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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Curriculare Integration von Diversitäts-, insbesondere Geschlechteraspekten, in die Ausbildung der Gesundheitsberufe in Deutschland

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sabine Ludwig - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland; Katholische Hochschule Mainz, Mainz, Deutschland
  • Susanne Dettmer - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt- Universität zu Berlin, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin, Germany, Berlin, Deutschland
  • Gabriele Kaczmarczyk - Deutscher Ärztinnenbund, Deutschland
  • Raphael Kohl - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt- Universität zu Berlin, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin, Germany, Berlin, Deutschland
  • Kristin Kühn - MSB Medical School Berlin, Berlin, Deutschland
  • Ute Seeland - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland; Deutsche Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin e.V., Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-17-04

doi: 10.3205/23gma087, urn:nbn:de:0183-23gma0878

Published: September 11, 2023

© 2023 Ludwig et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Diversitätskompetenzen, insbesondere Wissen zu Geschlechterunterschieden, sind wichtig, um eine adäquate medizinische und therapeutische Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Dies wird auch im Koalitionsvertrag von 2021 der deutschen Regierung betont. Das Ziel der Studie war, das Ausmaß der curricularen Integration von Diversitäts-, insbesondere Geschlechteraspekten, in Unterrichtseinheiten zur Prävention und Gesundheitsförderung, Pharmakologie und Inneren Medizin zu erheben sowie die Identifikation von Barrieren und förderlichen Faktoren für die Integration.

Methoden: Die Befragung erfolgte zwischen Januar und März 2020. Hierzu wurde ein Online-Fragebogen entwickelt und an alle 41 Dekan*innen der Medizinischen Fakultäten sowie an eine nach Bundesland gewichtete Zufallsstichprobe von 197 (36,7%) Leiter*innen von Krankenpflegeschulen und 97 (33,9%) Leiter*innen von Physiotherapieschulen verschickt. Sie wurden unter anderem zum Ausmaß der curricularen Integration von Diversitätsaspekten, insbesondere Geschlechteraspekten, in den Unterricht zur Prävention und Gesundheitsförderung, zur Pharmakologie und Inneren Medizin sowie zu Barrieren und förderlichen Faktoren für die Integration befragt. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften waren von der Befragung ausgeschlossen.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 75,6% (n=31; medizinische Fakultäten), 52,5% (n=94; Krankenpflegeschulen) und 54,6% (n=53, Schulen für Physiotherapie). Ein Anteil von 46% der Krankenpflege- und 74% der Physiotherapieschulen haben keine Inhalte zur Diversitätskategorie der sexuellen Identität in Lehreinheiten zur Prävention und Gesundheitsförderung integriert. Mehr als zwei Drittel der Physiotherapieschulen (63%; Krankenpflege: 36%) sprechen keine Geschlechterunterschiede bei Unterrichtseinheiten zur Pharmakologie an. Soziokulturelle Apekte wurden von 2% der Physiotherapie- und 1% der Krankenpflegeschulen (biologische Aspekte: 37% Krankenpflege- und Physiotherapieschulen) in Kurse der Inneren Medizin integriert. Als Barrieren zur Integration wurden begrenzte Ressourcen, kein adäquates Unterrichtsmaterial und patriarchale Strukturen genannt. Expert*innengruppen zum Thema Diversität sowie das zunehmende öffentliche Interesse an dem Thema unterstützen die Integration.

Diskussion: Inhalte zu Diversitätsaspekten, insbesondere zu sexueller Identität und soziokulturellen Aspekten („Gender“), sind noch nicht systematisch integriert. Die Einrichtung von Expert*innengruppen zum Thema Diversität sollte unterstützt, finanzielle Mittel für die Integration bereitgestellt und Schulungen sowie Lehrmaterial zu Diversitätskompetenzen entwickelt werden.

Take Home Message: Eine offizielle Erklärung und die Unterstützung der Regierung werden als entscheidend für ein größeres Ausmaß der Integration von Diversitäts-, insbesondere Geschlechteraspekten, in die Curricula der Gesundheitsberufe betrachtet.


Literatur

1.
Seeland U, Dettmer S, Ludwig S, Kaczmarczyk G, Kohl R, Kühn K. Gutachten für das Bundesministerium für Gesundheit: Aktueller Stand der Integration von Aspekten der Geschlechtersensibilität und des Geschlechterwissens in Rahmenlehr- und Ausbildungsrahmenpläne, Ausbildungskonzepte, -curricula und Lernzielkataloge für Beschäftigte im Gesundheitswesen. Berlin: Bundesministerium für Gesundheit; 2020. Zugänglich unter/available from: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikationen/gesundheit/details.html?bmg%5Bpubid%5D=3490 External link
2.
Ludwig S, Dettmer S, Wurl W, Seeland U, Maaz A, Peters H. Evaluation of curricular relevance and actual integration of sex/gender and cultural competencies by final year medical students: effects in student diversity subgroups and by curriculum. GMS J Med Educ. 2020;37(2):Doc19. DOI: 10.3205/zma001312 External link
3.
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD); Bündnis90/Die Grünen; Freie Demokraten (FDP). Koalitionsvertrag 2021 – 2025 zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und den Freien Demokraten (FDP). Mehr Fortschritt wagen. Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Berlin: Bundesregierung; 2021. Zugänglich unter/available from: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/koalitionsvertrag-2021-1990800 External link