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Studium und Beruf: Die wissenschaftliche Ausbildung an der Medizinischen Fakultät Dresden aus studentischer Perspektive
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Medizinisches Wissen erweitert sich permanent. Daher sollte Wissenschaftskompetenz ein zentrales akademisches Ausbildungsziel sein. Die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens wurden entsprechend im Masterplan 2020 [1] verankert. Ziel der vorliegenden Studie war es, die wissenschaftliche Ausbildung an der Medizinischen Fakultät Dresden (MFD) zu untersuchen sowie die Wünsche der Studierenden zur curricularen Vermittlung von Wissenschaftskompetenz zu ermitteln.
Methoden: Von Oktober bis Dezember 2022 wurde an der MFD eine Umfrage an alle Studierenden der Humanmedizin des 1. bis 5. Studienjahres (SJ) in Pflichtlehrveranstaltungen distribuiert. Inhalt der Umfrage war einerseits die Erfassung der aktuellen Erwartungen wissenschaftliche Kompetenzen im beruflichen Alltag (Arbeit mit Literatur, Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse, aktives Forschen) anzuwenden. Andererseits wurde die Selbsteinschätzung wissenschaftlicher Kompetenzen zu verschiedenen Teilbereichen in Bezug auf die im NKLM 2.0 https://nklm.de/zend/menu] vorgeschlagenen Kompetenztiefen erfasst. Zudem wurden Wünsche zur curricularen Vermittlung erfragt. Zur Objektivierung der Einschätzungen wurde ein wissenschaftlicher Kompetenztest mit zehn Multiple-Choice-Fragen verwendet.
Ergebnisse: Die Umfrage wurde von 860 Studierenden vollständig ausgefüllt. Das entspricht einer Response-Rate von durchschnittlich 64,4%. Im 5. SJ geben über 80% der Teilnehmenden an, dass sie erwarten, im späteren Berufsalltag täglich bis monatlich mit wissenschaftlicher Literatur zu arbeiten und entsprechende Erkenntnisse an Patient*innen zu vermitteln. Jedoch bewerten nur 30-40% ihre Kompetenzen als ausreichend, um dies selbstständig durchzuführen. Die Hälfte der Studierenden ist mit der aktuellen Vermittlung wissenschaftlicher Kompetenzen im Verlauf des Studiums unzufrieden. Der überwiegende Teil wünscht sich eine stärkere Implementierung im Curriculum (55.6%) in seminaristischer Form für Lehrinhalte zur Literaturrecherche, -analyse und zur Wissenschaftskommunikation. Die subjektive Bewertung wissenschaftlicher Kompetenzen zeigt einen Anstieg über den Verlauf des Studiums (1.SJ 14.1±11.7 vs. 5.SJ 21.3±13.8). Dies spiegelt sich auch im abschließenden Kompetenztest (1.SJ 3.6±1.75 vs. 5.SJ 5.5±1.68 von max. 10 Pkt.) wider.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen Diskrepanzen zwischen den Erwartungen an den Berufsalltag, den subjektiv und objektiv erfassten Kompetenzen und dem derzeitigen Stand der curricularen Vermittlung wissenschaftlicher Kompetenzen an der MFD. Dem gegenüber steht der Wunsch nach einer adäquaten Ausbildung, insbesondere der Auseinandersetzung mit wissenschaftlicher Literatur, die zur Vermittlung wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse an Patient*innen befähigt.
Take Home Messages:
- 1.
- Das derzeitige Dresdner Wissenschaftscurriculum erfüllt nicht die Erwartungen der Studierenden an den späteren Berufsalltag.
- 2.
- Der Wunsch nach Auseinandersetzung mit Literatur und praxisnaher Ausbildung in Wissenschaftskommunikation muss in die weitere Entwicklung des Wissenschaftscurriculums einbezogen werden.