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Dargestellte Rollenbilder bzgl. Geschlecht und Migrationshintergrund in Cartoons mit medizinischem Kontext – eine quantitative Dokumentenanalyse
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Published: | September 11, 2023 |
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Zielsetzung: Fachspezifische Rollenbilder und Stereotype können Einfluss auf den individuellen Ausbildungsweg nehmen [1], [2]. Auch über Cartoons werden Rollenbilder vermittelt [3]. In dieser Studie wird sowohl das Geschlechterverhältnis als auch der Anteil von Personen mit erkennbarem Migrationshintergrund in Abhägigkeit verschiedener medizinischer Tätigkeitsbereiche in Cartoons untersucht.
Methoden: Für die Analyse wurden 2693 Einzelcharaktere aus 1007 Cartoons anhand iterativ entwickelter Kriterien kategorisiert. Die Einteilung erfolgte für das Geschlecht (männlich, weiblich, tendenziell männlich, tendenziell weiblich, divers, unbekannt), den Migrationshintergrund (erkennbar, nicht erkennbar, keine Aussage möglich) sowie – die verschiedenen Tätigkeitsbereiche betreffend – anhand der Grundrolle (z. B. ärztliches Personal, Pflegepersonal, sonstiges medizinisches Personal), der fachärztlichen Rolle (z. B. Chirurg*in, Notarzt/Notärztin, sonstiges ärztliches Personal) sowie in Kategorien von Fachpersonal (z. B. Rettungspersonal, intensiv-medizinisches Personal, sonstiges medizinisches Personal).
Ergebnisse: In Cartoons mit medizinischem Kontext werden bzgl. der Grundrolle des ärztlichen Personals 87% als (tendenziell) männlich und in der Rolle des Pflegepersonals 72% als (tendenziell) weiblich dargestellt. 21% des Pflegepersonals sind keinem Geschlecht eindeutig zuordenbar. 81% der Charaktere sind als (tendenziell) männliches notärztliches Personal zu erkennen. 72% des chirurgischen Personals sind (tendenziell) männlich dargestellt. 19% des chirurgischen Personals sind nicht eindeutig zuordenbar. Beim sonstigen ärztlichen Personal sind 91% (tendenziell) männlich dargestellt.
Beim Fachpersonal sind 70% des Rettungspersonals (tendenziell) männlich und 20% eindeutig weiblich. Beim intensiv-medizinischen Personal sehen 66% (tendenziell) männlich aus, 19% sind nicht eindeutig einem Geschlecht zuordenbar. Beim sonstigen medizinischen Personal sehen 74% der Charaktere (tendenziell) männlich und 16% eindeutig weiblich aus.
1% der dargestellten Personen in Cartoons mit medizinischem Kontext hat einen erkennbaren Migrationshintergrund.
Diskussion: Im Vergleich zu tatsächlichen Geschlechterverhältnissen sind männliche Personen in Cartoons überrepräsentiert und Personen mit Migrationshintergrund unterrepräsentiert. Bei der Suche nach Implikationen für dieses Ergebnis sollte jedoch Ursache und Wirkung nicht verwechselt werden. Die dargestellten Rollenbilder sind lediglich Ausdruck von Wahrnehmungen. Daher sollten Ursachen für diese Wahrnehmungen untersucht werden.
Take Home Messages: Die Über- bzw. Unterrepräsentation von Geschlechtern in den Grundrollen bzw. im Anteil von Personen mit erkennbarem Migrationshintergrund sollte Anlass sein, nach den Ursachen dieser Wahrnehmung zu suchen.
Literatur
- 1.
- Pelaccia T, Delplanq H, Triby E, Bartier JC, Leman C, Hadef H, Pottecher T, Dupeyron JP. Gender Stereotypes: An Explanation to the Underrepresentation of Women in Emergency Medicine. Acad Emerg Med. 2010;17(7):775-779. DOI: 10.1111/j.1553-2712.2010.00793.x
- 2.
- Woolf K, Cave J, Greenhalgh T, Dacre J. Ethnic stereotypes and the underachievement of UK medical students from ethnic minorities: qualitative study. BMJ. 2008;337:a1220. DOI: 10.1136/bmj.a1220
- 3.
- Dittmar JF. Comic-Analyse. 2. überarbeitete Auflage. Köln: Herbert Von Halem Verlag; 2017.