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Lernen und Prüfen im Skills Lab: Ist eine OSCE-Prüfung eine adäquate Prüfungsform für werdende Hebammen im Rahmen der akademischen Ausbildung?
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Seit 2020 werden Hebammen in einem dualen Studium ausgebildet. Ebenso neu ist, dass die praktische staatliche Prüfung in Form von einer „Examensgeburt“ nicht mehr im Kreißsaal an einer „echten Gebärenden“ stattfindet, sondern unter objektivierbaren Bedingungen mit Modellen und Simulationspersonen simuliert werden soll (HebStPrV 2020 [https://www.gesetze-im-internet.de/hebstprv/BJNR003900020.html]). Seit dem Wintersemester 2021/2022 wird der duale Bachelorstudiengang Angewandte Hebammenwissenschaft an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln angeboten.
Die OSCE-Prüfung (objective structured clinical examination) [1] bildet einen Baustein des Abschlusses des Moduls Originäres Hebammenhandeln im 2. Semester. Das Modul setzt sich aus Seminaren, praktischen Übungen im Skills Lab und einer 308-stündigen Praxisphase in einem Kreißsaal zusammen. Die Modulprüfung besteht aus der OSCE-Prüfung sowie einem Lernportfolio und wird mit insgesamt 18 ECTS abgeschlossen.
Um eine ausreichend hohe Reliabilität zu erreichen wurde ein Parcours mit insgesamt 12 Stationen erarbeitet. Bei 10 Stationen hatten die Studierenden 5 Minuten um die Aufgabe zu lösen, bei einer Doppelstation waren es 10 Minuten. Es wurden Themengebiete der Schwangerenvorsorge (z.B. Leopold- Handgriffe), der Geburtshilfe (Ertasten von kindlichen Einstellungen oder das vaginale Untersuchen) sowie der Nachgeburtsphase (Abnabeln oder das Beurteilen von Geburtsverletzungen) abgeprüft. Ebenso wurden klassische Themengebiete der allgemeinen medizinischen Versorgung geprüft, wie z.B. die Blutentnahme oder das Katheterisieren. Um genügend Prüfer*innen bereitzustellen, wurden einige Stationen mit Praxisanleitenden aus den Praxiskooperationseinrichtungen eingesetzt.
Ergebnisse: Die Organisation, Durchführung und Auswertung der OSCE-Prüfung im Sommersemester 2022 verlief zufriedenstellend. Alle 25 Studierenden haben die OSCE-Prüfung bestanden.
Diskussion: Die Evaluation der Prüfung durch die Lehrenden zeigte, dass vor allem die Zeit pro Station für die teilweise komplexen Aufgaben, als zu kurz empfunden wurde. Es wurde diskutiert, welche Fertigkeiten gut und welche Fertigkeiten weniger gut in einer OSCE-Prüfung geprüft werden können.
Insbesondere die Selbstkompetenz sowie die Sozialkompetenz konnten nicht ausreichend abgebildet werden. Diskutiert wird eine Verlängerung der Zeit an den einzelnen Stationen, um dies zu ermöglichen. Die kontextgebundenen Kompetenzen, ein Anliegen zu erfassen und die Situation zu klären, werden jedoch in den einzelnen Prüfungsteilen zergliedert und isoliert, so dass die tatsächliche berufliche Handlungskompetenz nicht umfassend abgebildet wird. Momentan wird die OSCE-Prüfung für das Sommersemester 2023 überarbeitet und die Ergebnisse werden auf der Tagung präsentiert.
Take Home Message: Die Perfomanzprüfung unter objektivierbaren Aspekten ist gerecht und reliabel. Sie gibt sowohl den Praxispartnern Sicherheit über die erworbenen Fertigkeiten der Hebammenstudierenden, als auch den Studierenden selbst.