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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung von Einstellungen gegenüber dem Berichten von Fehlern in CIR-Systemen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Martin Gartmeier - TU München, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, München, Deutschland
  • Gülcan Schaipp - TU München, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, München, Deutschland
  • Pascal O. Berberat - TU München, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-13-01

doi: 10.3205/23gma068, urn:nbn:de:0183-23gma0689

Published: September 11, 2023

© 2023 Gartmeier et al.
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Fragestellung/Zielsetzung: Das Thema Patient*innensicherheit ist ein Fokus der medizinischen Ausbildungsforschung. Digitale Systeme zum Berichten von Fehlern in Kliniken (sog CIR-Systeme) sind ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Patientensicherheit. Ziel unserer Forschung war daher die Entwicklung des Fragebogens „Critical Incident Reporting Questionnaire“ (CIRQ) um besser zu verstehen, wie psychologische Faktoren Entscheidungen für/gegen das Berichten von Fehlern beeinflussen. Zhao und Olivera [1] beschreiben förderliche Nutzenfaktoren (z.B. eigenes Lernen aus Fehlern) und hinderliche Kostenfaktoren (z.B. mit dem Berichten von Fehlern verbundene Ängste), die Entscheidungen für oder gegen ein Berichten von Fehlern beeinflussen.

Methoden: Basierenden auf einer initialen, selbst entwickelten Version des CIRQ-Fragebogens berichten wir zwei Studien: Im Rahmen einer Präpilotierung (Studie 1) führten wir halbstrukturierte Interviews mit CIRS-Anwender*innen sowie mit CIRS-Verantwortlichen (jeweils 4 Personen). Eine aktualisierte Version des Fragebogens wurde in einer Pilotierungsstudie (Studie 2) 224 Mitarbeiter*innen eines Universitätsklinikums (51 Ärzt*innen und 173 Pflegepersonen) vorgelegt, um auf dieser Basis die Gütekriterien des Fragebogens zu prüfen. In Studie 2 wurden zusätzlich persönliche Angaben abgefragt sowie Einschätzungen zum Umgang mit Fehlern am Arbeitsplatz.

Ergebnisse: Basierend auf den Antworten der TN in Studie 1 wurden die theoretisch postulierten Skalen „Abbau von Schuldgefühlen“ und „materieller Schaden“ verworfen. In den folgenden Skalen wurden einzelne Items eliminiert: Skala 1 – Erhaltung eigenes Selbstbild (14>7 Items); Skala 2 – Lernerfolg für den Berichtenden (15 Items, keine Items ausgeschlossen); Skala 3 – Imageschaden (12> 8 Items); Skala 4 Mühe/Zeitaufwand (12> 7 Items). Die resultierende Version des CIRQ mit 37 Items in vier Skalen erzielte in Studie 2 gute Reliabilitätswerte: Skala 1 – Alpha=0,82; Skala 2 – Alpha=0,90; Skala 3 – Alpha=0,90; Skala 4 – Alpha=0,88). Eine konfirmatorische Faktorenanalyse bestätigte weitgehend die theoretisch angenommene Faktorenstruktur, es wurde nur ein weiteres Item ausgeschlossen. Ein Vergleich der Berufsgruppen der Ärzt*innen mit Pflegepersonen zeigte Unterschiede bzgl. ihrer Einstellungen zu CIRS in den Skalen 1, 2 und 3.

Diskussion: Mit dem CIRQ wurde ein Fragebogen vorgelegt, der geeignet ist, Einstellungen von Mitarbeitenden im Gesundheitssystem gegenüber dem Berichten von (Beinahe-)Fehlern in CIR-Systemen zu untersuchen. Es zeigten sich gute psychometrische Kennwerte und interessante erste Ergebnisse bzgl. Gruppenunterschieden. Wir skizzieren im Ausblick des Vortrags einige Ideen für zukünftige Studien, in denen das Instrument verwendet werden kann.


Literatur

1.
Zhao B, Olivera F. Error reporting in organizations. Acad Manag Rev. 2006;31(4):1012-1030.