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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Unterschiede in der Selbsteinschätzung fortgeschrittener Medizinstudierender von Kompetenzfacetten für Berufsanfänger*innen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Lisa Bußenius - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, III. Medizinische Klinik / Sektion Ausbildungsforschung, Hamburg, Deutschland
  • Sigrid Harendza - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, III. Medizinische Klinik / Sektion Ausbildungsforschung, Hamburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-07-01

doi: 10.3205/23gma036, urn:nbn:de:0183-23gma0362

Published: September 11, 2023

© 2023 Bußenius et al.
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Fragestellung/Zielsetzung: Eine kompetenzbasierte Ausbildung soll kompetente Absolvent*innen hervorbringen. Um eine realistische Selbsteinschätzung zu ihren Kompetenzen von PJ-Studierenden zu erhalten, befragten wir diese zu ihrem Kompetenzverständnis [1] und generierten konkrete Ankerbeispiele zu zehn Kompetenzfacetten, die besonders relevant für Berufsanfänger*innen sind [2]. Da sich in einer Vorstudie Geschlechterunterschiede in den Bereichen „Aktives Zuhören gegenüber Patient*innen“, „Empathie und Offenheit“ und „Teamwork und Kollegialität“ sowie „wissenschaftlich begründete Arbeitsmethoden“ zeigten [3], erwarteten wir in der vorliegenden Studie einen entsprechenden Unterschied bei den konkreten Verhaltensitems zu diesen Kompetenzfacetten.

Methoden: Wir führten 23 Fokusgruppen-Interviews mit 186 Studierenden durch, um ihr Verständnis der Kompetenzfacetten zu erfahren. Aus dem Datenmaterial generierten wir je fünf konkrete Verhaltensweisen zu jeder der zehn Kompetenzfacetten in Ich-Form, beispielsweise „Ich nehme die Anliegen meiner Patient*innen ernst, auch wenn sie mir nicht bedeutsam erscheinen“ als konkrete Verhaltensweise für die Kompetenzfacette „Empathie und Offenheit“. Den resultierenden Fragebogen legten wir PJ-Studierenden der Medizinischen Fakultät Hamburg online vor. Die Bewertung wurde mittels Schieberegler auf einer Skala von 0-100 vorgenommen. Geschlechterunterschiede der Items ermittelten wir mittels t-Tests auf einem Bonferroni-korrigierten Alphaniveau von p=0,001.

Ergebnisse: Es füllten insgesamt 236 Studierende den Online-Fragebogen aus (72,6% weiblich, 27,0% männlich, 0,4% divers; mittleres Alter 27,5±3,7 Jahre). Bei dem Vergleich der Items waren sechs signifikant unterschiedlich bewertet worden, wobei Frauen sich jeweils höher einschätzten. Diese Items lassen sich den Bereichen „Kennen persönlicher Grenzen und Möglichkeiten“, „Empathie und Offenheit“ und „Struktur, Arbeitsplanung und Dringlichkeit“ zuordnen. So gaben sich Frauen bei dem o.g. Item mit 78,53±12,22% einen signifikant höheren mittleren Wert als die männlichen Teilnehmenden mit 70,84±14,15% (T(223)=4,02, p<0,001). Die Verhaltensitems anderer Kompetenzfacetten ergaben keine signifikanten Unterschiede.

Diskussion: Die vermuteten Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Bereich „Empathie und Offenheit“ konnten wir mittels zweier Verhaltensweisen konkret belegen; die Unterschiede in den anderen drei Kompetenzfacetten konnten wir mit den operationalisierten Items nicht replizieren. Dafür traten Unterschiede in den Bereichen „Struktur, Arbeitsplanung und Dringlichkeit“ und „Kennen persönlicher Grenzen und Möglichkeiten“ auf. Da kompetentes Arbeiten für alle Absolvent*innen unabhängig von ihrem Geschlecht wichtig ist, wäre eine weitere Betrachtung der Gründe für die unterschiedliche Einschätzung sinnvoll.

Take Home Message: Frauen schätzen sich signifikant besser als Männer in sechs Verhaltensweisen ein, die für kompetentes Arbeiten im Krankenhaus erforderlich sind.


Literatur

1.
Bußenius L, Prediger S, Harendza S. „Ärztliches Handeln ist Verantwortung übernehmen“ – Wie verstehen fortgeschrittene Medizinstudierende die Ausübung von ärztlichen Kompetenzen? Eine qualitative Analyse. In: Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Halle (Saale), 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-15-01. DOI: 10.3205/22gma095 External link
2.
Fürstenberg S, Schick K, Deppermann J, Prediger S, Berberat PO, Kadmon M, Harendza S. Competencies for first year residents - physicians’ views from medical schools with different undergraduate curricula. BMC Med Educ. 2017;17(1):154. DOI: 10.1186/s12909-017-0998-9 External link
3.
Bußenius L, Harendza S, van den Bussche H, Selch S. Final-year medical students’ self-assessment of facets of competence for beginning residents. BMC Med Educ. 2022;22(1):82. DOI: 10.1186/s12909-021-03039-2 External link