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Wie beurteilen Hessens „neue“ Fachärzt*innen für Allgemeinmedizin das Ansehen ihrer Fachrichtung? Und wie sieht das die erste Kohorte der dortigen Landarztquotenstudierenden?
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Wenngleich die Allgemeinmedizin (AM), wie sowohl das Berufsmonitoring Medizinstudierende [1], als auch die Anzahl der Facharztanerkennungen der vergangenen Jahre [2] belegen, deutschlandweit „im Trend liegt“ [1], erscheint die Zahl derjenigen mit eindeutiger Präferenz bzw. Weiterbildungsentscheidung für die AM als bei weitem nicht ausreichend, um die frei werdenden Stellen – insbesondere im ländlichen Raum – zu besetzten [3].
Der Beitrag stellt dar, wie Landarztquotenstudierende respektive Fachärzt*innen in Hessen das Ansehen der Fachrichtung AM wahrnehmen und welche etwaigen Vorbehalte mit einer Entscheidung für die Fachrichtung AM einhergehen.
Methoden: Für den Vortrag werden Daten aus in Hessen durchgeführten Studien herangezogen: Die kontinuierliche Prüfungsabsolventenbefragung des Kompetenzzentrums Weiterbildung Hessen (KW Hessen) (Kalenderjahre 2020-2022, Rücklaufquote 52,2%, n=214; die Rücklaufquote 2023 liegt bisher auf vergleichbarem Niveau) und eine Befragung der ersten Kohorte der hessischen Landarztquotenstudierenden nebst Teilnehmenden an den zugehörigen Schwerpunktcurricula (Erhebung 2022, Rücklaufquote 80,2%, n=69).
In beiden Studien wurden die „neuen“ Fachärzt*innen respektive Studierenden gebeten, das Ansehen der AM auf einer fünfstufigen Likert-Skala (sehr gering bis sehr hoch) sowohl aus ihrer eigenen Perspektive als auch aus der Perspektive der Bevölkerung sowie seitens Ärzt*innen anderer Fachrichtungen einzuschätzen.
Im Rahmen der Prüfungsabsolventenbefragung wurde ferner nach dem individuellen Weiterbildungsverlauf sowie nach etwaigen Hemmnissen bei einer Entscheidung für die Fachrichtung AM gefragt.
Ergebnisse: Die Prüfungsabsolventenbefragung wird kontinuierlich fortgesetzt. Um möglichst viele Fälle in die Betrachtungen einschließen zu können, werden die genauen Ergebnisse erst kurz vor dem Kongress ausgewertet und im Kontext der einleitend genannten Quellen interpretiert.
Erste Analysen zeigen, dass sowohl die Studierenden, als auch die Fachärzt*innen das Ansehen der AM in der Bevölkerung bedeutend höher einschätzen, als bei Fachärzt*innen anderer Fachrichtungen.
Diskussion: Das „Rekrutierungspotential“ für die AM unter Studierenden wird zunehmend positiv eingeschätzt [1], dennoch haben sich die meisten der Prüfungsabsolvent*innen erst im Verlauf ihrer Weiterbildung für die AM entschieden. Anhand der vorliegenden Daten ist es plausibel anzunehmen, dass viele Ärzt*innen die Weiterbildung mit unklarem Weiterbildungsziel beginnen. Da die Weiterbildung in der Regel in einem klinischen Abschnitt begonnen wird, rückt die AM in gewisse ferne. Diesem Umstand könnte man begegnen, indem man unentschlossene ÄiW gleich zu Weiterbildungsbeginn für das KW gewinnt und/oder dafür wirbt, die Weiterbildung mit einem ambulanten Abschnitt zu beginnen.
Take Home Messages: Um dem Hausärztemangel zu begegnen, sollten etwaige Vorbehalte gegenüber der Fachrichtung AM abgebaut sowie unentschlossene Studierende/Ärzt*innen in Weiterbildung/Quereinsteigende für die AM gewonnen werden.
Literatur
- 1.
- Jacob R, Kopp J, Schwan L, Schreiber S. Berufsmonitoring Medizinstudenten 2022. Ergebnisse einer Befragung in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Trier: Universität Trier; 2022. Zugänglich unter/available from: https://www.kbv.de/media/sp/ergebnisse_medizinstudentenbefragung_kbv_2022.pdf
- 2.
- Bundesärztekammer. Ärztestatistik zum 3 Dezember 2021. Bundesgebiet gesamt. Berlin: Bundesärztekammer; 2022. Zugänglich unter/available from: https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/BAEK/Ueber_uns/Statistik/Statistik_2021/2021_Statistik.pdf
- 3.
- van den Bussche H. Die Zukunftsprobleme der hausärztlichen Versorgung in Deutschland: Aktuelle Trends und notwendige Maßnahmen [The future problems of general practice in Germany: current trends and necessary measures]. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. 2019;62(9):1129-1137. DOI: 10.1007/s00103-019-02997-9