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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Herleitung von Referenzgrenzen aus Routine-Labordaten

Meeting Abstract

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  • Werner Wosniok - Universität Bremen, KKSB, Bremen, Deutschland
  • Farhad Arzideh - Universität Bremen, KKSB, Bremen, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 382

doi: 10.3205/16gmds012, urn:nbn:de:0183-16gmds0128

Published: August 8, 2016

© 2016 Wosniok et al.
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Hintergrund: Die Interpretation von klinischen Messgrößen basiert in großem Maß auf Referenzgrenzen (RG). RG beschreiben den Messwertbereich, in dem der wesentliche Anteil (typisch 95%) der Messwerte von gesunden Personen liegt. Methoden zur Bestimmung von RG wurden von der International Federation of Clinical Chemistry (IFCC) vorgeschlagen. Diese Methoden basieren auf der Erfassung der Messgröße in einer ausgewählten Referenzgruppe von Personen (prospektive Methode). Die Durchführung des IFCC-Konzeptes kann auf Grund des hohen Aufwands nur von wenigen Einrichtungen verfolgt werden. Häufig bleibt nur die Möglichkeit, publizierte RG zu übernehmen. Diese Übernahme ist jedoch wegen möglicher Unterschiede in den prä-analytischen und analytischen Verfahren sowie der möglicherweise inadäquaten Wahl der Referenzpopulation problematisch.

Methode: Als Alternative zur prospektiven Methode wurde vorgeschlagen, Datenbestände von Laborinformationssystemen zur Herleitung von RG zu nutzen (indirekte Methode). Diese Daten stammen jedoch von nicht selektierten Personen, enthalten also Daten von gesunden wie auch nicht-gesunden Personen. Indirekte Methoden versuchen, die Gesamtheit aller Daten in die Verteilung der Daten von gesunden bzw. nicht-gesunden Personen zu zerlegen. Aus der geschätzten Verteilung von gesunden Personen ergeben sich die RG dann unmittelbar. Die Schätzung dieser Verteilung beruht auf der Zerlegung von Mischverteilungen mit semi-parametrischen Ansätzen, die in diesem Beitrag vorgestellt werden [1], [2].

Ergebnis: Der indirekte Ansatz wurde zur Bestimmung der RG an mehreren Messgrößen wie z.B. Enzymen, Elektrolyten, Kreatinin und TSH angewandt; die Ergebnisse sind publiziert [3].

Zusammenfassung: Bei Anwendung der indirekten Methode kann jedes Labor, wie empfohlen, eigene RG für beliebige Subgruppen (Alter, Geschlecht, ...) herleiten, diese regelmäßig aktualisieren und vor allem auch RG für solche Patientengruppen bereitstellen, für die die prospektive Methode kaum anwendbar ist (Beispiel: Pädiatrie) [4]. Grundlage der Herleitung sind Daten, die ohnehin bereits verfügbar sind.


Literatur

1.
Haeckel R, Wosniok W, Arzideh F. A plea for intra-laboratory reference limits. Part 1. General considerations and concepts for determination. Clin Chem Lab Med. 2007;45(8):1033-42.
2.
Arzideh F, Wosniok W, Gurr E, Hinsch W, Schumann G, Weinstock N, Haeckel R. A plea for intra-laboratory reference limits. Part 2. A bimodal retrospective concept for determining reference limits from intra-laboratory databases demonstrated by catalytic activity concentrations of enzymes. Clin Chem Lab Med. 2007;45(8):1043-57.
3.
Arzideh F, Wosniok W, Haeckel R. Reference limits of plasma and serum creatinine concentrations from intra-laboratory data bases of several German and Italian medical centres: Comparison between direct and indirect procedures. Clin Chim Acta. 2010 Feb;411(3-4):215-21. DOI: 10.1016/j.cca.2009.11.006 External link
4.
Zierk J, Arzideh F, Haeckel R, Rascher W, Rauh M, Metzler M. Indirect determination of pediatric blood count reference intervals. Clin Chem Lab Med. 2013 Apr;51(4):863-72. DOI: 10.1515/cclm-2012-0684 External link