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Reflexiv als interprofessionell Lehrende – zur Notwendigkeit der aktiven Auseinandersetzung mit Stereotypen
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die Auseinandersetzung mit Stereotypen ist immer häufiger Gegenstand der interprofessionellen Ausbildung (kurz: IPE) [1]. Hierbei werden oft Stereotype der Lernenden in den Vordergrund gerückt. Eine Schlüsselrolle nehmen allerdings die für IPE verantwortlichen Lehrenden ein [2]. Auch sie dürften Stereotype über ihre eigene Gesundheitsprofession (Autostereotype), aber auch über andere Berufsgruppen (Heterostereotype) haben, die sich auf die Lehr-Lernsituation auswirken können [3]. Bisher ist zu den Stereotypen der IPE-Lehrenden wie auch zu den Konsequenzen, die diese auf das Lehrendenhandeln haben, wenig bekannt.
Dies führt zu folgender Frage: Inwieweit bestehen Auto- bzw. Heterostereotype bei IPE-Lehrenden und welchen Einfluss üben diese auf ihr berufliches Handeln aus?
Mit der Forschung soll das Ziel erreicht werden, eine Sensibilisierung für Reflexionsprozesse von IPE-Lehrenden zu fördern und Implikationen für die Gestaltung interprofessioneller Lehrveranstaltungen abzuleiten.
Methoden: In der qualitativ-explorativen Studie sollen sechs IPE-Lehrende von Hochschulen im DACH-Raum mittels Problem-zentrierter, Leitfaden-gestützter Online-Einzelinterviews befragt werden. Die Daten werden audiotechnisch aufgezeichnet und transkribiert. Die Datenauswertung erfolgt deduktiv-induktiv, zusammenfassend und inhaltlich strukturierend nach Mayring (2016).
Ergebnisse: Die begrenzte Pilotstudie wird von April bis August 2023 durchgeführt, sodass sich derzeit nur antizipierte Ergebnisse formulieren lassen. Bis zur Tagung werden aber alle Ergebnisse verdichtet und aufbereitet vorliegen.
Die Ergebnisse sollen Hinweise zu bestehenden Auto- sowie Heterostereotypen bei IPE-Lehrkräften geben, welche über berufstypische Merkmalszuschreibungen identifiziert werden. Außerdem wird erwartet, dass Lehrpersonen bei der Konzeption von IPE den Austausch zwischen den verschiedenen Gesundheitsprofessionen forcieren und somit die Möglichkeit eröffnen, negative Stereotype zu reduzieren. Bezüglich der didaktisch- methodischen Gestaltung ist zu erwarten, dass Lehrende u. a. dem Erfahrungsaustausch besondere Bedeutung zuschreiben und versuchen, dies in der Konzeption ihrer Lehre zu berücksichtigen.
Diskussion: Die Auseinandersetzung mit Stereotypen bei IPE-Lehrenden dürfte sich lohnen. Es ist wahrscheinlich, dass diese einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Lehrgestaltung (genommen) haben. Die Lehrenden zu einer aktiven Reflexion zu motivieren kann helfen, sich eigener Muster und auch damit einhergehender didaktischer Entscheidungen bewusst zu werden.
Take Home Messages:
- Stereotypisierung ist ein automatischer Prozess (weder positiv noch negativ) & erleichtert komplexe Informationsverarbeitung.
- Bedeutung liegt bei der Reflexion über persönliche Stereotype und deren möglicher Einfluss auf berufliches/persönliches Handeln.
- IPE sollte in Ausbildung von Gesundheitsberufen so gestaltet werden, dass beruflicher/persönlicher Austausch zwischen Lernenden möglich ist.
Literatur
- 1.
- Kämmer JE, Ewers M. Stereotypes of experienced health professionals in an interprofessional context: results from a cross-sectional survey in Germany. J Interprof Care. 2021;36(3):350-361. DOI: 10.1080/13561820.2021.1903405
- 2.
- Kerry MJ, Spiegel-Steinmann B, Melloh M, Tamas A, Dratva J, Feusi E, Huber M. Student views of interprofessional education facilitator competencies: A cross-sectional study. J Interprof Care. 2021;35(1):149-152. DOI: 10.1080/13561820.2019.1709428
- 3.
- Sunguya BF, Hinthong W, Jimba M, Yasuoka J. Interprofessional education for whom? – Challenges and lessons learned from its implementation in developed countries and their application to developing countries: a systematic review. PloS One. 2014;9(5):e96724. DOI: 10.1371/journal.pone.0096724