gms | German Medical Science

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Entwicklung, Testung und Validierung eines Bewertungsbogens zur Beurteilung laienverständlicher Patientenbriefe

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Rebekka Post - „Was hab’ ich?“ gGmbH, Deutschland
  • Ansgar Jonietz - „Was hab’ ich?“ gGmbH, Deutschland
  • Lena Selgert - IMPP, Deutschland
  • Richard Lux - IMPP, Deutschland
  • André L. Mihaljevic - Universität Heidelberg, Universitätsklinikum, Heidelberg, Deutschland
  • Jana Jünger - IMPP, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP-05-02

doi: 10.3205/19gma286, urn:nbn:de:0183-19gma2866

Published: September 20, 2019

© 2019 Post et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Es ist geplant, im Dritten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung die Fähigkeit zur laienverständlichen Kommunikation zu prüfen. Prüfungsgrundlage ist die studentische Erstellung eines Patientenbriefs, der dem Patienten den Versorgungsprozess und das weitere Prozedere anschaulich erklärt. Im Rahmen der Kooperation zwischen dem IMPP und der „Was hab‘ ich?“ gGmbH wurde ein punktebasierter Bewertungsbogen zur Beurteilung dieses Patientenbriefs entwickelt. Der Bogen teilte sich in die Kategorien „Inhaltliche Auswahl und fachliche Korrektheit“, „Transfer von Fachsprache zu Laiensprache“ sowie „Leicht verständliche Sprache“. In jeder Kategorie wurden mehrere Unterpunkte bewertet.

Material und Methoden: Der Bewertungsbogen wurde an Patientenbriefen getestet, welche PJler auf der Heidelberger Interprofessionellen Ausbildungsstation (HIPSTA) im Januar und Februar 2019 erstellt haben. Sie erhielten von „Was hab‘ ich?“ eine Einführung zum laienverständlichen Schreiben und vorstrukturierte Briefvorlagen. Diese Testbedingungen entsprachen nicht vollständig, aber weitgehend den realen Prüfungsbedingungen.

20 Patientenbriefe wurden ausgewertet und von zwei Prüfergruppen bewertet. Gruppe 1 bestand aus zwei Ärztinnen, die den Bewertungsbogen nutzten. In Gruppe 2 bewerteten zwei Ärztinnen die Briefe in den genannten Kategorien ohne Kenntnis der Unterpunkte. Sie stellten aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrungen im Bereich der laienverständlichen Arzt-Patienten-Kommunikation den Goldstandard dar.

Ergebnisse: Mithilfe des Bewertungsbogens wurden die Briefe insgesamt schlechter bewertet als ohne. Insbesondere im Abschnitt „inhaltliche Auswahl“ wurden systematisch weniger Punkte vergeben. Bei der Hälfte der bewerteten Briefe wichen die durchschnittlichen Bewertungen beider Prüfergruppen maximal um 0,5 Notenpunkte voneinander ab, bei einem Viertel um 1 Notenpunkt. Beim letzten Viertel waren die Abweichungen noch größer.

Ein wichtiger Grund für Abweichungen zwischen den Prüfergruppen war die hohe Anzahl teils ähnlicher Unterpunkte auf dem Bewertungsbogen, die vermehrt für Punktabzüge sorgte. Abweichende Bewertungen ergaben sich außerdem aus der individuellen Deutung und Wichtung einzelner Aspekte. Dazu gehörten beispielsweise die Bewertung fehlender Hintergrundinformationen, Erwartungen an die inhaltliche Auswahl oder unterschiedliche Auffassungen über die Wichtung von Diskrepanzen zwischen Arztbrief und Patientenbrief.

Schlussfolgerung: Der Bewertungsbogen erfasst einen Großteil der Standards, die bei „Was hab‘ ich?“ für eine gelungene laienverständliche Arzt-Patienten-Kommunikation gelten. In einigen Punkten erwies sich der Bogen als sehr detailliert, was zu einer negativeren Bewertung geführt hat. Zudem gab es bei einzelnen Kategorien und Kriterien Interpretationsspielräume. Daher wurden im Anschluss an den Test die Bewertungsbögen modifiziert: Kriterien wurden umstrukturiert, umformuliert oder gestrichen.