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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Determinanten für die Wahl einer institutionellen Geburt im Jemen: Ergebnisse aus dem Demographic and Health Survey 2013

Meeting Abstract

  • Annika Laukamp - Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • Michaela Liebig-Gonglach - Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • Annelen Reimer - Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • Manuela Wiehe-Raddatz - Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • Alexander Krämer - Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • Florian Fischer - Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 577

doi: 10.3205/16gmds032, urn:nbn:de:0183-16gmds0325

Published: August 8, 2016

© 2016 Laukamp et al.
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Text

Hintergrund: Im Jemen liegen die Müttersterblichkeit mit 270 je 100.000 Lebendgeburten und die Neugeborenensterblichkeit mit 22,1 je 1.000 Lebendgeborenen im Jahr 2015 [1] deutlich über den für 2030 formulierten Sustainable Development Goals der United Nations. Verbessert werden könnten diese Geburtenkennziffern insbesondere durch professionelle Geburtshilfe, die bei möglichen Komplikationen vor, während und nach der Geburt interveniert. Da die Geburtshilfe in Entwicklungsländern in der Regel an eine Institution geknüpft ist, soll mit der Analyse herausgearbeitet werden, welche Faktoren mit der Wahl des Geburtsortes bei Frauen im Jemen assoziiert sind.

Methoden: Datengrundlage ist der Demographic and Health Survey aus Jemen für das Jahr 2013. Die Analyse beruht auf allen Frauen im Datensatz im Alter von 15 bis 49 Jahren, die mindestens ein Kind zur Welt gebracht haben (n=13.293). Neben einer deskriptiven Analyse zur Nutzung institutioneller Geburtshilfe im Jemen wurden bivariate Analysen zu möglichen Zusammenhängen zwischen der abhängigen Variable des Geburtsortes (nicht-institutionell vs. institutionell) durchgeführt. Im Anschluss wurde eine binär-logistische Regression mit den in der bivariaten Analyse identifizierten assoziierten Faktoren durchgeführt und die Odds Ratios (OR) sowie 95% Konfidenzintervalle (KI) berechnet. Unter Berücksichtigung von Korrelationen und Multikollinearität wurde im Rahmen der logistischen Regression der Einfluss der Anzahl lebender Kinder, der Häufigkeit von Schwangerenvorsorgeuntersuchungen sowie der Siedlungsstruktur (städtisch vs. ländlich) auf die Wahl des Geburtsortes untersucht.

Ergebnisse: Die deskriptive Analyse zeigt auf, dass 30,9% der Befragten ihr Kind nicht in einer Institution bekommen haben. Von diesen kamen 16,2% aus dem städtischen und 83,8% aus dem ländlichen Bereich. In der bivariaten Analyse wurden für die Siedlungsstruktur, Anzahl lebender Kinder, Alphabetisierung, den höchsten Schulabschluss, Wohlstandsindex, die Teilnahme an Schwangerenvorsorgeuntersuchung sowie den Beruf der Frau und des Ehemanns ein signifikanter (p<0.05) und mindestens mittlerer Zusammenhang (r≥0.2) mit der abhängigen Variable identifiziert.

Die Ergebnisse der logistischen Regression legen dar, dass sowohl mit steigender Kinderzahl (OR=0.85; KI: 0.84-0.87) als auch dem Wohnen im ländlichen Bereich (OR=0.25; KI: 0.23-0.28) Frauen eine geringere Chance auf eine institutionelle Geburt haben. Ferner steigt mit der Häufigkeit der Teilnahme an Schwangerenvorsorgeuntersuchungen die Chance für eine institutionelle Geburt (OR=0.29; KI: 1.24-1.34) (Modellgüte: Nagelkerkes R2=17%).

Zusammenfassung: Frauen aus dem ländlichen Bereich im Jemen gebären seltener in einer Institution als Frauen aus dem städtischen Bereich. Dies lässt die Vermutung zu, dass möglicherweise im ländlichen Bereich der Zugang zu professioneller Geburtshilfe in vielen Fällen nicht gegeben ist. Demzufolge sollte, zur Verringerung der Mutter- und Neugeborenensterblichkeit, die professionelle Geburtshilfe beispielsweise in Form von Gemeindehebammen (Community midwives) gemäß Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation [2] flächendeckend ausgebaut werden.

Bei der Interpretation der Ergebnisse ist kritisch zu betrachten, dass die Analyse auf Querschnittdaten beruht und somit keine kausalen Zusammenhänge aufgezeigt werden können. Zudem basiert die Auswertung auf Sekundärdaten, in welcher nicht alle für die Fragestellung relevanten Einflussfaktoren erhoben wurden, die in der Literatur als Determinanten für die Wahl des Geburtsortes beschrieben werden.


Literatur

1.
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung. Länderdatenbank Jemen. Datenreport der Stiftung Weltbevölkerung. PRB 2015 World Population Data Sheet. 2015.
2.
WHO. Education material for teachers of midwifery. Midwifery education modules – second edition. Geneva: World Health Organization; 2008.