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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Würdevolles Sterben aus der Sicht von Pflegefachkräften ambulanter und stationärer Palliativ- und Hospizteams in Bayern. Eine empirisch-qualitative Untersuchung zum Würdeverständnis von Palliative Care Pflegefachkräften in der Begleitung Erwachsener

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Renate Karine Habbel - Hochschule für Philosophie München, München, Deutschland
  • Eckhard Frick - Hochschule für Philosophie München, München, Deutschland
  • Maria Wasner - Katholische Hochschule München, München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-06-02

doi: 10.3205/23gma031, urn:nbn:de:0183-23gma0310

Published: September 11, 2023

© 2023 Habbel et al.
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Fragestellung/Zielsetzung: Was verstehen Pflegefachkräfte unter würdevollem Sterben? Wie ausgeprägt sind professionelle, individuelle und intuitive Annahmen, die zu einem individuellen und/oder kollektiven Würdebegriff führen? Vorhergehende Studien geben nur rudimentäre Hinweise darauf, wie würdevolles Sterben von Pflegenden interpretiert wird. Die individuelle Sicht der Pflegefachkräfte auf würdefördernde Pflegemaßnahmen bleibt offen. Damit Pflegefachkräfte ihre palliativen Aufgaben erfüllen können, ist es zwingend notwendig zu verstehen, wie sie würdevolles Sterben deuten und wie Würde im Pflegeprozess gestaltet wird.

Methoden: Zunächst erfolgte eine theoretische Annäherung an den heterogenen Begriff des würdevollen Sterbens unter Berücksichtigung der pflegerelevanten Bezugswissenschaften. Zur Darstellung wie es Pflegefachkräften gelingen kann würdevolles Sterben in den Pflegealltag zu übertragen, wurden ferner zwölf Interviews mit im Feld tätigen Palliative Care Pflegefachkräften geführt. Ein Leitfaden mit offenen erzählgenerierenden Fragen strukturierte die Interviews. Die Auswertung erfolgte in Anlehnung an die Reflexive Grounded Theory Methode.

Ergebnisse: Aus den systematisch ausgewerteten Daten konnte ein gegenstandsverankertes Prozessmodell abgeleitet werden. Dieses Modell verdeutlicht, dass der Heterogenität des theoretischen Würdebegriffs in der Praxis mit subjektiven Ideen begegnet wird. Diese Ideen entwickeln Pflegefachkräfte aus individuellen Deutungen über das Sterben und den Tod, sowie aus Haltungen, die von Erfahrungen und Fachwissen geprägt sind. Sowohl die Deutungen als auch die Haltungen finden in der Pflegepraxis ihren Ausdruck. Die Idee des würdevollen Sterbens wird demnach durch Handlungen, die einen individuellen Charakter aufweisen, in den Pflegealltag übertragen.

Diskussion: Die Ergebnisse verdeutlichen die Leistung, die Pflegefachkräfte aufbringen, wenn sie ihre subjektiven Ideen über das würdevolle Sterben in der pflegerischen Praxis umsetzen. Diese Leistung zeigt sich in der Entwicklung, Darstellung und Auseinandersetzung mit individuellen Deutungen und Haltungen zum würdevollen Sterben aus pflegerischer Sicht. Über die pflegerisch praktische Seite hinaus kommt die Studie zu der philosophischen Erkenntnis, dass der Begriff des würdevollen Sterbens Unverfügbarkeit aufweist und als Chiffre Verwendung findet. Insofern leistet die Forschung einen Beitrag zur Weiterentwicklung der palliativen Pflegekompetenz und zur Theoriebildung in der Pflegewissenschaft.

Take Home Message: Der Begriff des würdevollen Sterbens ist gekennzeichnet durch Heterogenität, dieser wird in der Praxis mit Individualität begegnet.