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Wie hat sich das vorhergesagte Typ-2-Diabetesrisiko in der erwachsenen Bevölkerung Deutschlands zwischen 1997-99 und 2008-11 verändert?
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Published: | August 8, 2016 |
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Hintergrund: In Deutschland wurden in den vergangenen Jahren unterschiedliche Veränderungen in Prävalenz und Ausprägung verschiedener Risikofaktoren des Typ-2-Diabetes beobachtet, beispielsweise ein Anstieg der Adipositas und eine Abnahme der Raucherprävalenz. Bisher wurde der Einfluss dieser unterschiedlichen Veränderungen auf das Diabetesrisiko jedoch nicht zusammenfassend untersucht. Hierfür wurde in der vorliegenden Analyse der Deutsche Diabetes-Risiko-Test (DRT) herangezogen, welcher Informationen zu Alter, Anthropometrie, Bluthochdruck, Lebensstilfaktoren und Familienanamnese beinhaltet.
Methoden: Nach Ausschluss von Personen mit bereits diagnostiziertem Diabetes umfasste die Studienpopulation 6,457 Teilnehmer des Bundesgesundheitssurveys 1998 (BGS98, 1997-99) und 6,095 Teilnehmer der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1, 2008-11) im Alter von 18 bis 79 Jahren mit vollständigen Informationen zur Berechnung der DRT-Punkte. Basierend auf den DRT-Punkten wurde das mediane individuelle 5-Jahres-Risiko für Typ-2-Diabetes [95% KI] berechnet. Die Ergebnisse wurden surveyspezifisch gewichtet und für den Vergleich über die Zeit auf die Bevölkerungsstruktur am 31.12.2010 standardisiert.
Ergebnisse: Zwischen 1997-99 und 2008-11 verringerte sich das vorhergesagte 5-Jahres-Diabetesrisiko in der 18-79-jährigen Bevölkerung Deutschlands um 27% (1,5% [1,4-1,6%] vs. 1,1% [1,0-1,2%]). In stratifizierten Analysen zeigte sich diese Entwicklung bei Frauen (1,1% [1,0-1,2%] vs. 0,8% [0,7-0,9%]) und Männern (2,2% [2,0-2,3%] vs. 1,5% [1,3-1,6%]) sowie in unterschiedlichen Altersgruppen (18-44 Jahre: 0,5% [0,4-0,5%] vs. 0,3% [0,3-0,3%]; 45-64 Jahre: 2,9% [2,7-3,1%] vs. 2,2% [2,1-2,4%]; ≥65 Jahre: 9,9% [9,1-10,7%] vs. 7,7% [7,2-8,3%]). Stratifizierte Analysen nach Bildungsstatus zeigten eine Abnahme des vorhergesagten Diabetesrisikos bei Teilnehmern mit hoher Bildung (1,3% [1,1-1,4%] vs. 0,8% [0,7-1,0%]), wohingegen Teilnehmer mit mittlerer Bildung unverändert ein relativ niedriges (0,7% [0,7-0,8%] vs. 0,7% [0,6-0,8%]) und Teilnehmer mit niedriger Bildung unverändert ein relativ hohes Diabetesrisiko aufwiesen (2,7% [2,5-2,9%] vs. 2,5% [2,2-2,7%]).
Schlussfolgerungen: Insgesamt nahm das vorhergesagte Typ-2-Diabetesrisiko bei Erwachsenen in Deutschland zwischen 1997-99 und 2008-11 signifikant ab. Eine kontinuierliche Erfassung des zusammengefassten Diabetesrisikos, z.B. im Rahmen einer Diabetes-Surveillance, könnte gesundheitspolitisch relevante Einschätzungen der verbleibenden Herausforderungen in der Prävention des Diabetes mellitus ermöglichen.