; -0,05]) assoziiert.

Bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Dauer in verschiedenen Aktivitätsintensitäten (Modell 1) zeigte sich ein signifikant inverser Zusammenhang zwischen der Dauer in starker Aktivität und CRP (delta-logCRP = -1,15mg/L / 30min starke Aktivität; 95%CI [-1,92; -0,38]). Bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Gesamtaktivitätsdauer und relativem Anteil in moderater und starker Aktivität (Modell 2) zeigte sich ein signifikant inverser Zusammenhang zwischen Gesamtaktivitätsdauer und Glucose (delta-Glucose = -0,10mmol/L / 30min Gesamtaktivitätsdauer; 95%CI [-0,18; -0,01]) sowie zwischen dem relativen Anteil in starker Aktivität und CRP (delta-logCRP = -0,11mg/L / %Zeit in starker Aktivität; 95%CI [-0,19; -0,04]).

Zusammenfassung: Unsere Daten zeigen, dass die Gesamtaktivitätsdauer unabhängig von der Intensität der Aktivität invers mit Glucose assoziiert ist. Hingegen sind die Dauer und der relative Anteil an starker körperlicher Aktivität invers mit CRP assoziiert. Diese Daten weisen darauf hin, dass Dauer und Intensität der körperlichen Aktivität unterschiedliche Auswirkungen auf metabolische Faktoren des Glucosestoffwechsels und der Entzündung haben könnten.