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Digital oder Präsenz: Unterschiede in der Einschätzung durch Prüfer*innen und Prüfungskandidat*innen bei der Pilotierung der anwendungsorientierten Parcoursprüfung
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die neue Approbationsordnung für Psychotherapeut*innen (PsychThApprO) in Deutschland sieht u.a. eine anwendungsorientierte Parcoursprüfung (aoPP) vor, ähnlich der „Objective Structured Clinical Examination“ (OSCE). Ein Prüfungsparcours besteht aus fünf Stationen à 20 Minuten, welche durch ein Rollenspiel mit einer Simulationsperson je eine der in der Approbationsordnung definierten therapeutischen Kompetenzen (PsychThApprO §48) erfassen sollen. An vier universitären Standorten wurde eine Pilotstudie durchgeführt, um dieses neue Prüfungsformat und seine Akzeptanz zu untersuchen. Pandemiebedingt fand diese an zwei Standorten digital statt. Im Anschluss an die Durchführung der aoPP wurden u.a. Prüfer*innen und Prüfungskandidat*innen nach ihrer Einschätzung zu Aspekten der Aufgabenqualität befragt. Es wurde untersucht, ob sich diese im digitalen und präsenten Setting unterscheiden.
Methoden: Insgesamt nahmen 25 Prüfer*innen (n=16 digital, n=9 Präsenz) und 69 Prüfungskandidat*innen (n=50 digital, n=19 Präsenz) an der Befragung teil. Sie füllten den Fragebogen online aus und gaben anhand von fünfstufigen Likert-Skalen (von 1=stimme nicht zu bis 5=stimme zu) an, wie sie die inhaltliche Validität einschätzen und wie objektiv und schwierig sie die Prüfung erlebt haben. Untersucht wurden jeweils die Angaben zu einzelnen Items.
Ergebnisse: Die Prüfer*innen schätzten die Prüfungen unabhängig vom Setting ähnlich objektiv (digital: MW=3.50, SD=1.12, Präsenz: MW=3.56, SD=1.07) und als geeignet ein, um praktische Fertigkeiten zu testen (digital: MW=4.50, SD=0.5, Präsenz: MW=4.56, SD=0.5). Die Darstellung durch die Simulationspersonen wurde jeweils als realistisch beurteilt (digital: MW=4.75, SD=0.43, Präsenz: MW=4.78, SD=0.42). Bei der Angemessenheit des Schwierigkeitsgrads zeigte sich ein Unterschied, insbesondere in Präsenz wurde eher nicht zugestimmt (digital: MW=3.25, SD=1.25, Präsenz: MW=1.78, SD=0.79). Die Prüfungskandidat*innen schätzten die Prüfung unabhängig vom Setting ähnlich objektiv (digital: MW=4.04, SD=1.07, Präsenz: MW=3.58, SD=0.99) und als geeignet ein, um praktische Fertigkeiten zu testen (digital: MW=4.06, SD=1.09, Präsenz: MW=4.16, SD=0.91). Die Darstellungen wurden jeweils als realistisch beurteilt (digital: MW=4.35, SD=0.96, Präsenz: MW=4.63, SD=0.57).
Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine digitale Durchführung dieses Prüfungsformates grundsätzlich möglich ist und von Beteiligten überwiegend gleichwertig eingeschätzt wird, was mehr Flexibilität und Kosteneinsparungspotenzial bedeuten könnte. Gleichzeitig müssen Limitationen wie die geringe Stichprobengröße und unterschiedliche Gruppengrößen betont werden, die methodisch aufwändigere Berechnungen, z.B. potentiell konfundierender Faktoren wie Standorteffekte, kaum zulassen. Daher bedarf es weiterer Untersuchungen, um z.B. die unterschiedliche Einschätzung des Schwierigkeitsgrads, die Einschätzung der Validität und weitere Aspekte dieser genauer zu untersuchen.