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Der Einfluss epistemologischer Überzeugungen und intrinsischer Motivation auf das Lehrkonzept von Lehrenden in der medizinischen Ausbildung
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Published: | September 20, 2019 |
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Die Medizindidaktik ist von einer Vielfalt unterschiedlicher Lehrformate geprägt. Wir unterscheiden hierbei zwischen transmissiven (lehrenden-orientierten) und konstruktivistischen (studierenden-orientierten) Lehrkonzepten. Moderne medizindidaktische Formate beziehen sich vor allem auf konstruktivistische Lehrkonzepte, z.B. in Form von simulationsbasiertem Unterricht.
Innerhalb konstruktivistischer Lehrumgebungen lernen Medizinstudierende idealerweise neue Informationen kritisch zu bewerten, sich eigenständig sowie in Gruppenarbeit Wissen anzueignen und dieses auf klinische Probleme anzuwenden.
Derartige Lehrkonzepte werden häufig durch curriculare Reformen hervorgehoben - die Frage ist jedoch, ob Lehrende hinsichtlich ihrer Einstellungen gegenüber der Lehre bereit sind, diese Reformen umzusetzen.
Vorangegangene Studien (vorwiegend in der Lehrerbildung) konnten zeigen, dass das bevorzugte Lehrkonzept der Lehrenden durch ihre epistemologischen Überzeugungen und ihre Lehrmotivation (intrinsisch vs. extrinsisch) beeinflusst wird. Die epistemologischen Überzeugungen einer Person umfassen Vorstellungen über die Beschaffenheit, Bedeutung und Gültigkeit von Wissen. Diese Überzeugungen können naiv bis weit entwickelt sein [1]. Weiterhin ist bekannt, dass diese Überzeugungen wiederum die entsprechenden Überzeugungen der Studierenden prägen und sich auf deren akademischen Erfolg auswirken können [2]. Im medizinischen Kontext wurden die hier untersuchten Überzeugungen von Lehrenden bisher kaum erforscht. Eine genauere Kenntnis dieser Zusammenhänge kann wertvolle Hinweise geben, z.B. für die Gestaltung hochschuldidaktischer Weiterbildungen.
In dieser Studie sollen diejenigen Überzeugungen identifiziert werden, die eine stärkere Zustimmung zum konstruktivistischen Lehrkonzept bewirken.
N=246 Lehrende der medizinischen Fakultät der TU München nahmen an einer Fragebogenerhebung im Rahmen eines Dozentenkurses teil. Mittels eines multiplen linearen Regressionsmodells wurde die Zustimmung zum konstruktivistischen Lehrkonzept abhängig von den epistemologischen Überzeugungen in den Dimensionen „Reflexive Natur des Wissens“, „Umgang mit Autoritäten“ und „Soziale Komponente des Wissens“ [3] sowie das Maß an intrinsischer Motivation zur Lehre untersucht.
Bei den Teilnehmenden wurde insgesamt eine starke Zustimmung zum konstruktivistischen Lehrkonzept festgestellt. Die Ergebnisse bestätigten außerdem den hypothetisierten Zusammenhang zwischen den Variablen: weiter entwickelte epistemologische Überzeugungen sowie eine starke intrinsische Lehrmotivation bewirken eine stärkere Zustimmung zum konstruktivistischen Lehrkonzept (F(4,239)=20,525; p<,001; R²=,26).
Die Ergebnisse erlauben erste Schlüsse für die Professionalisierung von Lehrenden in der Medizindidaktik. Im Rahmen medizindidaktischer Weiterbildungskurse können die Bewusstwerdung und Weiterentwicklung epistemologischer Überzeugungen integriert werden, um somit das konstruktivistische Lehrkonzept zu fördern.
Literatur
- 1.
- Bromme R, Pieschl S, Stahl E. Epistemological beliefs are standards for adaptive learning: a functional theory about epistemological beliefs and metacognition. Metacogn Learn. 2010;5(1):7-26. DOI: 10.1007/s11409-009-9053-5
- 2.
- Hofer BK. Personal epistemology research: Implications for learning and teaching. Educ Psychol Rev. 2001;13(4):353-383. DOI: 10.1023/A:1011965830686
- 3.
- Moschner B, Gruber H. Erfassung epistemischer Überzeugungen mit dem FEE. In: Bernholt A, Gruber H, Moschner B, editors. Wissen und Lernen: Wie epistemische Überzeugungen Schule, Universität und Arbeitswelt beeinflussen. Münster: Waxmann; 2017. p.17-37.