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Clinical-Reasoning in der Chirurgie. Wie kann es funktionieren und was bewirkt es?
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Published: | September 20, 2019 |
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Einleitung: Die Weiterentwicklung chirurgischer Curricula im Medizinstudium in Deutschland bezog sich in der Vergangenheit meist auf praktische Fertigkeiten [1]. Die Entwicklung kompetenzorientierter Ausbildung in der Medizin in Deutschland sollte auch das Erlernen spezifischer chirurgischer Problemlösung, Diagnosestellung und patientenindividuelle Überlegungen zu Indikationsstellung von operativen Eingriffen ermöglichen. Dazu zählt das Wissen um die Möglichkeiten und Grenzen, die Risiken und Komplikationen und die perioperative Betreuung der Patienten [2]. Clinical Reasoning-Kurse sind geeignet klinische Kompetenzen bei Studierenden weiterzuentwickeln [3].
Material und Methoden: Es wurde ein Clinical-Reasoning Kurs der Chirurgie für das 6. klinische Semester entwickelt. Im Inverted Classroom Format wurden die Studierenden aufgefordert Leitfragen als Vorbereitung zu bearbeiten. In der Präsenzveranstaltung erfolgte im Team-Based-Learning-Format (TBL) die problembasierte Bearbeitung von Fällen unter Supervision klinisch erfahrener Dozierender. Mittels Fragebogenerhebungen und Focusgruppen-Interviews wurde der Kurs evaluiert und der Erwerb chirurgischer Kompetenzen näher beleuchtet.
Ergebnisse: Die Evaluation (Likert-Skala 1-7, 1= absolut zufrieden; 7= absolut unzufrieden) zeigte eine hohe Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten des Kurses: z.B. Inhalt 6±1,2 (Median ±Standardabw.); subjektiver Wissenszuwachs 6±1,2. Die Fragebogenerhebung (Likert-Skala 1-6; 1=stimme voll zu; 6=stimme überhaupt nicht zu) zeigte eine regelmäßige Kursvorbereitung (2±1,3) und die Nutzung der Lernhilfen (2±1,3). Das Wissen wurde im Kurs angewendet (2±0,9) und die im Kurs angewendeten Inhalte wurden besser erinnert (2±1,0) als Inhalte aus traditionellen Vorlesungen (4±1,2). TBL wurde von den Studierenden eher positiv bewertet (2±1,4). Ein wesentliches Interesse für Chirurgie konnte allerdings nicht geweckt werden (3±1,3).
Fokusgruppeninterviews zeigten auf, dass das Lernen und Diskutieren im Team für das Äußern und Diskutieren klinischer Überlegungen mutiger mache. Das erlernte chirurgische Management sei hilfreich für das Arbeiten im Praktischen Jahr und habe Einfluss auf das persönliche Abarbeiten chirurgische Differentialdiagnosen unter Anwendung der erlernten Struktur. Die Online-Lernhilfen motivieren zum Arbeiten mit weiterführender Literatur. Der Kurs hatte keinen wesentlichen positiven Einfluss auf die Laufbahnentscheidung, Studierende mit wenig Interesse an der Chirurgie äußerten neuen Respekt vor chirurgischem Patienten-Management.
Schlussfolgerung: Unsere Beobachtungen im Rahmen der Implementierung eines Clinical-Reasoning Kurses in der Chirurgie zeigen auf, dass mit aktivierenden Lernmethoden eine Kompetenzorientierung in Bezug auf chirurgisches Management erreicht werden kann. Die Implementierung zu einem späten Zeitpunkt im Curriculum mag den geringen positiven Einfluss auf eine chirurgische Laufbahnentscheidung begründen.
Literatur
- 1.
- Ruesseler M, Schill A, Stibane T, Damanakis A, Schleicher I, Menzler S, Braunbeck A, Walcher F. [“Practical clinical competence” - a joint programme to improve training in surgery]. Zentralbl Chir. 2013;138(6):663-668. DOI: 10.1055/s-0032-1328180
- 2.
- Agha RA, Papanikitas A, Baum M, Benjamin IS. The teaching of surgery in the undergraduate curriculum. Part II--Importance and recommendations for change. Int J Surg. 2005;3(2):151-157. DOI: 10.1016/j.ijsu.2005.03.016
- 3.
- Harendza S, Krenz I, Klinge A, Wendt U, Janneck M. Implementation of a Clinical Reasoning Course in the Internal Medicine trimester of the final year of undergraduate medical training and its effect on students' case presentation and differential diagnostic skills. GMS J Med Educ. 2017;34(5):Doc66. DOI: 10.3205/zma001143