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Informationsverhalten Medizinstudierender zur COVID-19-Impfung in Deutschland
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die COVID-19-Pandemie hat auch zu einer „infodemic“ [1] geführt. Für Medizinstudierende ist wenig zum COVID-19-Informationsverhalten bekannt. Da sie potenziell als Hilfskräfte herangezogen werden, ist eine Versorgung mit fundierten Informationen wichtig.
Methoden: In der COVID-19 Vaccination Acceptance and Hesitancy Study [2] wurden im Februar 2021 über 5.000 Healthcare Workers (HCW) in ganz Deutschland zu ihrer COVID-19-Impfbereitschaft, Wissen zur COVID-19-Impfung und Nutzung von Informationsquellen zur COVID-19-Impfung befragt. Hier wurden die Subgruppen „Medizinstudierende“ und „Ärztliches Personal“ untersucht. Fragen zum Vertrauen waren mit Fünf-Punkt-Likert-Skalen, die anderen Items mit ja oder nein beantwortet worden. Vergleiche wurden mittels Chi-Quadrat-Test durchgeführt, p-Werte von <0.05 als statistisch signifikant angesehen.
Ergebnisse: 3.206 Datensätze (1365 Medizinstudierende und 1841 Ärzt*innen) wurden ausgewertet.
Hauptinformationsquellen waren für Studierende offizielle Websites (77,3%) und Tages-/Wochenpresse (71,9%) – für Ärzt*innen wissenschaftliche Journale (78,7%) und offizielle Websites (73,1%) (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Studierende nutzten signifikant häufiger soziale Netzwerke (25,8% vs. 8,1%, p<0.001) und Online-Videoplattformen (21,0% vs. 8,5%, p<0.001) sowie signifikant seltener wissenschaftliche Journale (58,9% vs. 78,7%, p<0.001).
Im Wissenstest schnitten 84,5% der Studierenden und 82,9% der Ärzt*innen durchschnittlich bis überdurchschnittlich ab, p=0.234. Unterdurchschnittlich Abschneidende nutzten signifikant seltener Tages-/Wochenzeitungen, wissenschaftliche Journale und offizielle Websites (je p<0.001) sowie signifikant häufiger soziale Netzwerke (p=0.016).
Studierende zeigten signifikant häufiger Vertrauen in deutsche (94,6% vs. 90,1%, p<0.001)/europäische Zulassungsbehörden (89,4% vs. 83,1%, p<0.001) und die deutsche Gesundheitspolitik (67,1% vs. 58,8%, p<0.001).
Diskussion: Für die kritisch erscheinende seltenere Nutzung wissenschaftlicher Journale könnte fehlende Erfahrung ursächlich sein. Das größere Vertrauen in Institutionen könnte eine unkritischere Mediennutzung begünstigt haben und die häufigere Nutzung sozialer Netzwerke/von Online-Videoplattformen erklären.
Studierende schnitten im Wissenstest ähnlich wie Ärzt*innen ab, jedoch war der Test ohne wissenschaftlichen Hintergrund beantwortbar. Die Verbesserung der Ausbildung im wissenschaftlichen Arbeiten erscheint weiter wichtig. Studierende als potenzielle Krisenhelfer*innen dürfen nicht von wissenschaftlichen Informationen abgeschnitten sein. Im Falle erneuter pandemischer Geschehen scheint die gezielte Information Studierender durch die Universitäten geboten.
Take Home Messages: Studierende nutzten seltener wissenschaftliche Journale, trotz Relevanz für sie selbst. Dies unterstreicht die Notwendigkeit der Verbesserung der Ausbildung im wissenschaftlichen Arbeiten. In Notfallplänen sollte die gezielte Information Studierender berücksichtigt werden.
Literatur
- 1.
- World Health Organization. WHO policy brief: COVID-19: infodemic management. Geneva: World Health Organization; 2022.
- 2.
- Holzmann-Littig C, Braunisch MC, Kranke P, Popp M, Seeber C, Fichtner F, Littig B, Carbajo-Lozoya J, Allwang C, Frank T, Meerpohl JJ, Haller B, Schmaderer C. COVID-19 Vaccination Acceptance and Hesitancy among Healthcare Workers in Germany. Vaccines (Basel). 2021;9(7):777. DOI: 10.3390/vaccines9070777