Article
Einsatz virtueller Patienten im zahnmedizinischen-MKG Kurs: eine kontrolliert-randomisierte Interventionsstudie
Search Medline for
Authors
Published: | September 20, 2019 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Virtuelle Patienten finden seit geraumer Zeit Erwähnung im Bereich von Bildung, Management digitaler Patientendaten und wissenschaftlicher Literatur. Die American Association of Medical Colleges (AAMC) definiert sie als „ein spezifischer Typ von Computer-basiertem Programm, welches realitätsnah klinische Szenarien simuliert; Lernende emulieren die Rolle von Gesundheitspersonal („health care provider“) um eine Anamnese zu erstellen, eine klinische Untersuchung durchzuführen und diagnostische und therapeutische Entscheidungen zu treffen“.
Trotz einer zunehmenden Anzahl an E-Learning Angeboten auch im Bereich der MKG-Chirurgie existieren bisher wenige Studien, die den Kompetenzerwerb und die Lernerfahrung der Studierenden quantitativ und qualitativ erfasst haben.
Material und Methoden: Verblindete, randomisierte und kontrollierte Kohortenstudie. In der Studie wurde der Einsatz 4 virtueller Patientenfälle (VP) mit dozentengestütztem (DOZ) seminaristischen Unterricht verglichen. Beide Interventionen (Zeitrahmen 240 min.) erfolgten im Rahmen des „practical skills day“ des MKG Praktikums für Zahnmediziner des 8. Semesters. Die Lernziele waren identisch und umfassten den Umgang mit traumatologischen, infektiologischen und onkologischen Beratungsanlässen in der MKG Chirurgie. Dozenten erhielten vorab eine Schulung, einen Ablaufplan und Power-Point Präsentationen zu den Lernzielen.
Die Leistungsmessung erfolgte mittels eines Multiple Choice Test (73 Items) zu den genannten Lernzielen und einer Selbsteinschätzung der Studierenden mittels Likert-Skala (1=„sehr gut bis 6=„sehr schlecht“) vor, direkt im Anschluss und 6 Wochen nach erfolgter Intervention. Deskriptive und bivariate Daten wurden berechnet und das Signifikanzniveau auf 0,05 festgelegt.
Ergebnisse: 58 (VP=33; DOZ=25) Studierende nahmen an der Studie teil. Beide Gruppen wiesen vor der Intervention keine signifikanten Wissensunterschiede (p=0.56868) auf. Nach erfolgter Intervention zeigten beide Gruppen einen signifikanten Wissenszuwachs (VP p<0,001; DOZ p<0,001). Im Vergleich zeigte die VP Gruppe jedoch signifikante bessere Leistungen als die DOZ Gruppe (p<0.01). Im Retentionstest 6 Wochen nach Intervention zeigte sich kein signifikanter Unterschied (p=0.5552) zwischen beiden Gruppen. In der Selbst-Evaluation schätzten die beide Gruppen ihr Wissen höher als prä-interventionell (p<0,01) ein, jedoch zeigte sich zwischen den Gruppen kein signifikanter Unterschied.
Schlussfolgerung: VP scheinen traditionellen Lehrmethoden im Erwerb grundlegender medizinischer Kenntnisse und Fähigkeiten ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen zu sein. In Anbetracht der Kosteneffektivität, der hohen Reproduzierbarkeit und der zeitlichen wie auch örtlichen Ungebundenheit des Lernens, sollten VP künftig öfter in Betracht gezogen werden.