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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

„Umgang mit häuslicher und sexualisierter Gewalt im Gesundheitswesen“: Wie gelingt eine strukturierte Integration dieser Themen im Studium Humanmedizin an der MedUni Wien?

Meeting Abstract

  • Bianca Theresa Schuh - Medizinische Universität Wien, Teaching Center, Wien, Österreich
  • Andrea Berzlanovich - Medizinische Universität Wien, Zentrum für Gerichtsmedizin, Wien, Österreich
  • presenting/speaker Angelika Hofhansl - Medizinische Universität Wien, Teaching Center, Wien, Österreich

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP-03-01

doi: 10.3205/19gma258, urn:nbn:de:0183-19gma2588

Published: September 20, 2019

© 2019 Schuh et al.
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Text

Einleitung: Vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen wurden 2016 Standards für die Ausbildung zum Thema Gewalt für die Gesundheitsberufe formuliert [1]. Diese sollen in allen Curricula der Gesundheitsberufe in Österreich zur Anwendung kommen, u.a. auch im Medizin-Curriculum Wien. Insgesamt enthalten diese Standards 17 Teilbereiche und sind je nach Berufsgruppe unterschiedlich zu gewichten. Ziel des vorliegenden Beitrages ist es daher zu erörtern, wie diese Standards strukturiert implementiert werden können.

Material und Methoden: Zunächst wurde ein Soll-Ist-Vergleich durchgeführt. Hierzu wurde erhoben, was zu der Thematik bereits gelehrt wird. Dies wurde mit den Standards abgeglichen. Darauf aufbauend wurde ein Gesamtkonzept zur integrierten, longitudinalen Umsetzung der Standards im Medizin-Curriculum Wien erstellt.

Ergebnisse: Von den insgesamt 17 Teilbereichen wurden 12 als wichtig für die medizinische Ausbildung im prägraduellen Bereich eingestuft, wobei im Hinblick auf die Patientengruppen der Schwerpunkt auf Frauen und Kinder gelegt wurde.

Die Lernziele wurden longitudinal auf das gesamte Studium aufgeteilt. Im zweiten Semester sollen die Themenblöcke „Gewalt als gesellschaftliches Phänomen“, „Ursachen gesundheitlicher Akut- und Langzeitfolgen“ sowie „Indikatoren und Identifikation von Gewalt“ integriert werden. Im fünften Semester werden jene zu „Gewalt gegen Frauen“ und „Gewalt in der Schwangerschaft, Kindheit und Jugend“ behandelt. Im siebten Semester wird auf „Gewalt als traumatisches Erleben“, „Standards bei Anamnese, (Foto)Dokumentation, Spurensicherung“, „Professionelle Hilfestellung bei Gewalt“ und auch auf „Gewalt an älteren und pflegebedürftigen Menschen“ eingegangen. Hierbei soll u.a. ein Anamnesegespräch mit einer Simulationspatientin geübt werden.

Eine Auseinandersetzung mit der Problematik in der klinischen Praxis soll in den Praktika des 5. und 6. Studienjahrs erfolgen; im 5. Jahr in den Fächern Frauenheilkunde, Kinder- und Jugendheilkunde, Unfallmedizin und Psychiatrie. In Letzterem wird jeweils noch ein Theorieblock zum „Umgang mit GefährderInnen bzw. TäterInnen“ und zu „Gewalt bei psychischen Erkrankungen“ eingefügt.

Auch im Klinisch-Praktischen Jahr sollen in die Ausbildungspläne relevanter Fächer bei den Punkten „Anamnese erheben“, „Kommunikation mit PatientInnen/Team“ und „Verletzungsdokumentation“ Lernziele bezüglich Erkennung, korrekter Umgang mit und ärztliche Dokumentation von Fällen von Gewalt ergänzt werden.

Schlussfolgerung: Die Thematik „Umgang mit Gewalt“ soll an der MedUni Wien im Medizin Curriculum longitudinal verankert werden, um eine Sensibilisierung der Studierenden für diese Themen zu erreichen.


Literatur

1.
Erdemgil-Brandstätter A. Häusliche und sexualisierte Gewalt als Thema im Gesundheitswesen – Schwerpunkt Frauen und Kinder. Informationsbroschüre zur Implementierung international anerkannter Standards in die Ausbildungscurricula aller Gesundheitsberufe. Wien: REMA-Print-Littera Druck und Verlag; 2016. Zugänglich unter/available from: http://www.frauenberatung-kassandra.at/pdf/Broschuere_Hausliche_Gewalt_Curricula_ Gesundheitsberufe_ LF2017.pdf External link