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Piloterhebung über die Implementierung von Objective Structured Clinical Examinations (OSCE) als kompetenzbasiertes Prüfungsformat in das Lehrkonzept der Universitätsfrauenklinik Bonn
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Auf Grundlage des „Masterplan Medizinstudium 2020“ sieht die Weiterentwicklung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) eine lehrdidaktische Reform des Medizinstudiums vor, bei welcher die Förderung von arztbezogenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Haltungen der Studierenden den Fokus der Lernziele bildet [1]. Die Objective Structured Clinical Examination (OSCE) stellt ein etabliertes Prüfungsformat dar, um klinisch-praktische Leistungen zu beurteilen. Mittels dieser Piloterhebung soll der studentisch wahrgenommene Nutzen einer OSCE-Implementierung in das Lehrkonzept der Frauenheilkunde gegenüber dem herkömmlichen Prüfungsformat der Multiple-choice-Fragen (MCQ) untersucht werden.
Methoden: Das OSCE-Format wurde mittels des „six-step approach“ nach Kern et al. [2] im April 2022 in der Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Bonn etabliert und folgende Stationen konzipiert: Durchführung einer senologischen Untersuchung, Spekulumeinstellung mit Durchführung und Befundinterpretation eines Pap-Abstrichs und einer vaginalen Infektionsdiagnostik, Demonstration eines physiologischen Geburtsablaufs am Modell inkl. Erstversorgung des Kindes, Erkennung von Symptomen und Krankheitsfolgen der Präeklampsie und des Gestationsdiabetes im Mutterpass, Auswertung eines Spermiogramms kombiniert mit Kenntnissen über die In-vitro-Fertilisation sowie Diagnostik bei Verdacht auf eine extrauterine Schwangerschaft.
Ergebnisse: Die Datenanalyse umfasste insgesamt 158 Studierende (46 (30,7%) männlich, 102 (68,0%) weiblich, 2 (1,3%) divers). Das mittlere Alter betrug 24,9 (±2,5) Jahre. Die OSCE wurde von 154 (97,5%) Studierenden als ein gutes Prüfungsformat im Allgemeinen und von 150 (94,9%) Studierenden als ein gutes Prüfungsformat der Frauenheilkunde bewertet. 131 (84.5%) Studierende fühlten sich durch die OSCE-Prüfung und Vorbereitung besser auf das Praktische Jahr und das ärztliche Berufsleben vorbereitet. Weiterhin berichteten 135 (85,4%) der Befragten über eine durch die OSCE erreichte verbesserte Selbstreflexion der eigenen Schwächen und Stärken. Insgesamt bevorzugten 99 (62,7%) Studierende eine OSCE-Prüfung gegenüber einer MCQ-Klausur.
Diskussion: Aus den Ergebnissen dieser Pilotstudie geht hervor, dass der studentisch wahrgenommene Nutzen des Prüfungsformates der OSCE in der frauenheilkundlichen Lehre gegenüber herkömmlicher MCQ als positiv zu bewerten ist. Insbesondere werden die praktisch-klinischen Fertigkeiten, kommunikativen Kompetenzen und arztbezogenen Fähigkeiten geschult, sodass eine gezielte Vorbereitung auf die Anforderungen des späteren Berufslebens ermöglicht wird.
Take Home Message: Es zeigte sich eine Überlegenheit des OSCE-Prüfungsformats gegenüber dem MCQ-Format aufgrund der Förderung von Selbstreflexion und individueller Weiterentwicklung der Studierenden im Fachgebiet der Frauenheilkunde.
Literatur
- 1.
- Wissenschaftsrat. Neustrukturierung des Medizinstudiums und Änderung der Approbationsordnung für Ärzte - Empfehlungen der Expertenkommission zum Masterplan Medizinstudium 2020. Drs. 7271-18. Köln: Wissenschaftsrat; 2018. Zugänglich unter/available from: https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7271-18.html
- 2.
- Chen BY, Kern DE, Kearns RM, Thomas PA, Hughes MT, Tackett S. From Modules to MOOCs: Application of the Six-Step Approach to Online Curriculum Development for Medical Education. Acad Med. 2019;94(5):678-685. DOI: 10.1097/ACM.0000000000002580