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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

MRSA-Kolonisation bei Beschäftigten in stationären Altenpflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten

Meeting Abstract

  • Anja Schablon - Competenzzentrum Epidemiologie und Versorgungsforschung bei Pflegeberufen (CVcare), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Claudia Peters - Competenzzentrum Epidemiologie und Versorgungsforschung bei Pflegeberufen (CVcare), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Olaf Kleinmüller - Competenzzentrum Epidemiologie und Versorgungsforschung bei Pflegeberufen (CVcare), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Albert Nienhaus - Competenzzentrum Epidemiologie und Versorgungsforschung bei Pflegeberufen (CVcare), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), Abteilung Grundlagen der Prävention und Rehabilitation, Hamburg, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 390

doi: 10.3205/16gmds019, urn:nbn:de:0183-16gmds0199

Published: August 8, 2016

© 2016 Schablon et al.
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Einleitung: Durch die Zunahme von antibiotikaresistenten Erregern bei Patienten in Krankenhäusern haben auch Pflegekräfte in Altenpflegeheimen und ambulanten Pflegeeinrichtungen ein höheres Risiko für eine MRSA-Kolonisation. Zur Häufigkeit von MRSA-Besiedlungen und Infektionen bei Patienten oder Bewohnern in den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens liegen die Angaben für Europa zwischen 1 und 20%. Beim Personal wurden durchschnittliche Prävalenzraten von 4,6% und 5% gefunden. In einem Review fand sich eine gepoolte MRSA-Kolonisationsrate aus insgesamt 30 Studien von 4,4% bei Beschäftigten im Gesundheitswesen. Die höchste Rate wurde bei Pflegekräften festgestellt (6,9%). Über das berufliche MRSA-Expositionsrisiko von Altenpflegekräften in Deutschland ist bisher wenig bekannt. Vor diesem Hintergrund wurde eine Studie durchgeführt, in der die Prävalenz von MRSA-Besiedlungen bei Mitarbeitern in der Altenpflege und mögliche Risikofaktoren für eine MRSA-Kolonisation erhoben wurden.

Methoden: Von 2014 bis Mitte 2015 wurde die MRSA-Eintagesprävalenz bei Beschäftigten in stationären Altenpflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten im Raum Hamburg untersucht. Im Rahmen des Screenings wurden Nasenabstriche durchgeführt und mögliche Risikofaktoren für eine MRSA-Kolonisation anhand eines Fragebogens erhoben. Bei einem positiven Testergebnis wurde zunächst ein Kontrollabstrich durchgeführt und bei einem bestätigten positiven Test eine Sanierung durchgeführt. Nach abgeschlossener Sanierung erfolgte ein erneuter Kontrollabstrich. Für die positiven Proben wurde eine molekularbiologische Typisierung durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 759 Beschäftigte in der stationären Altenpflege und 562 Beschäftigte in der ambulanten Pflege untersucht. Im stationären Bereich fanden sich 12 positive Abstriche (1,6%,95% KI 0,9 – 2,8) und in ambulanten Bereich 7 positive Abstiche (1,3%, 95% KI 0,05-2,6). Persönliche Risikofaktoren wie Krankenhausaufenthalt/operativer Eingriff, chronische Haut- oder Atemwegserkrankungen, Antibiotikaeinnahme sowie Kontakt mit Haustieren kamen unterschiedlich häufig vor. Im Vergleich der Mitarbeiter mit positivem MRSA-Befund gegenüber Mitarbeitern ohne Befund ließen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede erkennen. Den Mitarbeitern mit einem positiven Befund wurde zunächst ein weiterer Kontrollabstrich angeboten, um eine nur kurzfristige Kolonisation auszuschließen. Bei einem wiederholt positiven Befund wurde den Betroffenen dann Material für eine Dekolonisierungsmaßnahme zur Verfügung gestellt. Nur jeweils vier Mitarbeiter im stationären Bereich nutzten die prä-/post-Kontrollen sowie die Sanierungsbehandlung und zwei Mitarbeiter waren auch nach der Sanierung MRSA-positiv. Im ambulanten Bereich wurden insgesamt 7 Sanierungen durchgeführt drei waren nach dem ersten Zyklus nicht erfolgreich. Eine weitere Betreuung erfolgt hier über eine auf MRSA spezialisierte ärztliche Versorgung. Die Genotypisierung der MRSA-Proben zeigt vor allem häufig in Deutschland vorkommende spa-Typen wie die Epidemiestämme Rhein-Hessen (t003) und Barnim (t032).

Zusammenfassung: Mit insgesamt 1321 Probanden ist dies eine der größten Studien im Bereich der Altenpflege.

Die Zahl der MRSA-Kolonisationen bei den Beschäftigten in stationären und Altenpflegeeinrichtungen und in der ambulanten Pflege ist mit 1,6% und 1,3% eher gering und entspricht den Raten aus anderen Untersuchungen in Nichtausbruchsituationen. Auch zeigte sich kein signifikanter Unterschied der beiden Beschäftigtengruppen. Die Ergebnisse können zur Beschreibung des beruflichen Expositionsrisikos von Altenpflegekräften hilfreich sein.