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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Partizipative Curriculumsentwicklung: Ein Gruppendelphi mit Medizinstudierenden am Beispiel des Faches Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Stefanie Fischer - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland
  • presenting/speaker Oezlem Koc - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland
  • Katja Kühlmeyer - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-09-01

doi: 10.3205/23gma048, urn:nbn:de:0183-23gma0481

Published: September 11, 2023

© 2023 Fischer et al.
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Fragestellung/Zielsetzung: Studierende sind bisher wenig in die Curriculumsentwicklung eingebunden. Allerdings können nur sie den Stellenwert und die Entwicklungsperspektiven einer Fachlehre in Bezug auf die Gesamterfahrung und Arbeitsbelastung in der medizinischen Ausbildung bewerten. Vor dem Hintergrund der Reform der Approbationsordnung sollten Perspektiven für die Weiterentwicklung der Medizinethik-Lehre im Lehrangebot des Faches Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE) aus studentischer Sicht ermittelt werden. Zudem sollte überprüft werden, ob sich die Gruppendelphi-Methode [1] zur partizipativen Curriculumsentwicklung eignet.

Methoden: Die Realisierung des Vorhabens wurde durch Studierende übernommen, wodurch das Projekt zwei Ebenen der Partizipation aufweist. Die Gruppendelphi-Methode ist ein Mixed-Methods-Verfahren zur Konsensbildung, das hier in zwei Runden angewandt wurde. Medizinstudierende der LMU wurden über einen E-Mail-Informationsdienst zur Teilnahme eingeladen. Die Teilnehmenden beantworteten in Kleingruppen einen Fragebogen und diskutierten ihn anschließend im Plenum. Dadurch wurde ein dynamischer Austausch und Anpassung von Gruppenmeinungen ermöglicht. Neben einer quantitativen Auswertung des Fragebogens wurde ein Protokoll der Plenumsdiskussion geführt.

Ergebnisse: Im Juni 2022 nahmen acht Medizinstudierende an einem eintägigen Gruppendelphi-Workshop teil. Aus Sicht der Teilnehmenden soll Medizinethik weiterhin verpflichtend gelehrt werden. Sie empfehlen eine longitudinale Gestaltung der Medizinethik-Lehre. Ein Beginn in der Vorklinik soll jedoch aufgrund der hohen Arbeitsbelastung der Studierenden nicht zu einem weiteren Prüfungsfach führen. Es wurde daher vorgeschlagen, medizinethische Lerninhalte in anderen vorklinischen Fächern zu behandeln. Die Teilnehmer*innen wünschen sich außerdem eine interdisziplinäre Integration von medizinethischer Lehre in klinische Fächer. Dozierende sollen theoretische Inhalte stärker mit der klinischen Versorgungsrealität verbinden. Das Gruppendelphi-Verfahren wurde darüber hinaus als interaktive Lehrmethode vorgeschlagen, durch das trainiert werden kann, wie verschiedene Positionen zu normativen Aussagen diskursiv begründet werden können.

Diskussion: Das Gruppendelphi-Verfahren ist eine erfolgreiche Methode zur Unterstützung der Weiterentwicklung eines Fachcurriculums. Durch das interaktive Format konnten studentische Perspektiven und Prozesse zur Kompromissfindung bei divergierenden Positionen nachvollzogen werden. Die wertschätzende Einbindung kann Studierende zur Mitgestaltung sowie zur Übernahme von Verantwortung für die Lehre motivieren.

Take Home Message: Das Gruppendelphi-Verfahren eignet sich zur Entwicklung diskursiv konsentierter Handlungsempfehlungen für die Curriculumsentwicklung.


Literatur

1.
Niederberger M, Renn O. Das Gruppendelphi-Verfahren - Vom Konzept bis zur Anwendung. Wiesbaden: Springer VS; 2018. DOI: 10.1007/978-3-658-18755-2 External link