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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Ärztliche Differentialdiagnose: eine Herausforderung für Medizinstudierende

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Anne Franz - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre und Ausbildungsforschung, Berlin, Deutschland
  • Harm Peters - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre und Ausbildungsforschung, Berlin, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV26-04

doi: 10.3205/19gma200, urn:nbn:de:0183-19gma2001

Published: September 20, 2019

© 2019 Franz et al.
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Einleitung: Die Differentialdiagnose von Symptomen bildet eine Kernkompetenz für Ärzt*innen in der Patientenversorgung. Im Medizinstudium wird differentialdiagnostisches Denken oft implizit und wenig strukturiert vermittelt, zudem gibt es kaum auf Medizinstudierende zugeschnittene Lernmaterialien. In dieser Studie untersuchen wir, inwieweit Medizinstudierende in der Lage sind, für ein gegebenes Leitsymptom die differentialdiagnostische Herangehensweise auf Basis einer Literaturrecherche auszuarbeiten. Übergeordnetes Ziel dieses Projekts ist es, Lernmaterialien zu Differentialdiagnosen für Medizinstudierende zu erstellen.

Material und Methoden: Studierende im 6. Fachsemester des Modellstudiengangs Medizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurden im Rahmen des Moduls „Wissenschaftliches Arbeiten II“ eingeladen, zu einem Leitsymptom eine systematische Literaturrecherche vorzunehmen. Die Leitsymptome wurden auf Basis der Ausbildungsziele der Charité und des NKLM ausgewählt. Die Studierenden haben zum Zeitpunkt des Moduls bereits 160 Stunden Untersuchungskurs bzw. Unterricht am Krankenbett durchlaufen. Als konzeptionelles Rahmenwerk diente Ihnen das Konzept von Patwari [1], bei welchem die Identifikation von häufigen und do-not-miss Krankheitsbildern zentral ist. Hierfür werden Illness-Scripts mit den Kategorien Pathophysiologie, Epidemiologie, zeitlicher Verlauf, Symptome, Diagnostik und Therapie erstellt, auf dessen Grundlage dann der differentialdiagnostische Weg anhand von Key Features, Differenzierungs- und Ausschlussmerkmalen abgeleitet wird. Die Differentialdiagnose sollte abbilden, was von Medizinstudierenden am Ende des Studiums erwartet werden kann. Das Ergebnis der Studierenden wird als wissenschaftliche Hausarbeit mit max. 5000 Wörtern zusammengefasst und von den Betreuenden evaluiert und bewertet.

Ergebnisse: Insgesamt haben elf Studierende für je elf Leitsymptome eine schriftliche Differentialdiagnose erarbeitet. Sieben Studierende haben formal die Inhalte für ihr Leitsymptom entsprechend dem Rahmenkonzept von Patwari [1] herausarbeiten können. Die Ausarbeitungen blieben qualitativ jedoch oberflächlich, insbesondere zeigten sich Schwierigkeiten, klinisch zu erhebende Parameter für den differentialdiagnostischen Ablauf herzuleiten. Den weiteren vier Studierenden ist es formal nicht hinreichend gelungen, für ihr Leitsymptom die Inhalte entsprechend dem Rahmenkonzept von Patwari [1] herauszuarbeiten.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass Medizinstudierende große Schwierigkeiten haben, ein differentialdiagnostisches Vorgehen bei gegebenen Leitsymptomen herauszuarbeiten. Es fehlt möglicherweise die klinisch-praktische Erfahrung in den jeweiligen Inhaltsbereichen. Um diese Hypothese zu prüfen, werden wir im nächsten Schritt klinisch erfahrene Ärzt*innen einladen, auf Basis des gleichen konzeptionellen Rahmenwerks differentialdiagnostische Herangehensweisen herauszuarbeiten, um diese Studierenden zum Lernen zur Verfügung zu stellen.


Literatur

1.
Patwari R. Clinical Reasoning. Zugänglich unter/available from: https://www.youtube.com/watch?v=_Udy9-3164A&list=PL41ckbAGB5S1-rz69XB5mYOj8RyHnJHQU External link