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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

„Also halte ich lieber den Mund“ – was Ärztinnen und Ärzte brauchen um bei einem Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch adäquat zu handeln

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anna Maier - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Ulm, Deutschland
  • Ulrike Hoffmann - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Ulm, Deutschland
  • Miriam Rassenhofer - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Ulm, Deutschland
  • Jörg Michael Fegert - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Ulm, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV27-07

doi: 10.3205/19gma211, urn:nbn:de:0183-19gma2115

Published: September 20, 2019

© 2019 Maier et al.
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Text

Einleitung: Im Jahr 2010 wurden in Deutschland zahlreiche Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs in Institutionen bekannt. In diesem Zusammenhang hatten viele betroffene Institutionen nicht oder zumindest nicht ausreichend auf (Verdachts-)Fälle in der eigenen Einrichtung reagiert. Darüber hinaus wurde deutlich, dass die Themen des Kinderschutzes zudem noch nicht vollständig in die Ausbildung von Fachkräften, die mit Kindern arbeiten, integriert sind [1]. Ärzt_innen haben daher oft noch zu wenig Wissen, um mit einem Verdacht auf Kindesmissbrauch angemessen umzugehen, sind aber andererseits auch wichtige Erstansprechpersonen für Betroffene [2]. Ziel ist es, zu untersuchen, welche Schwierigkeiten es für Ärzt_innen im Umgang mit einem Verdachtsfall gibt und welche Maßnahmen diese benötigen um in einem solchen Fall adäquat reagieren zu können.

Material und Methoden: Schriftliche Reflexionen von Ärzt_innen und Medizinstudierenden im Kontext einer E-Learning-Schulung zum Thema „Umgang mit sexuellem Missbrauch in Institutionen“ wurden auf der Grundlage der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet [3].

Ergebnisse: Die teilnehmenden Ärzt_innen und Medizinstudierenden konnten neue Erkenntnisse durch die Schulung gewinnen und erhielten Impulse sich für den Kinderschutz zu engagieren. Allerdings gaben sie auch an, mehr Wissen zur Thematik, insbesondere für den eigenen medizinischen Arbeitskontext, zu benötigen. Darüber hinaus wurden Verhaltenskodices, ein Beschwerdesystem oder Präventionsmaßnahmen als hilfreich erachtet.

Schlussfolgerungen: Viele der von den Ärzt_innen und Gesundheitsfachkräften angeführten Bedürfnisse könnten durch ein sogenanntes institutionelles Schutzkonzept aufgefangen werden. Gesundheitseinrichtungen sollten sich vermehrt bemühen dementsprechende, auf den spezifischen Arbeitskontext angepasste Maßnahmen in der eigenen Institution zu etablieren und somit die Umsetzung eines funktionierenden Kinderschutzes für die einzelne Akteure und die Institution zu verbessern.


Literatur

1.
Runder Tisch Sexueller Kindesmissbrauch. Abschlussbericht Runder Tisch Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und & öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich. Berlin: Runder Tisch Sexueller Kindesmissbrauch; 2012.
2.
Fegert JM, Rassenhofer M, Schneider T, Seitz A, Spröber N. Sexueller Kindesmissbrauch - Zeugnisse, Botschaften, Konsequenzen. Weinheim u.a.: Beltz Juventa; 2013.
3.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Weinheim u.a.: Beltz; 2010.