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#MEDtoo: Wie erleben Medizinstudierende sexuelle Belästigung im Rahmen ihrer Ausbildung und wie gehen Sie damit um? Eine qualitative Untersuchung
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Published: | September 11, 2023 |
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Hintergrund: Sexuelle Belästigung im Medizinstudium hat eine hohe Prävalenz, wie verschiedene internationale Studien und zuletzt auch eine Umfrage an der medizinischen Fakultät in Münster zeigen: Über die Hälfte der Medizinstudierenden gibt an, sexuelle Belästigung oder sexuelle Diskriminierung im Rahmen ihrer Ausbildung erfahren zu haben [1], [2]. Insbesondere im Kontext des praktischen Unterrichts kommt es immer wieder zu Situationen, in denen Patient*innen oder Lehrpersonen Medizinstudierende vorsätzlich oder unabsichtlich belästigen oder diskriminieren [2]. Viele dieser Situationen werden von den Beteiligten nicht angesprochen und von Lehrpersonen als „normal“ eingeordnet [3]. Obwohl es sich um ein weit verbreitetes Phänomen handelt, durch das die Studierenden massiv belastet werden [1], gibt es bisher noch keine Untersuchung der Wahrnehmung der Studierenden und nur wenig Empfehlungen dazu, was im Kontext des Medizinstudiums konkret getan werden kann, um die Studierenden zu stärken und zu schützen.
Fragestellung: Diese Studie untersucht, was Medizinstudierende im Kontext ihrer Ausbildung als sexuelle Belästigung oder Diskriminierung erleben und wie sie damit umgehen. Darüber hinaus untersucht die Studie, wie die Studierenden die Situation und ihre Reaktion bewerten und wodurch ihr Verhalten beeinflusst wird.
Methodik: Studierende im Praktischen Jahr am Universitätsklinikum Augsburg werden in semi-strukturierten, leitfadengestützen Einzelinterviews zu Ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Diskriminierung im Rahmen ihres Studiums befragt. Der Interviewleitfaden wurde angelehnt an vorhandener Literatur zu sexueller Belästigung, Diskriminierung und professioneller Identitätsbildung von Medizinstudierenden erstellt. Hierbei liegt ein Fokus auf der Unterscheidung zwischen privatem und professionellem Kontext und der Reflexion der Rollenidentität der Studierenden. Die Interviews werden als Audio aufgezeichnet und verbatim transkribiert, anschließend erfolgt eine qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz mit MAXQDA.
Die gewonnenen Einblicke sollen genutzt werden, um spezifisch auf Medizinstudierende zugeschnittene Angebote zu gestalten (beispielsweise Workshops in denen der Umgang mit solchen Situationen diskutiert und trainiert wird) sowie Empfehlungen für Rahmenbedingungen an medizinischen Ausbildungsstätten zu erarbeiten (z.B. Code of Conduct, Meldesysteme).
Bis zur Jahrestagung werden erste Auswertungen der gesammelten Daten vorliegen und präsentiert werden.
Literatur
- 1.
- McClain T, Kammer-Kerwick M, Wood L, Temple JR, Busch-Armendariz N. Sexual Harassment Among Medical Students: Prevalence, Prediction, and Correlated Outcomes. Workplace Health Saf. 2021;69(6):257-267. DOI: 10.1177/2165079920969402
- 2.
- Schoenefeld E, Marschall B, Paul B, Ahrens H, Sensmeier J, Coles J, Pfleiderer B. Medical education too: sexual harassment within the educational context of medicine - insights of undergraduates. BMC Med Educ. 2021;21(1):81. DOI: 10.1186/s12909-021-02497-y
- 3.
- Hawes AM, Gondy K. Sexual Harassment in Medical Education: How We Can Do Better. J Gen Intern Med. 2021;36(12):3841-3843. DOI: 10.1007/s11606-021-06960-w