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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Berufsmonitor Medizinstudierende 2018 – Perspektiven und Erwartungen der Medizinstudierenden in Deutschland

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Peter Jan Chabiera - Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V. (bvmd), Deutschland
  • Jana Aulenkamp - Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V. (bvmd), Deutschland
  • Bernhard Gibis - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Deutschland
  • Johannes Kopp - Universität Trier, Fachbereich IV Soziologie, Trier, Deutschland
  • Rüdiger Jacob - Universität Trier, Fachbereich IV Soziologie, Trier, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV29-04

doi: 10.3205/19gma226, urn:nbn:de:0183-19gma2262

Published: September 20, 2019

© 2019 Chabiera et al.
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Text

Einleitung: Der Mangel an ärztlichen Fachkräften auf dem Land und in einzelnen Fachdisziplinen, die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen und Veränderungen der Erwartungen angehender Ärztinnen und Ärzte werden häufig als aktuelle gesundheitspolitische Herausforderungen diskutiert. Um die Präferenzen zukünftiger Ärztinnen und Ärzte zu evaluieren, wurden drei Erhebungen (2010, 2014, 2018) durchgeführt.

Material und Methoden: Ein Link zum Online-Fragebogen wurde von den medizinischen Fakultäten als personalisierte E-Mail an alle eingeschriebenen Medizinstudierenden in Deutschland verschickt. Zentrale Themenfelder der Umfragen waren die Erwartungen an den Arbeitsplatz und die Arbeitsbedingungen, bevorzugte Fachdisziplinen, Vor- und Nachteile der Arbeit im stationären und ambulanten Sektor, die Arbeit in interprofessionellen Teams sowie die Digitalisierung. Da die letztjährige Umfrage die dritte ihrer Art innerhalb von acht Jahren war, wurden relevante Parameter auch im zeitlichen Verlauf ausgewertet.

Ergebnisse: An der Umfrage nahmen 13915 Medizinstudierende (14,8% aller Medizinstudierenden) in Deutschland teil. Als wichtigster Grund für die Wahl eines Fachgebiets wurde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf von 94,4% der Befragten genannt. Über 80% wünschten die Möglichkeit einer Teilzeittätigkeit. Die Attraktivität der Allgemeinmedizin ist in den letzten Jahren gestiegen (38,0% (2010) zu 42,5% (2018)), wohingegen die der Chirurgie abgenommen hat (29,3% (2010) zu 24,3% (2018)). Beide Entwicklungen sind insbesondere bei Studierenden in höheren Fachsemestern von Bedeutung. Ländliche Gebiete sind weiterhin nicht als Arbeitsort gefragt, wobei anzumerken ist, dass mehr als die Hälfte der Befragten (56,2 %) Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern als Herkunftsort angegeben haben. Aktuellen Entwicklungen zur Substitution und Delegation ärztlicher Tätigkeiten sowie zur Digitalisierung stehen die Befragten zumeist offen gegenüber. Ausnahmen stellen hierbei aber der Einfluss der Digitalisierung auf das Vertrauensverhältnis und die Kommunikation zu den Patientinnen und Patienten dar, deren zukünftige Veränderung eher kritisch gesehen wird.

Schlussfolgerung: Die Anforderungen zukünftiger Ärztinnen und Ärzte an deren Arbeitszeit, Arbeitgeber oder niedergelassener Tätigkeit, medizinische Fachgebiete und multiprofessionellen Teams ändern sich. Entwicklungen, die in den letzten acht Jahren zu beobachten waren. Daher sehen wir den dringenden Bedarf eines strukturellen Wandels der Arbeitsbereiche von Ärztinnen und Ärzten in Deutschland und der Arbeitskultur im Gesundheitswesen. Insbesondere einzelne Fachgebiete und Regionen sind mit steigenden Attraktivitätsverlusten konfrontiert. In Abstimmung mit den relevanten Akteuren können nationale Erhebungen als Langzeitstudie erstellt werden, um die Erwartungen und Perspektiven von Medizinstudierenden hinsichtlich ihrer zukünftigen Karrierewege und Arbeitsbedingungen zu untersuchen und auf dieser Grundlage reagieren zu können.