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Digitale Medizin und digitale Lehre: Alles eine Frage der Definition? Eine Interviewstudie mit erfahrenen Ärztinnen und Ärzten
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Published: | September 20, 2019 |
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Einleitung: Digitalisierung und künstliche Intelligenz werden in den kommenden Jahren neue Möglichkeiten für die Gesundheitsversorgung schaffen, das klinische Handeln und Denken verändern und Ärzte vor neue Chancen und Herausforderungen stellen [1]. Die zunehmende Notwendigkeit, die Studierenden als kommende Ärztegeneration in diesem Bereich auf ihr späteres Berufsleben vorzubereiten, ist daher wissenschaftlich unumstritten und inhaltlich an verschiedenen Stellen beschrieben [2].
Ziel der vorgestellten Studie war es, mit Hilfe von Interviews unter Dozierenden die Rahmenbedingungen für die Konzeption und Implementierung eines Curriculums Digitalisierung an der Fakultät für Medizin Regensburg zu ermitteln.
Material/Methoden: Es wurden 11 leitfadengestützte Interviews mit erfahrenen Lehrenden verschiedener Fächer am Universitätsklinikum Regensburg geführt und transkribiert. Die Kernfragen des Interviews waren:
- Was verstehen Sie unter digitaler Medizin?
- Wo sehen Sie Chancen und Herausforderungen im Bereich digitale Medizin?
- Welche Rahmenbedingungen sind für die Lehre zum Themenfeld digitale Medizin an der Fakultät erforderlich?
Die Dauer der Interviews lag zwischen 7 und 27 Minuten (M=15.36, SD=6.14). Insgesamt wurden sieben Männer und vier Frauen mit einer durchschnittlichen Berufserfahrung von 19.09 Jahren (SD=7.78) befragt. Die Auswertung der Interviewdaten erfolgte auf Basis eines induktiv-deduktiv entwickelten Kategoriensystems.
Ergebnisse: Die Ergebnisse deuten zunächst auf ein eher diverses, teils konservatives, teils innovatives Verständnis des Begriffs „digitale Medizin“ zwischen den Befragten hin. Je nach Fachdisziplin zeigen sich unterschiedlich ausgeprägte Berührungspunkte mit digitalen Technologien, allerdings im Arbeitsalltag auch gemeinsame Aspekte, z.B. die elektronische Patientenakte. Chancen digitaler Medizin werden vor allem im effizienteren Informations- und Datenaustausch gesehen. Als Herausforderungen werden insbesondere Fragen des Datenschutzes, aber auch ein möglicher Verlust ärztlicher Souveränität genannt. Fragen zur Integration digitaler Medizin in die Lehre werden vor allem im Hinblick auf E-Learning beantwortet. Hierbei spielen bei den Befragten organisatorische und infrastrukturelle Bedingungen sowie die curriculare Einbindung eine herausragende Rolle, weniger die Notwendigkeit der Vermittlung digitaler Kompetenzen.
Fazit: Es gibt generische Aspekte digitaler Medizin, die mit ihren zugehörigen Chancen und Herausforderungen für alle befragten Fachbereiche hohe Relevanz besitzen. Diese könnte ein inhaltlicher Ausgangspunkt für die curriculare Integration der medizinischen Digitalisierung sein.
Schon die Diversität der einzelnen Interviews zeigt jedoch, dass die Herausforderung in der Konzeption und Implementierung eines Curriculums Digitalisierung auch darin liegt, klare interdisziplinäre Kooperationen und ein geeignetes medizindidaktisches Fundament zu etablieren. Weitere Studien sollen diese Fragen näher beleuchten.
Literatur
- 1.
- Kuhn S. Medizin im digitalen Zeitalter: Transformation durch Bildung. Dtsch Arztebl Intern. 2018;115(14):633-638. Zugänglich unter/available from: http://www.aerzteblatt.de/int/article.asp?id=197293
- 2.
- Haag M, Igel C, Fischer MR; Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), Committe “Digitization – Technology-Assisted Learning and Teaching”; Joint working group “Technology-enhanced Teaching and Learning in Medicine (TeLL)” of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (gmds) and the German Informatics Society (GI). Digital Teaching and Digital Medicine: A national initiative is needed. GMS J Med Educ. 2018;35(3):Doc43. DOI: 10.3205/zma001189