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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Objektive Stressquantifizierung im Präpariersaal – Pilotstudie mit Messung der Herzraten-Variabilität bei Medizinstudentinnen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Marc Daniel Ferger - Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Ulm, Deutschland; Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III, Ulm, Deutschland
  • Sophie Kraft - Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Ulm, Deutschland; Universität Ulm, Institut für Anatomie und Zellbiologie, Ulm, Deutschland
  • Amelie Victoria Prade - Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Ulm, Deutschland
  • Birgit Abler - Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III, Ulm, Deutschland
  • Thomas Kammer - Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III, Ulm, Deutschland
  • Ulrich Kai Fassnacht - Universität Ulm, Institut für Anatomie und Zellbiologie, Ulm, Deutschland
  • Anja Böckers - Universität Ulm, Institut für Anatomie und Zellbiologie, Ulm, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP-03-10

doi: 10.3205/19gma267, urn:nbn:de:0183-19gma2673

Published: September 20, 2019

© 2019 Ferger et al.
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Text

Einleitung: Der Kursus der makroskopischen Anatomie (KmA) spielt eine wichtige Rolle in der medizinischen Ausbildung und stellt in vielen Ländern eine Basiskomponente im Curriculum der medizinischen Fakultäten dar [1]. Die Sektion eines Körperspenders ist für viele Medizinstudierende der Vorklinik aber auch ein erheblicher Stressfaktor, der neben Depressionen sogar zu Suizidgedanken [2] führen kann.

In dieser Pilotstudie wurde anhand von Fragebögen und der Messung der Herzraten-Variabilität (HRV) bei freiwilligen Medizinstudentinnen die Stressreaktion im Kontext der Erstkonfrontation mit dem Körperspender untersucht.

Material und Methoden: Für die Studie wurden freiwillige Studentinnen aus dem 1. Semester der Universität Ulm rekrutiert. Als Kontrollgruppe dienten Studentinnen aus dem 3. Semester, die am Ende des KmA standen. Aus früheren Studien ist bekannt, dass es hinsichtlich des subjektiven Stressniveaus bei Konfrontation mit einem Körperspender Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, daher wurden in diese Studie nur Frauen eingeschlossen [3]. Zu drei Zeitpunkten (Baseline/vor der Erstkonfrontation/während der Erstkonfrontation) wurde die HRV als objektives Messinstrument zur Stressquantifizierung bei allen Probandinnen genutzt. Zusätzlich füllten die Probandinnen vor und nach der Konfrontation einen Fragebogen mit N=7 Items aus. Die subjektive Stressquantifizierung erfolgte auf einer visuellen Analogskala. Für die Vergleiche der HRV wurde der rMSSD ermittelt.

Ergebnisse: Insgesamt konnten N=12 Probandinnen in die Studie eingeschlossen werden. Es konnte gezeigt werden, dass die Studentinnen aus dem 3. Semester bei der Konfrontation mit dem Körperspender wenig Stress empfanden (auf VAS=10 cm: 0,175 SD: 0,15). Bei den Probandinnen aus dem 1. Semester zeigten sich signifikante Unterschiede zur Kontrollgruppe in der Erwartung und während der Konfrontation in der subjektiven Stressquantifizierung. Des Weiteren äußerten die Studentinnen aus dem 1. Semester nach der Konfrontation die Vermutung, dass sie erwarten würden, bei der Teilnahme am KmA weniger Stress durch den Kontakt mit dem Körperspender zu empfinden. Eine gruppenübergreifende Analyse der HRV zeigte, dass die Erwartung der Konfrontation nahezu gleich viel Stress auslöst, wie die Konfrontation selbst.

Schlussfolgerung: Die Arbeit zeigt, dass die Analyse der HRV als objektives Messinstrument der Stressquantifizierung eine sinnvolle und einfach anzuwendende Methode in der Lehrforschung darstellt und sich als Ergänzung oder Alternative zu Fragebögen eignet. Die Ergebnisse regen an, sich bewusst mit dem Zeitpunkt der Erstkonfrontation mit einem Körperspender im Medizinstudium zu beschäftigen und eventuell vorhandene vorbereitende Angebote anzupassen. Aufgrund der geringen Fallzahl empfehlen wir eine Wiederholung der Untersuchung mit einer größeren Anzahl an Probandinnen sowie eine Erweiterung um männliche Versuchspersonen.


Literatur

1.
Boeckers A, Brinkmann A, Jerg-Bretzke L, Lamp C, Traue HC, Boeckers TM. How can we deal with mental distress in the dissection room? An evaluation of the need for psychological support. Ann Anat. 2010;192(6):366-372. DOI: 10.1016/j.aanat.2010.08.002 External link
2.
Dyrbye LN, Harper W, Durning SJ, Moutier C, Thomas MR, Massie FS Jr, Eacker A, Power DV, Szydlo DW, Sloan JA, Shanafelt TD. Patterns of distress in US medical students. Med Teach. 2011;33(10):834-839. DOI: 10.3109/0142159X.2010.531158 External link
3.
Böckers A, Baader C, Fassnacht UK, Öchsner W, Böckers TM. Reduction of mental distress in the dissection course by introducing the body donor experience through anatomical demonstrations of organ systems. Anat Sci Educ. 2012;5(6):321-329. DOI: 10.1002/ase.1292 External link