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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Soziale Unterschiede im elterlichen Rauchverhalten und in der häuslichen Passivrauchbelastung von 0- bis 6-jährigen Kindern in Deutschland: Aktuelle Ergebnisse und Trends auf Basis der KiGGS-Studie

Meeting Abstract

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  • Benjamin Kuntz - Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
  • Thomas Lampert - Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 189

doi: 10.3205/16gmds048, urn:nbn:de:0183-16gmds0480

Published: August 8, 2016

© 2016 Kuntz et al.
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Hintergrund: Kinder, die Passivrauchbelastungen ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko für eine Vielzahl an Gesundheitsbeschwerden und Erkrankungen. Nichtraucherschutzgesetze sollen die Qualität der Innenraumluft verbessern und damit auch die Gesundheit von nichtrauchenden Personen schützen. Der vorliegende Beitrag untersucht anhand bevölkerungsweiter Daten für Deutschland, wie sich im Zuge der Einführung von Rauchverboten im öffentlichen Raum der Anteil der Kinder entwickelt hat, die zuhause Passivrauchbelastungen ausgesetzt sind. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Bedeutung des sozialen Status der Herkunftsfamilie und das elterliche Rauchverhalten gerichtet.

Methoden: Die Auswertungen basieren auf zwei Erhebungen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS), die unmittelbar vor Einführung zentraler Nichtraucherschutzgesetze im Zeitraum von 2003-2006 und rund sechs Jahre später von 2009-2012 durchgeführt wurden. Verglichen werden die Angaben der Eltern 0- bis 6-jähriger Kinder (KiGGS-Basis, n=6.680; KiGGS Welle 1, n=4.455). Häusliche Passivrauchbelastung wird im Rahmen des Elterninterviews mit der Frage erfasst, ob in der Gegenwart ihres Kindes in der Wohnung geraucht wird. Das elterliche Rauchverhalten wird getrennt für Mutter und Vater erhoben. Der Sozialstatus wird anhand der Bildung, des Berufs und des Einkommens der Eltern ermittelt.

Ergebnisse: Der Anteil 0- bis 6-jähriger Kinder, die in der elterlichen Wohnung Passivrauch ausgesetzt sind, ist im Zeitraum von 2003-2006 bis 2009-2012 von 23,9% auf 6,6% gesunken. Gleichzeitig ist der Anteil der Kinder, von denen mindestens ein Elternteil raucht, von 49,8% auf 41,8% zurückgegangen. Während die relativen sozialen Unterschiede im elterlichen Rauchverhalten im Zeitverlauf eher zugenommen haben, sind die Unterschiede in der häuslichen Passivrauchbelastung stabil geblieben. Kinder, deren Eltern rauchen, und Kinder mit niedrigem Sozialstatus sind nach wie vor besonders häufig gegenüber Tabakrauch exponiert. In beiden Beobachtungszeiträumen und bei statistischer Kontrolle des elterlichen Rauchverhaltens hatten Kinder mit niedrigem Sozialstatus gegenüber Kindern mit hohem Sozialstatus ein um den Faktor 6,6 erhöhtes Odds Ratio dafür, in der elterlichen Wohnung Passivrauch ausgesetzt zu sein.

Zusammenfassung: Die Ergebnisse der KiGGS-Studie belegen, dass der Anteil der Kinder in Deutschland, die in der elterlichen Wohnung Passivrauchbelastungen ausgesetzt sind, in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist. Vieles spricht dafür, dass die eingeführten Nichtraucherschutzgesetze sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Privaten zu einem größeren Bewusstsein für die Gesundheitsgefahren des Passivrauchens und zu einer Denormalisierung des Rauchens geführt haben. Kinder, deren Eltern rauchen und hierunter insbesondere jene aus sozial benachteiligten Familien, sollten bei der Implementation zukünftiger Tabakkontrollmaßnahmen besonders berücksichtigt werden.


Literatur

1.
Kuntz B, Lampert T. Social disparities in parental smoking and young children's exposure to secondhand smoke at home: comparing cross-sectional findings from the German KiGGS study between 2003-2006 and 2009-2012. BMC Public Health. 2016. (im Review).