gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Medizinische Ausbildung in der Ukraine – Einschränkungen, Bedarfe und zukünftige Auswirkungen aufgrund des Krieges

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anja Mayer - Universität Augsburg, Medical Education Sciences, Augsburg, Deutschland
  • presenting/speaker Karolin Dospil - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Olena Korotun - Bukovinian State Medical University, Czernowitz, Ukraine
  • Tetiana Schudrova - Bukovinian State Medical University, Czernowitz, Ukraine
  • Olena Yaremko - Universität Augsburg, Medical Education Sciences, Augsburg, Deutschland
  • Inga Hege - Universität Augsburg, Medical Education Sciences, Augsburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-06-04

doi: 10.3205/23gma244, urn:nbn:de:0183-23gma2448

Published: September 11, 2023

© 2023 Mayer et al.
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Text

Fragestellung: Der anhaltende Krieg in der Ukraine verursacht nicht nur physische und psychische Schäden bei den Bürger*innen, sondern auch enorme Schäden an Gesundheitseinrichtungen. Doch gerade in einer Zeit, in der eine gute Gesundheitsversorgung dringend notwendig ist, gestaltet sich die Ausbildung von Gesundheitspersonal als schwierig [1]. In dieser Studie sollen die Auswirkungen des Krieges auf Ausbildungsstätten (z.B. Universitäten, Akademien), Lehrende und Studierende bzw. Auszubildende der Gesundheitsberufe in der Ukraine ermittelt werden, sowie daraus resultierende Bedarfe und erwartete Konsequenzen für die Zukunft.

Methoden: Im Oktober und November 2022 führten wir einen Online-Survey mit Lehrenden und Studierenden der Gesundheitsberufe durch, sowie semi-strukturierte Interviews mit Repräsentant*innen (z.B. Rektor*innen) von Ausbildungsstätten aus verschiedenen Teilen der Ukraine. Der Survey und die Interviews beinhalteten Personendaten sowie 8 Fragen zu kriegsbedingten Einschränkungen der Lehre, Bedarfen und Auswirkungen auf die Zukunft. Geschlossene Fragen wurden deskriptiv ausgewertet, Survey-Freitextantworten und Interview-Transkripte einer qualitativen Analyse [2] mit induktiven Ansatz unterzogen.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 289 Personen (N=59 Lehrende, N=230 Studierende) am Survey teil und 10 Interviews wurden geführt. Viele Teilnehmende gingen davon aus, dass sich die Qualität der Ausbildung substanziell verschlechtern wird, wenn die bereits bestehenden Einschränkungen weiter andauern. Insbesondere die landesweiten Luftangriffe schränken die Ausbildung massiv ein: Häufige Unterrichtsunterbrechungen, eingeschränkter Zugang zu Krankenhäusern und die Umstellung auf Online- oder Hybridformate erhöhen die Arbeitsbelastung für Studierende und Lehrende und behindern die Entwicklung praktischer Fähigkeiten der Studierenden. Darüber hinaus sind die Studiengebühren ausländischer Studierender zurückgegangen, was zu Gehaltskürzungen und Entlassungen von Lehrenden geführt hat – ein Trend, der sich in Zukunft noch verstärken dürfte. Insgesamt war für alle Beteiligten der Wunsch nach Frieden elementar, da sie unter ständiger psychischer Belastung und Angst leben und große Anstrengungen unternehmen, um die Ausbildung von Gesundheitspersonal unter diesen schwierigen Umständen aufrechtzuerhalten.

Diskussion: In dieser Studie beleuchten wir die Ausbildung von Gesundheitspersonal in der Ukraine nach 8 Monaten Krieg, sowie die große Belastung, die damit für Ausbildungsstätten, Lehrende und Studierende einhergeht. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die Kriegssituation in der Ukraine einem ständigen Wandel unterworfen ist, sodass zukünftige Folgen schwer vorhersehbar sind und sich die Bedarfe im Laufe der Zeit ändern können.

Take Home Message: Mit dieser Studie wollen wir die Öffentlichkeit für die Situation in der Ukraine sensibilisieren, politische Entscheidungsträger*innen informieren und neue Programme und Kooperationen anstoßen, die die Ausbildung von Gesundheitsberufen in dieser schwierigen Zeit unterstützen.


Literatur

1.
Armitage R, Pavlenko M. Medical education and war in Ukraine. Med Teach. 2022;44(8):944. DOI: 10.1080/0142159X.2022.2083946 External link
2.
Kiger ME, Varpio L. Thematic analysis of qualitative data: AMEE Guide No. 131. Med Teach. 2020;42(8):846-854. DOI: 10.1080/0142159X.2020.1755030 External link