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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Einschätzungen von Medizinstudierenden mit und ohne Kind zur Organisation und Qualität des Medizinstudiums an der Charité Berlin

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sabine Ludwig - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Susanne Dettmer - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Sabine Barleben - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Harm Peters - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV29-08

doi: 10.3205/19gma228, urn:nbn:de:0183-19gma2285

Published: September 20, 2019

© 2019 Ludwig et al.
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Text

Einleitung: Studium und Familie stellen für Studierende eine erhebliche Doppelbelastung dar, ähnlich wie Beruf und Familie im späteren Arbeitsleben. Zur besseren Vereinbarkeit von Studium und Familie und einer größeren Chancengerechtigkeit ist es wichtig, Studierende mit Kind gezielt zu unterstützen. Ziel dieser Untersuchung ist es, die Einschätzung von Medizinstudierenden mit und ohne Kind zur Organisation und Qualität des Studiums an der Charité zu erheben.

Material und Methoden: An der Charité-Universitätsmedizin Berlin (Charité) sind eine Reihe von Maßnahmen etabliert worden, um Medizinstudierende mit Kind zu unterstützen. Hierzu gehören Kinderferienbetreuung, Eltern-Kind-Zimmer, Kindernotfallbetreuung, Kinderbetreuungseinrichtungen auf den Campi, Beratung und Unterstützung durch das Familienbüro und die Einführung eines „Elterntracks“ im Stundenplan.

Im Sommer 2016 wurden mit Hilfe eines Onlinefragebogens insgesamt 835 Studierende des Modell- und Regelstudiengangs Medizin im letzten Studienjahr befragt. Davon haben 184 an der Befragung teilgenommen (Antwortquote 22%), 18 (9,7%) hatten davon Kinder. Einen Schwerpunkt bildeten dabei die Beurteilung der organisatorischen Rahmenbedingungen von Studium und Lehre sowie die Qualität der Lehre.

Ergebnisse: Insgesamt sind 38% der Studierenden mit Kind mit der organisatorischen Koordination des Medizinstudiums an der Charité zufrieden (Studierende ohne Kind 22%, keine Studiengangsunterschiede). Im Modellstudiengang schätzen 80% der Studierenden mit Kind den durch Stundenplan und anwesenheitspflichtige Veranstaltungen verursachten Zeitdruck als hoch ein – im Vergleich zu nur 56% der Studierenden ohne Kind (Regelstudiengang: 25%; 21%). 41% der Studierenden mit Kind sind mit der Qualität des Medizinstudiums zufrieden im Vergleich zu 28% der Studierenden ohne Kind. Ca. 94% der Studierenden mit Kind haben Freude an ihrem Studium (Studierende ohne Kind 80%). Mit ihrer Studiengangswahl sind 88% der Studierenden mit Kind zufrieden, in der Gruppe ohne Kind beträgt der Anteil 86% (keine Studiengangunterschiede). Bei der Studienverzögerung zwischen Studierenden mit und ohne Kind sowie bei Erwägungen, das Studium abzubrechen liegen keine Unterschiede vor.

Schlussfolgerung: Studierende mit Kind sind mit der organisatorischen Koordination des Medizinstudiums an der Charité zufrieden und weisen nicht mehr Studienverzögerung oder Studienabbruchsgedanken als Studierende ohne Kind auf. Dieses spricht für die Wirksamkeit der an der Charité eingeführten Unterstützungsmaßnahmen. Interessanterweise haben Studierende mit Kind trotz der Doppelbelastung mehr Freude am Studium. Auf der anderen Seite schätzen Studierende mit Kind den Zeitdruck im Studium höher ein als Studierende ohne Kind, woraus sich weiterer Handlungsbedarf ableiten lässt. Insgesamt sollten sich die Hochschulen durch die Ergebnisse dieser Studien darin bestärkt fühlen, gezielt Maßnahmen zur Förderung von Studium und Familie zu etablieren bzw. dieses auszubauen.


Literatur

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