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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Geografische Analyse der pädiatrischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein

Meeting Abstract

  • Ulrike Stentzel - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Angelika Beyer - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Neeltje van den Berg - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 671

doi: 10.3205/16gmds047, urn:nbn:de:0183-16gmds0470

Published: August 8, 2016

© 2016 Stentzel et al.
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Text

Hintergrund: Die aktuellen demografischen Entwicklungen führen insbesondere in ländlichen Regionen zu einer Abnahme der Bevölkerung in den jüngeren Altersgruppen. Dies bedeutet rein rechnerisch, dass hier weniger Kinder- und Jugendärzte benötigt werden. In den ländlichen und peripheren Regionen kann das aber zu einer problematischen Situation hinsichtlich der Sicherstellung der medizinischen Versorgung der verbleibenden Kinder und Jugendliche führen, obwohl formal keine Unterversorgung besteht. In den Fachgesellschaften und Berufsverbänden der Kinder- und Jugendärzte wird zurzeit diskutiert ob 1) die Bedarfsplanung angepasst und/oder 2) innovative Versorgungskonzepte zur Sicherstellung der pädiatrischen Versorgung integriert werden sollen. Als eine Grundlage für diese Diskussion wird eine geografische Analyse für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt mit dem Ziel Risikoregionen in Bezug auf die pädiatrische Versorgung zu ermitteln.

Methodik: Aus den Arztlisten der jeweiligen kassenärztlichen Vereinigungen wurden die kinder- und jugendärztlichen Arztpraxen erhoben. Die Praxen wurden adressgenau geokodiert. In einem Geografischen Informationssystem (GIS) wurden um die Arztpraxen herum 10-km-Puffer gelegt, in Schleswig-Holstein als Luftlinie, in Mecklenburg-Vorpommern an den Straßen entlang. Gemeinden, die mit mehr als 50% ihrer Fläche innerhalb eines Puffers rundum einer Praxis lagen, wurden dem Puffer zugeordnet. Anschließend wurde berechnet, wie viele Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre) ihre Wohnorte innerhalb und außerhalb der 10 km-Puffer haben.

Ergebnisse: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es insgesamt 128 Kinder- und Jugendärzte bei einer Gesamtbevölkerung von 223.877 Personen <18 Jahre. In Schleswig-Holstein sind es 159 Ärzte, die Gesamtbevölkerung <18 Jahre beträgt 465.036 Personen (Stand 2015). In beiden Bundesländern besteht damit in fast allen Regionen eine nominelle Überversorgung. Ausgenommen ist lediglich die Region Uecker-Randow im Südosten von Mecklenburg-Vorpommern, hier ist die Versorgung als „ausreichend“ kategorisiert (100-110%). Die geografische Visualisierung der Arztsitze zeigt in beiden Bundesländern eine deutliche Häufung der Praxen in den größeren Orten. Der Anteil der Gemeinden außerhalb der 10 km-Puffer ist aber in Schleswig-Holstein deutlich geringer als in Mecklenburg-Vorpommern (24% vs. 50%). Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung <18 Jahre, wohnen in Schleswig-Holstein 9,4% der Kinder und Jugendliche >10km von einer Kinderarztpraxis entfernt, in Mecklenburg-Vorpommern beträgt dieser Anteil 27,4%.

Schlussfolgerungen: Die Entfernungen zu kinder- und jugendärztlichen Praxen sind in ländlichen Regionen für einen erheblichen Anteil der Bevölkerung groß, obwohl nach der aktuellen Bedarfsplanung eine deutliche Überversorgung besteht. Die geografische Analyse der pädiatrischen Versorgung wird in den nächsten Schritten für die hausärztliche und stationäre Versorgung weitergeführt, damit Risikoregionen auf der Basis mehrerer Parameter ermittelt werden können (work in progress). Die 10-km-Puffer sind modellhaft. Aktuell wird in einer standardisierten Befragung unter den Akteuren der pädiatrischen Versorgung ermittelt, welche Entfernungen hier als realistisch und zumutbar angesehen werden. Die Ergebnisse der Analyse sollen in ein modernes Konzept für eine sektorübergreifende Bedarfsplanung und Versorgung einfließen.