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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Chronotyp, Schlafdefizit, Unfallhäufigkeit

Meeting Abstract

  • Barbara Hirschwald - Institute for Occupational Safety and Health of the German Social Accident Insurance, Sankt Augustin, Deutschland
  • Thomas Heitmann - Berufsgenossenschaft Holz und Metall, Mainz, Deutschland
  • Yi Sun - Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA), Sankt Augustin, Deutschland
  • Frank Bochmann - DGUV, Sankt Augustin, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 181

doi: 10.3205/16gmds017, urn:nbn:de:0183-16gmds0175

Published: August 8, 2016

© 2016 Hirschwald et al.
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Text

Hintergrund: Jeder Mensch hat eine innere biologische Uhr, die u. a. das Schlafverhalten und die allgemeine Leistungsfähigkeit im Laufe eines 24-Stunden-Tages steuert. Die Anpassung der inneren Uhr an die so genannte Außenzeit ist individuell verschieden und genetisch festgelegt. Die Chronobiologie teilt die Menschen in verschiedene Chronotypen ein, deren bevorzugte Schlafenszeiten tageszeitlich um bis zu zwölf Stunden auseinanderliegen können. Zwischen den sehr frühen und sehr späten Typen gibt es in Abstufungen die als intermediär bezeichneten Chronotypen, zu denen der größere Teil der Bevölkerung gehört. Da ein linearer Zusammenhang zwischen Aufstehzeit und Schlafdauer besteht, führt ein früher Arbeitsbeginn zum Schlafdefizit, welches sich im Laufe der Arbeitswoche vergrößert. Außerdem lässt die Schlafeffizienz mit dem Alter nach, sodass ältere Personen bei gleichen Schlafenszeiten eine geringere Schlafdauer aufweisen.

Ziel: Im Rahmen einer ökologischen Fall-Kontroll-Studie bei Erwerbstätigen aus der Holz- und Metallverarbeitenden Industrie sollen folgende Fragen beantwortet werden: 1. Ist das Unfallrisiko bei Schichtarbeitern erhöht, wenn sie in chronobiologisch ungünstigen Schichten arbeiten? 2. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Höhe des arbeitszeitbedingten Schlafdefizits und dem Chronotyp? 3. Hat die Höhe des Schlafdefizits einen Einfluss auf das Unfallgeschehen?

Methode: Das Studienkollektiv umfasst ca. 400 Erwerbspersonen mit Arbeitsunfällen, die von Aufsichtspersonen untersucht wurden. Der Chronotyp wurde durch eine Befragung mit der Composite Scale of Morningness (13 items) ermittelt, die einen Zahlenwert zwischen 13 (extremer Spättyp) und 55 (extremer Frühtyp) ausgibt. Das Schlafdefizit an Arbeitstagen errechnet sich aus der Differenz von angenommenem täglichen Schlafbedarf (wöchentliche Schlafdauer geteilt durch 7) und der tatsächlichen Schlafdauer an Arbeitstagen. Um den Einfluss von Schlafdefizit und Chronotyp auf das Unfallgeschehen zu ermitteln, werden die Häufigkeitsverteilungen von Chronotyp und arbeitstäglichem Schlafdefizit der verunfallten Personen mit den erwarteten Verteilungen von „normalen“ Erwerbstätigen verglichen. Die Auswertungen werden nach Alter und Wechselschicht- bzw. Nichtschichtarbeitern stratifiziert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die vorliegende Analyse weist auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Arbeiten in chronobiologisch ungünstiger Schicht und dem Unfallgeschehen hin.

Dieser Zusammenhang wird durch das Schlafdefizit beeinflusst. Die Ergebnisse des Studienkollektivs aus der Holz- und Metallverarbeitenden Industrie werden präsentiert.

Um die Evidenz der aktuellen Analyse zu bestätigen bzw. die Ausmaße des Zusammenhangs genau zu bestimmen, sind weitere Forschungen nötig. Chronotypbestimmung mit individueller Schlafberatung ist für alle Erwerbstätigen in Wechselschicht bzw. mit frühem Arbeitsbeginn präventiv zu empfehlen.