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Quantifzierung des „extrinsic load“ in einer OSCE-Prüfung durch störende Telefonanrufe
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die Nutzung von Smartphones und Telefonen ist ein wesentlicher Aspekt im täglichen klinischen Alltag. Allerdings scheint die Benutzung auch ein wichtiger Diktator zu sein, der die Patientensicherheit potenziell beeinträchtigen kann.
Das Ziel dieser prospektiven Studie war es, den Einfluss von einem häufigen Distraktor (Telefonanrufen) auf die Performance von angehenden Ärzt*innen zu simulieren. Dazu wurden zwei etablierte OSCE (Objective Structured Clinical Examination) Stationen um eine telefonische Konsultation, die parallel durchgeführt werden musste, erweitert.
Methoden: Die Studie wurde im Rahmen eines OSCEs durchgeführt, um ein möglichst genaues Abbild der Realität zu bekommen. Dabei handelte es sich um eine zusätzliche OSCE Station, die nicht in die curriculare Leistungsbewertung eingerechnet wurde. Es nahmen insgesamt 161 Studierende, die am Universitätsklinikum Köln rekrutiert wurden (Ethikvotum Uni Köln No. 19-1327) und im Rahmen der zentralen OSCE Prüfung geprüft wurden, teil. Die OSCE Stationen prüften Fertigkeiten wie Legen eines intravenösen Zugangs (OSCE I) oder die Untersuchung des akuten Abdomens (OSCE II). Dabei wurde jeweils die Performance in den OSCEs ohne Störung durch Telefonanrufe mit der Performance in den OSCEs verglichen, in denen die Studierenden durch Anrufe gestört wurden. Gleichzeitig wurde abgefragt, an welche Informationen aus dem Telefonat (Name des Patienten, Blutzucker) nach Abschluss des OSCE noch erinnerbar waren.
Ergebnisse: Im OSCE I erzielten die Studierenden signifikant mehr Punkte, wenn sie nicht von Telefonanrufen abgelenkt wurden (p=.004). Im OSCE II erzielten die Studierenden signifikant mehr Punkte, wenn sie nicht von Telefonanrufen abgelenkt wurden (p<.001). Gleichzeitig waren bei nur 30% der Studierenden der Name aus dem Telefonat und nur in 50% der Fälle der Blutzuckerwert aus dem Telefonat erinnerbar.
Diskussion: Die Studie untermauert die Hypothese, dass Telefonanrufe während einer fokussierten Tätigkeit an und mit Patienten die Performance der behandelnden Personen verschlechtern können. Da diese Art der Ablenkung eine tägliche Herausforderung für jüngere Ärzt*innen darstellt, könnten entsprechende Trainings in der Fertigkeit des Multitaskings unter Umständen einen positiven Effekt haben.
Eine Limitation der Studie ist die OSCE als Beobachtungsformat. Die OSCE kann eine angemessene Darstellung der normalen klinischen Praxis nur imitieren und niemals vollumfänglich die Realität abbilden. Darüber hinaus ist die Prüfungssituation ein zusätzlicher Distraktor für die Studierenden.
Take Home Message: Ablenkung durch Telefonate kann das Leistungsniveau von angehenden Ärzt*innen während praktischen Tätigkeiten verringern.