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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Improvisationstheater-Workshops für Medizinstudierende und Menschen mit geistiger Behinderung: ein inklusionsbasiertes Lehrformat

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Michael Wilde - Universität Basel, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Basel, Schweiz
  • Claudia Steiner - Universitätsspital Basel und Universität Basel, Klinik für Psychosomatik, Basel, Schweiz
  • Gunther Meinlschmidt - Universitätsspital Basel und Universität Basel, Klinik für Psychosomatik, Basel, Schweiz
  • Alexander Kiss - Universitätsspital Basel und Universität Basel, Klinik für Psychosomatik, Basel, Schweiz
  • Rainer Schaefert - Universitätsspital Basel und Universität Basel, Klinik für Psychosomatik, Basel, Schweiz

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV29-02

doi: 10.3205/19gma221, urn:nbn:de:0183-19gma2214

Published: September 20, 2019

© 2019 Wilde et al.
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Text

Einleitung: Im Rahmen der Medical Humanities im Medizinstudium der Universität Basel setzen sich die Studierenden in den ersten beiden Studienjahren unter anderem mit dem Thema ‚Menschen mit geistiger Behinderung’ auseinander. Interaktive Improvisationstheater-Workshops mit geistig behinderten Schauspielern haben zum Ziel, den Studierenden einen neuen Erlebniszugang zu Menschen mit geistiger Behinderung zu eröffnen. Fragestellung war, inwieweit die Workshops den Studierenden helfen,

1.
eigene Sichtweisen bezüglich Menschen mit geistiger Behinderung (Einstellungen) besser kennenzulernen;
2.
Hemmschwellen abzubauen, um im späteren medizinischen Arbeitsumfeld einen sensitiven Umgang mit geistig behinderten Menschen zu zeigen (Intentionen für späteren Umgang).

Material und Methoden: Wir haben das Erreichen dieser Ziele mittels quantitativer und qualitativer Methoden überprüft. Zu zwei Messzeitpunkten vor (T1) und nach dem Theaterworkshop (T2) wurden die Studierenden gebeten, einen Fragebogen (adaptiert aus [1], [2]) mit Fragen zur Einstellung und zum intendierten Umgang mit Menschen mit geistiger Behinderung zu beantworten. Nichtparametrische Statistik wurde verwendet. Zudem wurde der Workshop mithilfe einer Fokusgruppe mit Workshop-Teilnehmern (n=3) reflektiert.

Ergebnisse: N=50 Studierende beantworteten den Fragebogen sowohl vor als auch nach dem Improvisationstheater-Workshop (Gesamtzahl Workshop-Teilnehmer: 85; Response Quote: 58.8%). Nach dem Workshop (zu T2) zeigten sich z.T. signifikante Veränderungen in den Einschätzungen der Teilnehmer: Signifikant häufiger gaben die Teilnehmer als Intentionsaussagen [2] etwa an, dass sie gerne Menschen mit geistiger Behinderung als Patienten behandeln würden (Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Test: Z=3.30, p<.001). Nicht signifikant anders als vor dem Workshop wurden dagegen Einstellungsaussagen [1] beantwortet wie die, ob man es legitim fände, wenn ein Arzt ungern Menschen mit geistiger Behinderung behandelt (Z=0.42, p=.6766).

Schlussfolgerung: Im Rahmen der Workshops zeigten Teilnehmende Veränderungen im intendierten Umgang [2] mit Menschen mit geistiger Behinderung: Sie fühlten sich nach dem Workshop mit Blick auf ihre Aufgabe der Behandlung auch von Menschen mit geistiger Behinderung zuversichtlicher. Unsere Daten legen nahe, dass die Workshops geeignet sind, Studierende auf eine spätere Behandlung von Menschen mit geistiger Behinderung vorzubereiten. Das Fehlen von Hinweisen, dass die Workshop-Teilnahme mit Einstellungsänderungen [1] gegenüber Menschen mit geistiger Behinderung einherging, könnte darauf zurückzuführen sein, dass die befragten Studierenden schon vor dem Workshop angegeben hatten, aufgeschlossen und empathisch gegenüber Menschen mit geistiger Behinderung gewesen zu sein.


Literatur

1.
Schröter A, Schulze S, Kuhl J. Fragebogen zur Messung der expliziten Einstellungen gegenüber Behinderung (EXPE-B). Dortmund: TU Dortmund; 2018. DOI: 10.17877/DE290%-19854 External link
2.
Chadd EH, Pangilinan PH. Disability attitudes in health care: a new scale instrument. Am J Phys Med Rehabil. 2011;90(1):47-54. DOI: 10.1097/PHM.0b013e3182017269 External link