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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Stürze in der zweiten Lebenshälfte – Befunde des Deutschen Alterssurveys (DEAS)

Meeting Abstract

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  • Sonja Nowossadeck - DZA, Berlin, Deutschland
  • Julia Wolff - DZA, Berlin, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 617

doi: 10.3205/16gmds015, urn:nbn:de:0183-16gmds0159

Published: August 8, 2016

© 2016 Nowossadeck et al.
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Einleitung: Ein Drittel der zu Hause lebenden ab 65-Jährigen stürzt mindestens einmal im Jahr [1]. Stürze haben oft gravierende gesundheitliche Folgen, sie können Mobilität und selbstständiges Leben der Betroffenen dauerhaft beeinträchtigen und Pflegebedürftigkeit verursachen. Sturzursachen sind multifaktoriell - individuelle Faktoren wie Alter und Gesundheit, aber auch Polypharmazie und körperliche Aktivität beeinflussen das Sturzrisiko. Daneben können aber auch Faktoren der Wohnung und des Wohnumfelds das Sturzrisiko verändern. Der Beitrag untersucht mit Daten einer bevölkerungsrepräsentativen Studie, welche soziodemographischen, gesundheitlichen und Wohnfaktoren Einfluss auf das Sturzrisiko von Menschen in der zweiten Lebenshälfte (40 bis 85 Jahre) nehmen.

Methode: Für die Untersuchung wurden Daten des Deutschen Alterssurveys (DEAS) mit etwa 6.000 Befragten analysiert. In die Analyse einbezogen wurden soziodemographische Variablen (Alter, Geschlecht, Bildung), Variablen zum Gesundheitszustand (subjektive Gesundheit, funktionale Defizite) sowie zum Gesundheitsverhalten (körperliche Aktivität, Polypharmazie). Die Angaben zu den Wohnfaktoren (Gebäudezustand) wurden als Einschätzungen der Interviewer einbezogen. Die Daten wurden mit einem logistischen Regressionsmodell analysiert, dessen abhängige Variable das Auftreten von Stürzen in den 12 Monaten vor dem Interview war.

Ergebnisse: 70- bis 85-Jährige haben ein etwa verdoppeltes Sturzrisiko im Vergleich zu 40- bis 54-Jährigen (OR: 2,04, p<.01), das Sturzrisiko von Frauen ist höher als das von Männern (OR: 1,71, p<.01). Eine schlechte oder mittlere subjektive Gesundheit verdoppelt das Sturzrisiko annähernd (OR: 2,10, p<.01). Die tägliche Einnahme von 5 oder mehr Medikamenten wirkt ebenfalls erhöhend auf die Wahrscheinlichkeit, einen Sturz zu erleiden (OR: 1,57, p<.01). Ein schlechter Gebäudezustand erhöht das Sturzrisiko ebenfalls (OR: 1,67, p<.01).

Schlussfolgerungen: Stürze können erhebliche Folgen für die Lebensqualität im Alter haben. Neben den bekannten individuellen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand beeinflussen auch Faktoren des Wohnens das Sturzrisiko. Hier zeigt sich eine Möglichkeit, über die Gestaltung von Wohnbedingungen das Sturzrisiko zu reduzieren und damit die Bedingungen für eine selbstständige Lebensführung im Alter zu verbessern.


Literatur

1.
Gschwind YJ, Bridenbaugh SA, Kressig RW. Sturz im Alter. In: Pinter G, et al, Hrsg. Geriatrische Notfallversorgung: Strategien und Konzepte. Wien: Springer-Verlag; 2013. S. 393-410.