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Wie man den Propheten zwar nicht zum Berg, aber auf’s Land bringt: Beste Landpartie Allgemeinmedizin – ein Programm zur Förderung der Allgemeinmedizin im ländlichen Raum
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Published: | September 20, 2019 |
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Problemaufriss: Vor dem Hintergrund soziographischer Veränderungen gestaltet sich die Sicherstellung hausärztlicher Versorgung in Deutschland zunehmend schwierig, besonders im ländlichen Raum. Durch die Ausdünnung hausärztlicher Niederlassungen wird der Zugang gerade für ältere Patienten erschwert. Das erhöhte, ältere und häufig multimorbide Patientenaufkommen verringert die verfügbare Konsultationszeit, die Qualität der Behandlung nimmt ab, der Aufbau einer tragfähigen Arzt-Patienten-Beziehung wird erschwert. Damit einher gehen assoziierte Probleme wie der Verlust der hausärztlichen Primärkonsultations- und Gatekeeperfunktion, häufige Überversorgung sowie gesundheitliche Kostensteigerung. Obwohl im aktuellen Studierendenmonitoring ein Drittel der Studierenden angibt, die Allgemeinmedizin als Karriereoption in Betracht zu ziehen, bedarf es der Identifikation und Förderung der Interessierten.
Projektskizze: 2018 wurde vor diesem Hintergrund vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege das Projekt „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ ins Leben gerufen. Die Projektregion Nord mit sieben Kliniken und 20 Lehrpraxen in vier fränkischen Regionen wird durch das Allgemeinmedizinische Institut des Universitätsklinikums Erlangen koordiniert. Die gewählten Regionen in Mittel- und Oberfranken zeichnen sich vor allem durch ihre ländlichen Versorgungsstrukturen aus. Den Kern des Projekts bilden drei Säulen: Erstens erhalten die Studierenden ein studienbegleitendes, allgemeinärztliches Vertiefungscurriculum am Universitätsklinikum Erlangen. In dessen Rahmen sollen ihnen Möglichkeiten zur Erweiterung ihrer für die Allgemeinmedizin wichtigen Fähigkeiten und Fertigkeiten geboten werden. Des Weiteren wird ein Mentoring-Programm durch erfahrene Allgemeinärzte aus den ländlichen Regionen eingerichtet: Die Mentoren sollen ihren Mentees einerseits hinsichtlich Fragen bezüglich der Studiengestaltung zur Verfügung stehen, andererseits aber auch als engagierte und geschulte Lehrärzte im Rahmen von Famulaturen die spätere Wahl der Facharztweiterbildung in der Allgemeinmedizin bestärken [1]. Drittens werden in Anlehnung an die australischen Rural Clinical Schools BeLA-Lehrkrankenhäuser eingerichtet, in denen die Studierenden des Programms in Kontakt mit ländlichen Versorgungsstrukturen kommen sollen [2].
Relevanz: Vor dem Hintergrund der gesundheitspolitischen Herausforderung, die Versorgung vor allem des ländlichen Raums noch sicherzustellen, möchte das Projekt Beste Landpartie Allgemeinmedizin einen Beitrag zu evidenzbasierten Interventionsmöglichkeiten leisten und Strategien vorstellen, mehr junge Ärzte für die Tätigkeit in ländlichen Strukturen zu begeistern.
Literatur
- 1.
- Nicholson S, Hastings AM, McKinley RK. Influences on students' career decisions concerning general practice: a focus group study. Br J Gen Pract. 2016;66(651):e768-775. DOI: 10.3399/bjgp16X687049
- 2.
- Henry JA, Edwards BJ, Crotty B. Why do medical graduates choose rural careers? Rural Remote Health. 2009;9(1):1083-1095.