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Ärzt*innen als professionell Handelnde: Die Entwicklung und Umsetzung des Seminars „Case-based medical professional reasoning“
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Als angehende Ärzt*innen müssen sich Studierende, neben dem fachlichen Kompetenzerwerb mit unterschiedlichen Rollenanforderungen, gesellschaftlichen Erwartungen, ethischen und kulturellen Herausforderungen sowie rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Die Rolle des professionell Handelnden postuliert ärztliche Haltungen zu Ethik, Führung, Medizinrecht und Patientensicherheit, die beim Umgang mit und der Beratung von Patient*innen zum Ausdruck kommen [1]. Eine bewährte Methode in der medizinischen Ausbildung ist das Case-based Clinical Reasoning (CBCR) [2]. Hierbei lernen Studierende anhand von klinischen Fällen die Schritte der Diagnosefindung zu durchlaufen. Basierend auf der didaktischen Grundidee des CBCR wurde ein Seminar für PJ-Studierende entwickelt, in dem Fälle mit herausfordernden und nicht eindeutig bewertbaren Situationen aus dem klinischen Alltag behandelt werden.
Dieser Beitrag stellt die Entwicklung und Umsetzung dieses Seminars vor und gibt Einblicke in die studentischen Evaluationsergebnisse.
Methoden: Eine Arbeitsgruppe aus Mediziner*innen, Ethiker*innen, Bildungs-, Film- und Rechtswissenschaftler*innen entwickelte in einem iterativen Prozess 28 Fallideen. Diese Fallideen konnten in fünf Kategorien eingeteilt werden: Patient*in, Kolleg*in, Chef*in, Angehörige und Selbst. Um die Interessen der Studierenden abzubilden, wurde im Vorfeld eine Umfrage unter Medizinstudierenden zu ihrer Präferenz bezüglich der Fallideen durchgeführt. Es wurden fünf Fallideen ausgewählt und hierzu verschiedene didaktische Konzepte (u. a. Gruppenpuzzle, Entscheidungsbäume) entwickelt, die ein hohes Maß an Reflexion und Partizipation aufweisen. Das Seminar wird mit Fragebögen und Gruppendiskussionen evaluiert.
Ergebnisse: Die fünf Fallideen wurden zu Fällen ausgearbeitet. Sie beinhalten folgende Thematiken:
- 1.
- der Umgang mit einer fehlenden Krankenversicherung (Patient*in),
- 2.
- die Vertuschung eines Behandlungsfehlers (Kolleg*in),
- 3.
- Schweigepflicht (Angehörige),
- 4.
- Konflikt Dienstübernahme vs. privater Termin (Chef*in),
- 5.
- romantische Gefühle für Patient (Selbst).
Zum Zeitpunkt der Abstract-Einreichung fand das Seminar mit PJ-Studierenden statt und die Auswertung der Evaluationsergebnisse steht noch aus.
Diskussion: Aufgrund der Berücksichtigung unterschiedlicher Expertisen der Seminarentwickler*innen konnte ein inhaltlich und didaktisch vielseitiges Seminar entwickelt werden. Für folgende Semester ist geplant, den Kurs interdisziplinär mit Studierenden weiterer Fachrichtungen zu gestalten.
Die Evaluationsergebnisse werden zur GMA-Tagung im September 2023 vorliegen.
Take Home Messages:
- Anwendung des Lehrkonzeptes „CBCR“ auf die Förderung professionell handelnder Ärzt*innen mit eingehender Diskussion ethischer, rechtlicher, kultureller und wirtschaftlicher Herausforderungen.
- Integration unterschiedlicher Expertisen in die Fallkonzeption und Berücksichtigung der Studierendenbedarfe bei der Fallauswahl.
Literatur
- 1.
- Cruess RL, Cruess SR, Boudreau JD, Snell L, Steinert Y. Reframing medical education to support professional identity formation. Acad Med. 2014;89(11):1446-1451. DOI: 10.1097/ACM.0000000000000427
- 2.
- ten Cate OT, Custers EJ, Durning SJ, editors. Principles and practice of case-based clinical reasoning education: a method for preclinical students. Cham, Switzerland: Springer; 2017. 10.1007/978-3-319-64828-6