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Kooperation von ärztlicher Praxis und sozialem Hilfesystem – Vorstellung der interaktiven Lehrveranstaltung „Versorgung im sozialen Hilfesystem“
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: In der ambulanten medizinischen Versorgung sind Patient*innen häufig von sozialen Problemen betroffen. Beispielsweise finanzielle Schwierigkeiten, Probleme mit Arbeit, Arbeitslosigkeit oder Einsamkeit sowie Probleme bei der Pflege von nahestehenden Personen können den Gesundheitszustand in vielältiger Weise beeinträchtigen. Hausärzt*innen versuchen oftmals gemeinsam mit ihren Patient*innen Lösungen zu entwickeln und wünschen sich gleichzeitig eine konkrete Ansprechperson im sozialen Hilfesystem. Obwohl das soziale Hilfesystem umfassende Beratungs- und Unterstützungsangebote bietet, findet eine direkte Vermittlung oder Kontaktaufnahme zu diesen selten statt [1].
Sowohl Hausärzt*innen als auch Praktiker*innen des sozialen Hilfesystems sehen in der Integration von Themen zum Umgang mit sozialen Problemlagen in die Aus-, Weiter- und Fortbildung eine Möglichkeit, die medizinische und die soziale Versorgung besser zu koordinieren [2].
Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wurde in einem multiprofessionellen Team ein Seminar (90 min) entwickelt. Ziel des Seminars „Versorgung im sozialen Hilfesystem“ ist es, Studierende im 8. oder 9. Semester des iMed-Studienganges für soziale Problemlagen in der ambulanten medizinischen Versorgung zu sensibilisieren und sie auf zukünftige Kooperationen mit dem sozialen Hilfesystem vorzubereiten.
Methoden: Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte:
- 1.
- Impulsvortrag zu sozialmedizinischen Aspekten der Versorgung,
- 2.
- Aktivierung der Gruppe durch die Bearbeitung von Fallvignetten mit dem Ziel, soziale Unterstützungsangebote zu recherchieren,
- 3.
- Kurzpräsentationen, Diskussion und Zusammenschau der Fall-Recherche.
Ergebnisse: Die Studierenden gewinnen Erkenntnisse über mögliche Anwendungsfälle und die Hilfsoptionen, in welchen Fällen und in welcher Form Einrichtungen des sozialen Hilfesystems Unterstützung für Patient*innen leisten.
Diskussion: Das vorgestellte Seminar stellt eine curriculare Erweiterung dar, welche gegen Ende des Studiums die Bedeutung des Mitdenkens von sozialen Problemen in der Patient*innenversorgung noch einmal betont und um praktische Tipps erweitert.
In der Weiterentwicklung wäre ein Teamteaching von Lehrenden verschiedener Professionen anzustreben, welches bereits in der Weiter- und Fortbildung angewandt wird.
Die Konzeption dieses Seminars könnte sich auch zur Vorbereitung auf die Kooperation mit anderen (ambulanten) Versorger*innen, z.B. der gemeinwesenorientierten Ergotherapie eignen.
Take Home Message: Ein im Regelcurriculum verankertes Seminar zur Kooperation von ambulanter medizinischer und sozialer Versorgung bietet die Möglichkeit, soziale Hilfsoptionen bereits in der klinischen Ausbildung zu lehren und zu lernen.
Literatur
- 1.
- Zimmermann T, Mews C, Kloppe T, Tetzlaff B, Hadwiger M, von dem Knesebeck O, Scherer M. Soziale Probleme in der hausärztlichen Versorgung – Häufigkeit, Reaktionen, Handlungsoptionen und erwünschter Unterstützungsbedarf aus der Sicht von Hausärztinnen und Hausärzten [Social problems in primary health care - prevalence, responses, course of action, and the need for support from a general practitioners’ point of view]. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2018;131-132:81-89. DOI: 10.1016/j.zefq.2018.01.008
- 2.
- Kloppe T, Tetzlaff B, Mews C, Zimmermann T, Scherer M. Interprofessional collaboration to support patients with social problems in general practice-a qualitative focus group study. BMC Prim Care. 2022;23(1):169. DOI: 10.1186/s12875-022-01782-z