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Gesundheit rund um die Geburt: Verankerung von curricularen interprofessionellen Lehrkonzepten für Mediziner*innen und Hebammen in Deutschland anhand von drei Beispielen an medizinischen Fakultäten
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Published: | September 11, 2023 |
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Hebammen und Frauenärzt*innen spielen bei der Betreuung von Schwangerschaft und Geburt eine zentrale Rolle. Die Forderung nach einer gemeinsamen Haltung und interprofessioneller Zusammenarbeit rund um die Geburt ist nationales Ziel des Bundesgesundheitsministeriums [1] und orientiert sich an Empfehlungen des nationalen kompetenzorientierten Lernzielkatalogs Medizin und der HebStPrV 2020. Eine strukturelle curriculare Verankerung interprofessioneller Lehrangebote stellt die Hochschulen vor Herausforderungen. Am Beispiel von drei Standorten wird Einblick in die Entwicklung verschiedener Lernformate gegeben, Meilensteine benannt, erste Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.
Interprofessionelle Querschnittthemen mit hoher Relevanz für beteiligte Professionen bieten Ansatzpunkte für innovative Lehrkonzepte. Im Rahmen des Projektes „IPE-MidMed“ kommen Studierende des Modellstudiengangs Medizin und des hochschulübergreifenden Studiengangs Hebammenwissenschaft B.Sc. am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in longitudinalen Strängen in den Austausch. Anhand von seminaristischen Übungen mit Fallbeispielen werden Kernkompetenzen und Rollenverständnisse sowie evidenzbasierte Informationen unter Supervision aktiv reflektiert und die Relevanz der Interprofessionalität herausgearbeitet. Erste Evaluationsergebnisse weisen auf eine positive Einstellung der Studierenden und Lehrenden sowie den Wunsch nach weiteren Lehrformaten hin.
Zwei curricular verortete Lehrveranstaltungen (LV) zur Hygiene und Infektionsprävention zeigen beispielhaft die Etablierung des interprofessionellen Peer-Teachings im Skills und Simulationszentrum LernKlinik Leipzig [2]. Die beiden LV, die für Studierende der Humanmedizin und Hebammenkunde B.Sc. konzipiert wurden, werden durch fachlich und didaktisch geschulte studentische Tutor*innen aus vier Fachdisziplinen durchgeführt. Dabei lernen die Studierenden durch ein interprofessionelles crossover Peer-Teaching unter Berücksichtigung identischer Lernziele und berufsgruppenspezifischer Fallbeispiele mit dem Ziel einer verbesserten Infektionsprävention und Patient*innenversorgung. Ziel des Lehrformates ist die Unterstützung des interprofessionellen Lernens „von Anfang an“. Daneben kann durch das „Hidden Curriculum“ die interprofessionelle Zusammenarbeit der Beteiligten positiv beeinflusst werden.
Interprofessionelle Ausbildungsstationen bieten die Möglichkeit mittels praxisbasierter Lehre und Supervision gemeinsam die eigenständige Betreuung und Versorgung zu übernehmen [3]. Im Rahmen des Projektes „Wöchnerinnen-IPSTA“ am Universitätsklinikum Bonn erlernen Medizinstudierende im Praktischen Jahr, Studierende der Hebammenwissenschaft und Auszubildende zur Pflegefachkraft interprofessionelles Denken und Handeln sowie den eigenverantwortlichen Einsatz interprofessioneller Fertigkeiten am Wochenbett und deren Reflexion unter Integration der psychosomatischen Perspektive. Erste Evaluationsergebnisse deuten in Richtung verändertes Rollenverständnis, wahrgenommener Kompetenzzuwachs und Zuwachs an interprofessioneller Motivation und Fähigkeiten.
Literatur
- 1.
- Bundesministerium für Gesundheit. Nationales Gesundheitsziel - Gesundheit rund um die Geburt. Berlin: Bundesministerium für Gesundheit. Zugänglich unter/available from: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Gesundheit/Broschueren/Nationales_Gesundheitsziel_-_Gesundheit_rund_um_die_Geburt_barrierefrei.pdf
- 2.
- Rotzoll D. Das Skillslab ABC. Praktischer Einsatz von Simulatorentraining im Medizinstudium. Berlin: De Gruyter Verlag; 2016. DOI: 10.1515/9783110439205
- 3.
- Mink J, Mitzkat A, Mihaljevic AL, Trierweiler-Hauke B, Götsch B, Schmidt J, Mahler C. The impact of an interprofessional training ward on the development of interprofessional competencies: study protocol of a longitudinal mixed-methods study. BMC Med Educ. 2019;19(1):48. DOI: 10.1186/s12909-019-1478-1