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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Einschätzung und Selbstreflektion des Ausbildungsstandes von Studierenden der Human- und Zahnmedizin zum Thema Kindesmisshandlung und -vernachlässigung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Lisa-Marie Meyer - Universitätsklinikum Jena, Poliklinik für Kieferorthopädie/Sektion Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde, Deutschland
  • Ina Manuela Schüler - Universitätsklinikum Jena, Poliklinik für Kieferorthopädie/Sektion Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP-03-04

doi: 10.3205/19gma261, urn:nbn:de:0183-19gma2612

Published: September 20, 2019

© 2019 Meyer et al.
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Einleitung: Das Recht des Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung ist im § 1631 des BGB fest verankert. Trotzdem werden Kinder täglich Opfer von Gewalt innerhalb der Familie. Physische Gewalt richtet sich mehrheitlich gegen den Kopf des Kindes – insbesondere im orofazialen Bereich. Folglich sind neben den Kinderärzten die Zahnmediziner oft die ersten Personen, welche Misshandlungsfälle gezielt erkennen und Maßnahmen zum Kindesschutz in die Wege leiten können. Entsprechende Kompetenzen werden im NKLM/NKLZ für Absolventen der Studiengänge Humanmedizin (HM) und Zahnmedizin (ZM) verlangt.

Ziel: Kernziel war das Erfassen und der Vergleich der Ausbildungssituation der Studiengänge HM und ZM an der Friedrich-Schiller-Universität Jena zum Thema Kindesmisshandlung und -vernachlässigung als Basis für die Erstellung eines kompetenzorientierten interdisziplinären Lehrangebotes.

Methodik: Von April bis Juni 2018 wurden insgesamt 200 Studierende der medizinischen Fakultät mit Hilfe eines 34 Fragen umfassenden Paper-Pencil-Bogens anonym befragt. Zur Teilnahme an der Studie mussten die Studierenden bereits alle Lehrveranstaltungen zum Thema Kindesmisshandlung und -vernachlässigung absolviert haben. Der Fragebogen umfasste einen allgemeinen Teil zur Erhebung demographischer Informationen sowie drei spezielle Fragenkomplexe. Im ersten Komplex wurde erfragt, welche theoretischen Kenntnisse zum Thema Kindesmisshandlung und –vernachlässigung vermittelt wurden und wie zufrieden die Studierenden damit sind. Zur Evaluation des individuellen Wissensstands beantworteten sie im zweiten Komplex konkrete exemplarische Fragen. Im dritten Komplex schätzten die Studierenden ihre eigenen Fähigkeiten ein und äußerten Wünsche zur Optimierung der Lehre. Die deskriptive Auswertung erfolgte mit SPSS.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote des Fragebogens lag bei 45,9% in der HM sowie 73,3% in der ZM. 87,8% (ZM) und 50,0% (HM) waren mit der universitären Ausbildung nicht zufrieden. Nur 1,3% (ZM) und 16,4% (HM) fühlten sich adäquat auf den Umgang mit Kindesmisshandlung im späteren Praxisalltag vorbereitet. 6,5% (ZM) und 7,4% (HM) fühlten sich in der Lage notwendige Meldeschritte rechtskonform einzuhalten. Eine intensivere Lehre im Hinblick auf Kindesmisshandlung und -vernachlässigung wünschten sich 97,4% (ZM) und 85,2% (HM). Zur Wissensvermittlung präferierten die Studierenden Seminare, Expertengespräche, SkillsLab und Vorlesung.

Schlussfolgerung: Die Auswertung der Fragebögen zeigte, dass die Studierenden unzureichend auf die Erkennung von und den Umgang mit Fällen von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung vorbereitet sind. Diese Bedarfsanalyse dient als Grundlage zur Erarbeitung eines neuen interdisziplinären Lehrmoduls.