gms | German Medical Science

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Evaluation einer Video-basierten 4-Schritt Methode zum Training MKG-chirurgischer Kompetenzen: eine verblindete, randomisierte und kontrollierte Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lukas Benedikt Seifert - Universitätsklinik Frankfurt am Main, Klinik für Mund-, Kiefer-, Plastische Gesichtschirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Benedikt Schnurr - Universitätsklinik Frankfurt am Main, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Maria-Christina Stefanescu - Universitätsklinik Frankfurt am Main, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Robert Sader - Universitätsklinik Frankfurt am Main, Klinik für Mund-, Kiefer-, Plastische Gesichtschirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Miriam Rüsseler - Universitätsklinik Frankfurt am Main, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Jasmina Sterz - Universitätsklinik Frankfurt am Main, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocCAL2-01

doi: 10.3205/19gma318, urn:nbn:de:0183-19gma3185

Published: September 20, 2019

© 2019 Seifert et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Klinische Fertigkeiten bleiben essentiell für jeden praktisch tätigen Arzt. Häufig ist deren Vermittlung jedoch vor allem im Bereich der MKG Chirurgie nur ungenügend. Der traditionelle „See One, Do One“ (SODO) Ansatz innerhalb der chirurgischen Ausbildung wird von vielen als veraltet angesehen, so dass neue Lehrmethoden hinsichtlich ihrer Effektivität untersucht werden sollten.

Die 4-Schritt Methode nach Peyton (4SM) stellt eine häufig genutzte und effektive und Methode im Bereich des Reanimationstrainings dar. Die Methode besteht aus:

1.
Demonstration – Der Lehrende führt die Fertigkeit ohne Erklärung in Echtzeit aus.
2.
Dekonstruktion – Der Lehrende führt die Fertigkeit langsam aus und erklärt jeden einzelnen Schritt.
3.
Verständnis – Der Studierende erklärt jeden Schritt woraufhin der Lehrende diesen durchführt.
4.
Ausführung – Der Studierende erklärt jeden Schritt der Fertigkeit und führt diesen simultan nach Bestätigung durch den Lehrenden aus.

Bisherige Studien konnten einen Vorteil der Methode vor allem im Bereich komplexer motorischer Fertigkeiten zeigen, jedoch sind viele dieser Studien nicht kontrolliert, „in vitro“, und untersuchen nicht Langzeit-Retention des Erlernten.

Methoden: Doppel-verblindete, randomisierte und kontrollierte Kohortenstudie. In der Studie wurden die Trainingsansätze SODO und 4SM für zwei MKG chirurgische Fertigkeiten (Gesichtsschädeluntersuchung und Bellocq Tamponade) verglichen. Studierende des 6. Semesters absolvierten eine OSCE-Station pro Fertigkeit direkt im Anschluss und 6 Wochen nach erfolgter Intervention im Rahmen des curricularen Chirurgie OSCEs. Deskriptive und bivariate Daten wurden berechnet und das Signifikanzniveau auf 0,05 festgelegt.

Ergebnisse: 102 Studierende (4SM N=45; SODO N=57) willigten ein an der Studie teilzunehmen. Die 4SM Gruppe zeigte direkt nach erfolgter Intervention signifikant bessere Leistungen sowohl in der Gesichtsuntersuchung (4SM 80,9%; SODO 70,4%; p<.001) als auch in der Anlage einer modifizierten Bellocq Tamponade (4SM 76,4%; SODO 70,5%; p<.001). Im curricularen Chirurgie OSCE ergab sich kein signifikanter Unterschied weder in der Gesichtsuntersuchung (4SM 80,8%; SODO 79,4%; p=.849 noch in der Anlage einer modifizierten Bellocq Tamponade (4SM 87,9%; SODO 86,2%; p=.395).

Schlussfolgerung: Die 4SM nach Peyton zeigt sich effektiver im Erwerb komplexer klinischer Kompetenzen als SODO. Vorherige Studien zeigten, dass insbesondere Schritt 3 der 4SM, als perzeptuell verarbeitender Prozess, verantwortlich hierfür zu sein scheint. Unsere Studie bestätigt diese Ergebnisse im Bereich MKG Chirurgischer Kompetenzen „in vivo“ und im Langzeitverlauf. Trotz signifikant schlechterer Leistungen direkt nach erfolgter Intervention, war die SODO Gruppe in der Lage ihre Defizite im Verlauf aufzuarbeiten, was am ehesten am benoteten Prüfungsformat lag („Assessment drives learning“).

Abbildung 1 [Abb. 1]