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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Evaluation der Qualität bei der Publikation Klinischer Studien

Meeting Abstract

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  • Christine Baulig - Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 924

doi: 10.3205/16gmds006, urn:nbn:de:0183-16gmds0068

Published: August 8, 2016

© 2016 Baulig.
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In den letzten zehn Jahren werden jährlich bis zu 20.000 randomisierte und kontrollierte klinische Studien (RCTs) im medizinischen Bereich publiziert - mit steigender Tendenz. Die Einstufung dieser Untersuchungen erfolgt hinter Meta-Analysen und Reviews in den höchsten Evidenzgrad, womit den Ergebnissen eine maximal valide Aussagekraft beigemessen wird. Die Literatur beschreibt jedoch, dass diese qualitativ hohe Einstufung in vielen Fällen möglicherweise nicht gerechtfertigt zu sein scheint. Bereits 1994 berichtete Altman [1] über Defizite in Planung, Durchführung und Analyse von klinischen Studien, die offensichtlich bis heute nicht behoben wurden, wie die Artikelserie [2], [3], [4], [5], [6] aus 2014 im Lancet unterstreicht. Dabei können die mangelnde Qualität und der damit einhergehende Validitätsverlust der Studienergebnisse an vielen Studienabschnitten verursacht werden.

Das CONSORT-Statement [7] wurde erarbeitet, um durch eine detaillierte Vorgehensweise zur Dokumentation und damit auch zur Bewertung Prozess- und Ergebnis-determinierender Charakteristika randomisierter klinischer Studien die Qualität publizierter Studien zu verbessern. Hiermit sollte auf der Seite des Publizierenden eine transparente und vollständige Berichterstattung bewirkt und auf Seiten des Lesers die Nachvollziehbarkeit und das Vertrauen in die präsentierten Ergebnisse gestärkt werden. Für die praktische Umsetzung stehen dem Anwender neben dem CONSORT-Statement ein Flussdiagramm zur Dokumentation der Studienteilnehmer im zeitlichen Verlauf der Studie als „Schablone“ zur Verfügung und eine Checkliste von 25 methodischen Kriterien, um das Design und die Ergebnisdarstellung einer Studie umfassend und verständlich darzustellen. Anhand der Checkliste können Autoren von Publikationen die einzelnen Studien-Charakteristika bearbeiten. Die im Statement beleuchteten Kriterien werden primär in der Form „liegt vor“ versus „liegt nicht vor“ dokumentiert ohne Hinterfragung der Korrektheit im Kontext. In der Gesamtschau können formal zahlreiche Kriterien des CONSORT-Statements als berücksichtigt bzw. dokumentiert bezeichnet werden, wenn diese in der Publikation Erwähnung finden. Gleichzeitig kann hiermit jedoch keine Aussage über die Korrektheit und Vollständigkeit der dokumentierten Angaben getroffen werden. Es sollte also bei aller Berechtigung des CONSORT-Statements in der Sicherstellung transparenter Berichterstellung Klinischer Studien auch bei dessen Anwendung in einer Publikation stets neben dem reinen Vorhandensein von Angaben auch deren inhaltliche Belastbarkeit sondiert werden [8]. Eine Pilotstudie [9] hat gezeigt, dass sich bei der Überprüfung des CONSORT Statements anhand sechs publizierter RCTs zur Kataraktchirurgie zwar das reine „Erfülltsein“ der Kriterien der Checkliste mit 65% gegeben war [„faktischer Erfüllungsgrad“], bei zusätzlicher Überprüfung der Kriterien hinsichtlich deren inhaltlich korrekter Umsetzung [„validierter Erfüllungsgrad“] konnte nur in 47% der betrachteten Kriterien deren korrekte Umsetzung attestiert werden. Im Rahmen eines durch die interne Forschungsförderung der Universität Witten/Herdecke geförderten Projektes sollen daher für zwei stratifizierte Zufallsstichproben aus RCTs (Indikationsbereiche Netzhautchirurgie und Kieferorthopädie) des Publikationszeitraums 2006 - 2015 eine Bewertung von Studien hinsichtlich des faktischen Erfüllungsgrades [%] der bestehenden Anforderungen laut CONSORT-Statement sowie des validierten Erfüllungsgrades [%] durchgeführt werden. Erste Ergebnisse werden im Rahmen des Workshops vorgestellt.


Literatur

1.
Altman DG. The scandal of poor medical research. BMJ. 1994 Jan 294;308(6924):283-284.
2.
Al-Shahi Salman R, Beller E, Kagan J, et al. Increasing value and reducing waste in biomedical research regulation and management. Lancet. 2014 Jan 11;383(9912):176-185.
3.
Chalmers I, Bracken MB, Djulbegovic B, et al. How to increase value and reduce waste when research priorities are set. Lancet. 2014 Jan 11;383(9912):156-165.
4.
Chan AW, Song F, Vickers A, et al. Increasing value and reducing waste: addressing inaccessible research. Lancet. 2014 Jan 18;383(9913):257-266.
5.
Glasziou P, Altman DG, Bossuyt P, et al. Reducing waste from incomplete or unusable reports of biomedical research. Lancet. 2014 Jan 18;383(9913):267-276.
6.
Ioannidis JP, Greenland S, Hlatky MA, et al. Increasing value and reducing waste in research design, conduct, and analysis. Lancet. 2014 Jan 11;383(9912):166-175.
7.
Moher D, Schulz KF, Altman DG; for the CONSORT group. The CONSORT statement: revised recommendations for improving the quality of reports of parallel group randomized trials. JAMA. 2011;285:1987-1991.
8.
Knippschild S, Baulig C, Hirsch J, Krummenauer F. Das CONSORT-Statement zur standardisierten Berichterstattung Randomisierter Klinischer Prüfungen – Evidenz durch Transparenz. Zeitschrift für Zahnärztliche Implantologie. 2014; 31: 64-78
9.
Knippschild S, Baumann V, Krummenauer F, Baulig C. Bewertung der methodischen Qualität publizierter RCTs in der Kataraktchirurgie – Pilotstudie zur quantitativen Zielerfüllung bestehender Anforderungen laut CONSORT-Statement und deren qualitative Validierung. In: 29. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 09.-11.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO 5.3. DOI: 10.3205/16doc127 External link