gms | German Medical Science

HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Krebsrisiken bei Feuerwehreinsatzkräften

Meeting Abstract

  • Dirk Taeger - Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität-Bochum (IPA), Bochum, Deutschland
  • Dirk Pallapies - Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität-Bochum (IPA), Bochum, Deutschland
  • Thomas Behrens - Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität-Bochum (IPA), Bochum, Deutschland
  • Beate Pesch - Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität-Bochum (IPA), Bochum, Deutschland
  • Thomas Brüning - Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität-Bochum (IPA), Bochum, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 169

doi: 10.3205/16gmds016, urn:nbn:de:0183-16gmds0164

Published: August 8, 2016

© 2016 Taeger et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Die Internationale Krebsagentur (IARC) in Lyon hat im Jahr 2010 die Arbeit als Feuerwehreinsatzkraft als möglicherweise kanzerogen (Gruppe 2B) eingestuft. Seit dieser Evaluation sind dazu zehn weitere epidemiologische Studien publiziert worden (Stand Dezember 2015). In der hier vorgestellten Auswertung werden Meta-Analysen aller bisher publizierten relevanten epidemiologischen Studien durchgeführt. Somit erweitern diese Analysen die Ergebnisse der IARC und erhöhen die Aussagekraft zu möglichen Krebsrisiken bei Feuerwehreinsatzkräften.

Methoden: Meta-Analysen der hauptsächlich im Verdacht stehenden Krebserkrankungen (Haut-, Magen-, Darm-, Nieren-, Haut-, Hoden- und Prostatakrebs sowie Non-Hodgkin Lymphom, Multiples Myelom und Leukämie) werden präsentiert sowie Veränderungen der Evidenz durch diese neuen Studien berichtet. Es werden meta-Standardisierte Inzidenz Ratios (mSIR) sowie meta-standardisierte Mortalitäts Ratios (mSMR) mittels fixed und random-effect Modelle berechnet.

Ergebnisse: Statistisch signifikante erhöhte meta-Inzidenzrisiken wurden für Mesotheliom (mSIR=1,82 95% KI: 1,40-2,33), Melanom (mSIR=1,36 95% KI: 1,22-1,50) und nicht malignen Hautkrebs (mSIR=1,26 95%KI: 1,10-1,43) sowie für Kolon- und Prostatakrebs gefunden. Nur für Mesotheliom (mSMR=2,00 95%KI: 1,03-3,49) und Kolonkrebs (mSMR=1,20 95%KI: 1,09-1,31) wurden erhöhte Mortalitätsrisiken beobachtet. Lungenkrebs war weder bezüglich Inzidenz noch Mortalität auffällig, zeichnete sich aber im Gegensatz zu Hautkrebs durch relevante Heterogenität in den Meta-Analysen auf.

Zusammenfassung: Bei Feuerwehrleuten handelt es sich um eine Berufsgruppe mit sehr vielfältigen Einsatzgebieten und Einsatzzeiten. Aus diesen im Einzelfall unterschiedlichen Einsatzsituationen resultieren sehr verschiedene Belastungen bzw. Expositionen – ggf. auch gegenüber krebserzeugenden Gefahrstoffen. In der Konsequenz erschwert dies die epidemiologische Arbeitsschutzforschung auf diesem Gebiet, da es kaum bzw. nur unzureichend möglich ist, größere Gruppen von Feuerwehrleuten mit „gleichen“ Expositionsbedingungen zu untersuchen. Krebsrisiken lassen sich derzeit nur allgemein für die Berufsgruppe und nicht expositions-spezifisch ableiten. Die Einbeziehung der in den letzten Jahren neu publizierten Studien in die Meta-Analysen führt zu belastbareren Aussagen zu möglichen Krebsrisiken bei Feuerwehreinsatzkräften. Die Haut scheint das relevante Zielorgan für Krebserkrankungen sein. Rauchgase und Ruß können über die Haut aufgenommen werden. Das Mesotheliomrisiko erhöht sich durch Asbestexposition. Unklar bleibt der mögliche Zusammenhang zu Kolon- und Prostatakrebs.